WIE  IM  HIMMEL  SO  AUF  ERDEN

 

Die westliche Astrologie

die Bibel, christliche Religon und die Kirche

als Welten-Horoskop

 

Warum die Charakterisierung Gottes durch den Menschen und die archetypische Universalsprache der Astrologie von den Ursprüngen an miteinander verwoben ist.

 

2012/2013

 
"Es ändert nichts daran, dass ich ein schreckliches Bedürfnis nach - soll ich das Wort sagen - Religion habe. Dann gehe ich hinaus in die Nacht, die Sterne malen .. ."
Vincent van Gogh in einem Brief an seinen Bruder Theo, Arles, September 1888
(Bild: Sternennacht, Arles, von Vincent van Gogh, Öl auf Leinwand, Frankreich)
 

 

 

 

 

"Der Astrologe bringt die äußeren Himmel in Übereinstimmung mit dem inneren Himmel".

Aus dem Buch: "Das Buch der Symbole, Betrachtung zu archetypischen Bildern", Taschen-Verlag.

 

 

 

 

 

 

VORWORT

EINLEITUNG

1. Kapitel: Die zwölf Apostel im L. da Vinci-Abendmahl-Bild
2. Kapitel: Das Jesu-Horoskop und die Zeitalter
3. Kapitel: Die vier Evangelisten
4. Kapitel: Die zwölf Apostel, die zwölf Stämme Israel – die zwölf Söhne Jakobs und die Kabbala
5. Kapitel: Das Welten-Horoskop - Die Begegnung von Pantheismus und Monotheismus
6. Kapitel: Astrologie im römischen Reich
7. Kapitel: Astrologie im Christentum
8. Kapitel: M. Nostradamus, G. Galilei, C. G. Jung und die Sterne
9. Kapitel: Wie im Himmel so auf Erden

10. Kapitel: Parallele Märchen und das archetypische Zwölfer- bzw. Siebener Prinzip

SCHLUSSWORT

 

 

VORWORT

„Die Vorgänge auf Erden und beim Menschen werden weder von der Sonne noch von einem anderen Himmelsköper „bewirkt“, sie stehen vielmehr in einem energetischen, kausalen Verhältnis zueinander. Die Zeiger der Uhr messen die Zeit. Die Zeiger des Himmels (Sterne) messen die Qualität des Universums und damit auch die Befindlichkeit der Geschehnisse auf der Erde und jedes einzelnen Menschen!“ 

Es herrscht in der 4000-jähirgen Koexistenz zwischen Kirche (Altes Testament – Juden, und Neues Testament, Christen) und Astrologie eine Art „Hass-Liebe“ vor. Als „Teufelswerk“ wurde sie bezeichnet, und in einigen wenigen Köpfen der Menschen spukt dieses Urteil heute noch. Mehrheitlich wird sie mittlerweile aber durch den kritischen Blick einer ethisch verstärkten Sichtweise der christlichen Religion und der Kirche, welche diese verwaltet, und seit C. G. Jung (1875 bis 1961), dem Begründer der modernen psychologischen Astrologie, von der Allgemeinheit der Esoterik (übersetzt: inneres Geheimnis) oder inzwischen auch wieder der Geisteswissenschaft zugeordnet, wo sie hingehört.

Einerseits werden wir feststellen, dass die Bibel voller astrologischer Elemente ist, einfach weil sie „das Menschsein“ in seiner archetypischen Sprache und Gesetzmäßigkeiten am besten und mit „ewiger“ Gültigkeit auszudrücken vermag. Der Widerstand gegen sie liegt in seinen Ursprüngen parallel darin, dass in der Antike Planeten wie Götter verehrt wurden, und nicht nur empirisch, psychologischer Betrachtungsweisen dienten. Das stand in Konkurrenz zu dem einen Gott, den die Bibel beschreibt. Es ging und geht also um das philosophische Verständnis, dass beides im richtigen Kontext zusammengehört. Viele Gelehrte wussten das zu allen Zeiten, wie auch Theologen.

Päpste, die sich beispielsweise intensiv mit Astrologie beschäftigten, waren Sixtus IV. und Julius II. Mit Julius Nachfolger Leo X. zogen ganze Schwärme von Astrologen in den Vatikan ein. Der erste Papst der Gegenreformation, Paul III. (1468 bis 1549), holte sich den Rat der Astrologen ein, um die Stunden seiner Kirchengerichte zu datieren. Doch war es ausgerechnet der frühere Erzfeind der Kirche, Galileo Galilei (1564 bis 1642), der in der Kirche dafür sorgte, dass es definitiv zu einer Entfremdung und Verurteilung dieser alten Königswisschenschaft kam, dessen Symbolsprache aber mit das Fundament der Bibel und eigentlich aller Religionen bildet.

Nun wird es Zeit, wieder zusammenzubringen was zusammengehört, denn nur so lässt sich die Spraceh der Bibel in seiner Ganzheit erfassen, wobei die Astrologie in ihrer universellen Symbolsprache als Medium dient, Himmel und Erde in Verbindung zu bringen. Als Bürger zweier Welten, die wir sind, wohnt uns allen die Sehnsucht inne, unsere Heimat auf Erden und jener im Himmel gewiss zu sein – und das vermag die Bibel als Gottes Sprachrohr versichernd mitzuteilen, versteht man sie in ihren Deutungen zu lesen.

Die Entstehung des Alten Testaments ist ähnlich alt und hat den gleichen vorderorientalischen Ursprung wie die Astrologie, die Bibel insgesamt vereint hebräische, ägyptische, griechische und römische Elemente. Die Gelehrten ihrer Zeit waren stets Priester, Astronomen, Astrologen, Mathematiker, Philosophen und oft auch Ärzte in einem. Für die Bibel musste eine Struktur gefunden werden, dessen Aussagekraft von zeitloser Gültigkeit und Authentizität ist. Diese Voraussetzung erfüllte die Astrologie, welche mit ihrer Symbolsprache die Lebensgesetze wie kein anderes „Werkzeug“ aufzeigt und beschreibt.

Gehen Sie also mit mir auf Entdeckungsreise und heben Sie mit mir diesen „alten Schatz“, der die Liebe Gottes und sein Bemühen mit dem Menschen „zu kommunizieren“ in einem neuen Licht und Glanz erstrahlen lässt. Haben Sie sich nie gefragt warum unter den vielen Evangelisten in der Symbolik vier erwählt wurden und diese von drei Tieren und einen Menschen dargestellt werden - Matthäus das Symbol Mensch (Wassermann), Markus der Löwe, Lukas der Stier und Johannes der Adler (Symbol für den erlösten Skorpion). Wobei diese Symbolik älter ist, als die später zugeordneten Evangelisten. Oder wofür diese vier Tier(kreiszeichen)-symbole (die vier Fixzeichen im Zodiak = Tierkreis) als Bezeichnungen mit den Evangelisten eigentlich stehen? Bestimmt ist Ihnen schon aufgefallen, dass die zwölf Apostel, die Zwölf Stämme Israels und die zwölf Tierkreiszeichen dieselbe Anzahl darstellen, Sie meinen das sei Zufall? Schon Leonardo Da Vinci fügte in seinem berühmten „Letzte Abendmahl-Bild“ jedem Apostel symbolisch ein Tierkreiszeichen bildnerisch hinzu, denn sie stehen stellvertretend für die ganze Menschheit dort. Jesus wäre demnach der dreizehnte, genau wie es eigentlich dreizehn Sternzeichen gibt, rechnet man den Schlagenträger mit, welcher mit einem Teil seines Sternbildes zwischen Skorpion und Schütze steht. (Da es nur wenige Tage Ende November, Anfang Dezember sind, wo die Sonne dieses Sternbild durchläuft, wird der Schlangenträger als Zeichen gemeinhin ignoriert, in der „hohen Astrologie“ wird es allerdings mit berücksichtigt.) Und auch im „Vater unser“ heißt es „dein Reich komme, wie Himmel so auch auf Erden“, diese Worte erhalten nochmals eine zusätzliche Bedeutung, weiß man um die Übermittler und Verfasser dieser Texte.

„Wie im Himmel so auf Erden“ - der Himmel ist nicht außerhalb von uns, er ist in uns und umgibt uns. Was Gott geschaffen hat, ist ebenso durchdrungen von seinem Geist und seiner Liebe, wie es darüber steht. Es ist an uns diese Sprache seiner Natur zu (anzu)erkennen, mit welcher er mit uns in Beziehung treten will. Uns als Teil davon wahrzunehmen und so die Welt wieder etwas mehr zu dem „Paradies auf Erden“ für alle zu machen, die sie als „Übungsplatz für die Seele“, solange wir hier Gast sind, sein könnte.

Ihre Astrid Aichner

St. Lorenzen, 21.12.2012

 

EINLEITUNG

Grundsatzfragen zur  Astrologie

In unserer „aufgeklärten Zeit“ ist das Verhältnis Kirche/Astrologie ein Gebiet, wo wir noch im Dunklen tappen, weil die gewöhnliche Bevölkerung noch nicht lange Zeit relativ mündig ist, lesen und schreiben kann. Lange wurde sie von Machteliten bewusst unwissend gehalten wurde, weil sie dadurch für Machtinteressen manipulierbarer war (in anderer Form geschieht das auch noch heute).

Gott ist nicht außerhalb von dem was er geschaffen hat, sondern er wirkt innerhalb seiner Schöpfung, wie er außerhalb ist. Die Astrologie ist dabei keine Glaubens- sondern eine Wissenssache. Ganz sicher kann sie aber helfen, den Glauben näher zu kommen. Denn in ihr verbergen sich die Geheimnisse dieser Welt. Der Kosmos und seine Sterne stellen nichts anderes dar als die Gesetze Gottes. Gerade deshalb bleibt die Astrologie immer eine Geisteswissenschaft, in der man niemals auslernen kann. Die Astrologie befindet sich im Schnittpunkt von Astronomie und Psychologie, daher kann man sie gewissermaßen auch als „transzendente Astronomie“ bezeichnen.

Das wussten schon die alten Ägypter, welche als kosmologische Gesellschaft eine Hochkultur auf diesem Gebiet entwickelte. Als Beispiel sei die Sphinx genannt: Der Tierkreis wurde bereits dort auf reduzierter Ebene mit den vier Fixzeichen und gleichzeitig Symbol für die Elemente und Himmelsrichtungen, als Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann dargestellt. Und diese wiederum in reduzierter Form als Sphinx, was so viel bedeutet wie Tierkreiszeichen-Mensch.

Was den Ägyptern Hermes Trismegistos (Gott Hermes, der „Dreimalgrößte“)  war, übernahmen die Griechen als Hermes (der geflügelte Götterbote Merkur) und die Christen als Erzengel Michael (einer der sieben Erzengel mit höchster Rangordnung, Prinzip Merkur; Gabriel: Prinzip Mond, Raffael: Prinzip Sonne usw.). Diese selbe Figur Erzengel Michael in drei Gestalten steht bei allen für die „Einweihung in die Mysterien“ (bzw. „hermetische Lebensgesetze“). Merkur ist in der griechischen Mythologie Hermes der Götterbote, welcher als einziger  Zugang hat zu Himmel und Erde und zwischen ihnen vermittelt.

In der Symbolik des Zeichens sehen wir die drei Symbole für Körper (Kreuz), Geist (Kreis) und Seele (nach oben strebender Bogen). In der Psychologie der Jungfrau in der Mitte des Tierkreises (Herrscher Merkur) ist dieses Gespür für das Zusammenwirken von Körper, Geist und Seele insbesondere angelegt, daher steht die Analyse und geistige wie körperliche Gesundheit vor allem mit diesem Zeichen in Verbindung. (Der Zwillings-Merkur versinnbildlicht in der Mythologie als die Zwillingsbrüder Kastor und Pollux eine andere ähnliche Dimension des Merkurs).

Im Buch der Genesis, was übersetzt „Werdekreis“ bedeutet, wie in der Apokalypse (griechisch, Offenbarung/Enthüllung) finden sich zu Hauf Hinweise insbesondere zum Siebener-Prinzip. Dieses wird dort ganz konkret mit den sieben Planeten in Verbindung gebracht, welche wiederum für die großen sieben Stufen vom niedersten Pol der verdichteten Materie zum höchsten Pol des reinen Geistes stehen, die alle durchdrungen sind vom Geist Gottes, und die wir als Entwicklung alle zu durchlaufen haben. Hierhin ist auch das Lamm (Opfergang) mit den sieben Siegeln (evolutionäre Entwicklung des Menschen und der Menschheit) in seiner Symbolik  zuzuordnen und stellt die wichtigste Essenz und Botschaft des Ganzen dar. Man könnte sagen, dass das ganze „Drama der Apokalypse“ den selbst vollendeten Mensch in Gott zum Ziel hat. Aber auch das Zwölfer-Prinzip (Tierkreiszeichen - tropischer Gürtel) und das Vierundzwanziger-Prinzip (Tierkreisbilder - siderischer Gürtel) zieht

sich als roter Faden durch die ganze Bibelgeschichte. Das dem Menschen nähere Zwölfer-Prinzip wird in den nächsten Kapitel eingehender erklärt. Das Vierundzwanziger-Prinzip stellt von demselben eine höhere Dimension dar und wird in der Bibel und bildlichen Darstellung mit den vierundzwanzig Ältesten/Waisen symbolisiert. Beiden liegt die Erklärung von der Wirkungsgesetzmäßigkeit zugrunde. Und bereits im Wort JHWH (in seiner ursprünglich hebräischen Form) außerhalb des Judentums ausgeschrieben als Jahwe oder Jehovah, im internationalen Sprachgebrauch häufig YHWH, ist der Eigenname Gottes im Tanach, der hebräischen Bibel und symbolisiert mit den vier Buchstaben die vier Elemente, sowie die vier Fixzeichen, welche wiederum die reduzierte Form des Tierkreises sind.

Die Astrologie ist keine Frage von Glauben, und auch keine Konkurrenz zu irgendeiner Lehre oder Religion, sondern aus astrosophischer Sicht vielmehr ihr „Werkzeug“. Aus psychologischer Sicht versteht sich die Astrologie als Geistes-Wissenschaft, weil Naturbeobachtungen mit einem psychologischen Rückschluss, insofern könnte man die Astrologie (innere Wissenschaft) auch als transzendente Astronomie (äußere Wissenschaft) bezeichnen. Die Religion befasst sich mit der Seele, im Horoskop symbolisch in der Mitte, sie vereint alle Menschen. Die psychologische Astrologie aber befasst sich mit dem Charakterbild, symbolisch äußerer Kreis mit Planeten etc. im Horoskop, und das ist bei allen Individuen verschieden und wird von der Zeitqualität geprägt, in die eine Person hineingeboren wird.

Sozusagen sind die Analgen (Sonne, Aszendent, Planeten in den Zeichen …) sein bestmöglichstes Werkzeug, seine Seele/den göttlichen Impuls/die Liebe (wie man es heißen mag) zum Ausdruck zu bringen - „die Lichter, die wir nicht unter den Schemel, sondern auf den Tisch stellen sollten“, wie es in der Kirche oft zitiert wird. Sind wir dabei verbunden mit unserem Inneren, man könnte auch sagen „in Beziehung zu Gott“, dann verstehen wir unsere Anlagen intuitiv als solches „Werkzeug“, welches uns im Übrigen niemand nehmen kann, sondern wir mit der Zeit nur besser machen können. Wie geringer die „innere Verbindung“ vorhanden ist, je mehr geraten die Analgen zu einer Ego-Haltung und wir neigen zu Verlustängsten, da wir uns sehr mit den äußeren Lebensbühnen, auf welchen sich unsere Anlagen abspielen, identifizieren. Insofern, wenn in der Astrologie von der Sonne als „Ich“ die Rede ist (Sonne und Mond = Ich-Planeten, Mars und Venus = Du-Planeten etc.), dann steht sie für die Reflexion vom Selbst (Seele), was so viel heißt, dass wir unser Sonnenzeichen „nicht sind“, sondern es Ausdruck von uns ist, unserer Seele ist, wie die anderen Anlagen auch.

Inwiefern haben also nun die Gestirne mit dem Menschen zu tun? Zum einen stehen die Gestirne mit dem Leben auf Erden in empirischer Wechselwirkung (Jahreszeiten, der Mond hat mit allem organischen auf der Erde zu tun, z.B. ist die Regulierung der Körpersäfte mondbestimmt, vor allem offensichtlich durch die Menstruation der Frau die ca. 28 Tage des Mondzyklus, welches hormonell auch den Gemütszustand mit beeinflusst – subtiler Übergang vom Empirischen zum Psychologischen). Zum anderen ist es aber nicht so, dass der Mars dies tut und der Jupiter jenes.

So wie die Uhr die Zeit zählt und nicht macht, stehen auch die Gestirne für eine Zeitqualität, man kann an ihnen Stimmungen und Befindlichkeiten ablesen. Gewissermaßen sind die Planeten vergleichbar mit den Zeigern einer Uhr, welche in ihrer Position eine bestimmte Stimmung, eine energetische Realität anzeigen. "Horsokopieren" heißt deshalb auch "in die Zeit schauen".

Die herrschende Stimmung einer Jahreszeit überträgt sich auf den zu dieser Zeit geborenen Menschen, der Geburtsmoment (Aszendent etc.) individualisiert zudem jede Persönlichkeit.

In einem erweiterten Sinne sind die Planeten und Konstellationen das Erbe/die Wünsche der Ahnen (Mond-Mutter, Sonne-Vater, Saturn-Großeltern, Jupiter-Onkel, Pluto-Ahnen etc.) aus denen wir hervorkommen, und auch unserer eigenen vorangegangenen „Seelenbiographie“ (ab- und aufsteigender Mondknoten). Im Geburtshoroskop entspricht das 8. natürliche Skorpionhaus (auch Zeugungsbereich) bis zum 12. natürlichen Fischehaus (vorgeburtliches Haus) der pränatalen Phase, wo bereits die Motivation der Eltern ihre Prägung finden. Ein Kind sucht sich immer einen adäquaten Geburtsmoment (selbst bei Sectio), welcher die pränatale Phase bereits spiegelt. Daher ist der Aszendent (Verhalten/Ausdruck) zwar aus psychologischer Sicht mit dem Sternzeichen bzw. Sonnenstellung (Wesenskern) gleich bedeutend. Aus karmisch spiritueller Sicht aber ist der Aszendent bedeutsamer, weil er jenen Anteil eines Horoskopeigners symbolisiert, der „neu“ hinzukommt. Er repräsentiert den persönlichsten, individuellsten Anteil einer Person. Über seine Qualität kann der Horoskopeigner „alles was er mitbekommen hat“ (alle restlichen Anlagen im Horoskop) auf seine individuelle Art neu schöpferisch umsetzen und gestalten. Und so nicht nur seinen eigenen Lebensplan erfüllen, sondern im Idealfall „Eltern und Ahnen mit erlösen“

Horoskope kann man nicht nur für Menschen erstellen (psychologische Astrologie), sondern beispielsweise auch für Ereignisse, Gruppen und Länder (Mundan-Astrologie), da alles den archetypischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist.

Die Archetypen = 12 Tierkreiszeichen = Grunderfahrungen des Menschsein (auch das Durchwandern aller Stadien/Phasen, physisch wie psychisch, von Geburt (Widder) bis zum Tod (Fische) und Erlösung.

Jedem Tierkreiszeichen wird einer der 7 Planeten als Herrscher zugeordnet (Merkur teilen sich Jungfrau/Zwillinge, Venus Stier/Waage. Vor die drei transpersonalen Planeten Uranus, Neptun und Pluto nach Saturn entdeckt wurden, teilten sich Mars Widder/Skorpion, Jupiter Schütze/Fische und Saturn Steinbock/Wassermann).

Die Planeten ihrerseits sind dadurch gekennzeichnet, dass sie die Namen antiker Gottheiten tragen und dadurch im Lichte bestimmter menschlicher Urerfahrungs-Eigenschaften (Tugenden und ihre Schattenseiten) erscheinen, denen die Alten in ihren Göttermythen Ausdruck verliehen haben.

Die zwölf Archetypen im Tierkreis mit ihren zugehörigen Planeten beschreiben die Grunderfahrungen der gesamten Menschheit, seit es sie gibt. In einem jeden Leben bzw. Horoskop ist dieses Menschheitspotential mit eingebunden. Das Geburtshoroskop entspricht dem individuellen Archetyp einer Person (mit seinen persönlichen Schwerpunkten aus dem Ganzen), welche jeweils vom Gesamtkollektiv als mögliche Persönlichkeit (Individualität + Integrität mit dem Kollektiv) daraus hervorgeht. Das Geburtshoroskop ist auch ein Symbol für die verwurzelte Teilnahme des Individuums am universellen Prozess. Die Tierkreiszeichen symbolisieren also nicht nur parallel zu den Jahreszeiten den menschlichen Reifeprozess, sondern auch das gesamte Erfahrungspotential der Menschheit auf individueller, unbewusster Ebene. Alle Archetypen zusammen könnte man auch als das Sammelbecken aller menschlichen Erfahrungen, positive wie negative, bezeichnen, als Weltenseele bzw. Anima mundi. Einzigartig (Sonnenzeiche, Aszendent, Planeten in den Zeichen, Aspekte) daraus hervorzutreten aus diesem „kollektiven Ozean“, zu dem wir am Ende in Gott zurückkehren ist mit dem ersten Atemzug Aufgabe eines jeden Menschen – so wie auch Gott in Jesus zum Menschen wurde, um sich hinzugeben für diese Welt und uns zu erlösen.

                                                                                                  

1. Kapitel: DIE ZWÖLF APOSTEL im L. da Vinci Abendmahl-Bild

Viele berühmte Maler, Bildhauer und Architekten haben sich mit der Astrologie beschäftigt und sie in ihren Werken verarbeitet. Dazu gehören Albrecht Dürer, Sandro Botticelli, Tizian, Peter Paul Rubens und Hieronymus Bosch. Dabei geht es diesen Künstlern um die Darstellung der kosmischen Ursachen und Gesetzmäßigkeiten, mit denen der Mensch im Universum in Verbindung steht. Besonders deutlich wird dieses Wissen in dem berühmten Bild „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci.

Es gibt offizielle Restaurierungsquellen zum Bild, die keine direkten Absichten Leonardos aufzeigen, dass er mit den Aposteln die Tierkreiszeichen und die Menschenfamilie als Gesamtes darstellen wollte. Andere kunstbildende Fachkreise dagegen zeigen ganz klar die Zusammenhänge der Darstellung mit dieser Absicht auf. Sicher ist, dass Leonardo da Vinci als Mensch der Renaissance die Werke von Plato, Cicero und Vitruv kannte. Besonders vertraut war er mit dem Werk „Tetrabiblos“ von Claudius Ptolemäus (100 – 175 n. Chr.), das die Wechselwirkungen zwischen Gestirne, Zyklen und Menschen aufzeigt.

Auch die Menschen, welche in Leonardos Zeiten (geb. 1452) das weltliche und kirchliche Sagen hatten, Kaiser Maximilian (geb. 1459) und Papst Leo X (geb. 1475), hielten viel von Astrologie. So gründete Papst Leo X eine Hochschule für Astrologie, und wird beispielsweise auf dem Grundstein zusammen mit Kaiser Maximilian genannt, auf welchem das Horoskop eingemeißelt ist, das die Errechnung des günstigsten Zeitpunktes für den Turmbau des Klosters Niederaltteich (Bistum Passau) zeigt. Insgesamt galt die Renaissance-Zeit als Epoche der Neuentdeckung der Antike und des Humanismus.

Als Leonardo da Vinci etwas 40 Jahre alt war, bekam er von Ludovico Sforza den Auftrag, ein Bild für das Refektorium der Konventskirche von Santa Maria delle Grazie in Mailand zu malen. Heute gilt dieses Gemälde als Meilenstein der Renaissance. Das Bild stellt den Moment dar, in dem Jesus seinen Jüngeren prophezeit, dass einer von ihnen ihn verraten wird. Um die Personen darstellen zu können, suche Leonardo seine „Typen“ sorgfältig aus und fertigte viele Studien an. Bei genauer Betrachtung sind die Merkmale dieser „Typen“ mit den jeweiligen astrologischen Tierkreiszeichen-Charakteristiken augenscheinlich.

Es gibt zwölf Tagesstunden, zwölf Nachtstunden (zusammen vierundzwanzig, der kleine/tropische und große/siderische Tierkreis, in der Bibel „die vierundzwanzig Ältesten“, auch die 12 Seraphim-Engel und 12 Cherubim-Engel), zwölf Monate, das 12-Götter-Regiment der Griechen und Römer, die Zwölf Stämme Israels, die zwölf Söhne Jakobs, die zwölf Tierkreiszeichen und die zwölf Apostel. Die Bibel- wie die Märchenschreiber waren kundig im Verständnis, dass die die zwölf Tierkreiszeichen die zwölf archetypischen Grunderfahrungen des Menschseins symbolisieren. In der Natur analog physisch vom Beginn des Wachstums (Widder) über die Ernte und Ruhezeit (Fische) ebenso, wie psychologisch ideell der Mensch diese Stadien vom Beginn der Geburt (Widder) an über die Pubertät, Erwachsensein, Alter und Erlösung (Fische) durchläuft. Deshalb finden wir das Zwölferprinzip mit dem Dreizehnten als Erlösungsprinzip (Jesus-/Gottes-Prinzip) auch häufig in den altbekannten Märchen: Die zwölf Ritter der Tafelrunde, Dornröschen, Die wilden Schwäne, Die zwölf Brüder, Die zwölf Jäger, Die zwölf faulen Knechte, Die zwölf Räuber, die zwölf Töchter, etc.

Die Zahl Zwölf ist im Tarot die Karte des Gehenkten. Sie steht für den Tod des Alten, einen Übergang in Neues. Im tieferen Sinne steht die Zwölf für einen vollständigen Zyklus, die Rückkehr zum Ursprung. Sie wird als Verbindung des Menschlichen und Göttlichen gedeutet. Materielle und spirituelle Dimension wieder vereint, häufig aber auch verbunden mit einem Opfer.

Schon frühe Kulturen (Babylonier, Ägypter, China) beobachteten, dass ein Sonnenjahr (Erde umläuft einmal die Sonne) zwölf Mondzyklen beinhaltet – daher teilten sie das Jahr in zwölf Monate und zwölf Tierkreiszeichen. Die zwölf gilt seitdem als Zahl der kosmischen Vollkommenheit. So findet sie sich nicht nur in den Heiligen Schriften wie in der Bibel in oben genannten Beispiele wieder, sondern sie spiegelt sich auch in der Anatomie des Körpers: Wir haben z.B. zwölf Brustwirbel über dem Herzen, zwölf Hirnnerven und unser Körper regeneriert seine Zellen in zwölf Monaten.

Die Zahl 12 steht in der Zahlenmystik als 3x4 für das vollständig Gewordene und für Glück, sie ist die kosmische Zahl. Ihr gegenüber steht die Zahl 13 als göttliche Erlösungs-Zahl, denn in der Mitte der zwölf Apostel finden wir Jesu als dreizehnten. Er steht als Mittelpunkt und Orientierung stellvertretend für das Gottesprinzip und weist auf Absicht der Schöpfung, Weg, Sinn und Ziel hin. Die Zahl 13 repräsentiert die Christuszahl "der 12 und des Einen" (12 + 1).

Leonardo da Vinci malte als kundiger Astrologe die zwölf Jünger so, dass sie Anordnung und Gestik den zwölf Tierkreiszeichen entsprechen. Es handelt sich hier nach der alten astrologischen Charakterlehre um die zwölf Grundtypen, weshalb mit dieser Abendmahldarstellung in letzter Konsequenz nicht nur die zwölf Apostel, sondern die gesamte Menschheit angesprochen ist! Jesu als manifestes Gottes-/geistiges Sonnenprinzip inmitten der Menschenfamilie. Er erfährt sich durch uns, und wir erfahren Sinn und Erlösung durch ihn.

In der Astrologie sind das zwölfte Tierkreiszeichen, die Fische, das Zeichen des Christentums (lange Zeit vor dem Kreuz Symbol der Christen), der Spiritualität und der Menschenliebe. Jesus hat ja zum Zeitpunkt seiner Geburt das Fischezeitalter eingeleitet und gilt auch als „neptunischer Meister“. Venus symbolisiert die persönliche Liebe, Neptun, der erhöhte Planet von Venus, die himmlische Liebe. Der Spiegel der Fische, das 12. Haus im Horoskop, symbolisiert das Ende einer großen Entwicklung, an dem Opfer erbracht werden müssen, aber auch Erlösung naht, und an dem sich das Tor zur geistigen Welt öffnet. Die Zwölf ist wirklich eine bedeutende Zahl und es ist gewiss kein Zufall, dass es zwölf Apostel gab.

Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci von rechts nach links: Simon Zelotes Kanaanäus (Widder), Thaddäus (Stier), Matthäus (Zwillinge -Identität mit Evangelisten ist nicht nachweisbar), Philippus (Krebs), Jakobus der Ältere (Löwe), Thomas (Jungfrau), Jesus (Gottes Sohn – Sonne – Schlangenträger*) Johannes (Waage), Judas Ischariot (Skorpion), Simon Petrus (Schütze), Andreas (Steinbock - Bruder des Simon Petrus), Jakobus (Wassermann- Sohn des Alphäus), Bartholomäus (Fische- Nathanael aus Johannes Evangelium.)

(*13. Sternzeichen Schlangenträger: Es steht auch für das Heiler-Zeichen (Symbol in der Medizin) und es gehört den Sternbildern, welche um die Erde gegliedert sind an, doch ist sein größter Teil „himmelwärts“ ausgerichtet – so wie Jesus, der in diese Welt kam, aber nicht von dieser Welt ist und mit seinem Leben Richtung „Himmel“ verweist.)

Leonardos Komposition zeigt Jesus in der Mitte des Bildes zu Beginn der Eucharistie. Mit ausgebreiteten Armen deutet er auf Brot und Wein. Er ist der Ruhepol des Geschehens, während die Jünger durch seine Ankündigung in Unruhe und Aufregung geraten sind. Experten wie Erich von Beckerath und Arnold Bittlinger gehen davon aus, dass die zwölf Apostel, die um Jesus geschart sind, den Tierkreis darstellen. Sie sind in vier Dreiergruppen angeordnet, den vier Jahreszeiten entsprechend: Frühling (Widder, Stier, Zwillinge), Sommer (Krebs, Löwe, Jungfrau), Herbst (Waage, Skorpion, Schütze) und Winter (Steinbock, Wassermann, Fische), und das Grundgesetz des Lebens zum Ausdruck bringend, nämlich Entstehen, Bestehen und Vergehen - nichts überlässt Da Vinci dem Zufall.

Ganz rechts am Kopf des Tisches sitzt Simon, der sehr radikal war und die Römer mit Gewalt vertreiben wollte. Leonardo verlieh ihm deshalb die scharf geschnittenen Gesichtszüge eines Kriegers. Diese unterstehen dem Tierkreiszeichen Widder und symbolisieren gleichzeitig den Kopf des Menschen. Auch Simons Hände zeigen die Bereitschaft einzugreifen, aktiv zu werden, wie es für das Widderprinzip charakteristisch ist. Gleich daneben ist Thaddäus, Leonardo hat ihm durch seine ausgeprägte Halspartie einen so genannten „Stiernacken“ verliehen. Matthäus schaut nach rechts und zeigt mit den Armen nach links. Das ist typisch für „Zwillinge“ – während sie etwas mit den Händen tun, sind sie mit dem Kopf und Gedanken schon ganz woanders. Auch physisch werden die Extremitäten in der Astromedizin den Zwillingen zugeordnet.  Die Hände des Apostels Philippus sind dagegen nach innen gekehrt und deuten auf seine Brust. Damit ahmt er das Tierkreissymbol des Krebses nach. Innerlich ist er zutiefst getroffen und gibt dadurch seinen Gefühlen Ausdruck. Alles ist rund an ihm, des Gesicht, die Schultern, seine Gebärden, er ist ganz Seele und Gemüt.

Im Zentrum gleich neben Jesus der Löwe Jakobus der Ältere (der Sohn des Zebedeus). Er gehört zu den erstberufenen Jüngern und hat damit eine ganz besondere Stellung. Jakobus strahlt löwetypisch Selbstbewusstsein und Ruhe aus, breitet seine schützenden Arme vor Jesus aus und legt damit sein Herz frei, das dem Tierkreiszeichen des Löwen zugeordnet wird. Er ist ein echter Löwe mit dieser wahrhaft königlichen Gebärde, dem wie Jesus die Sonne geordnet ist. Er sitzt ebenso stolz und aufrecht wie sein Meister. Der große Unterschied ist allerdings, dass Jesus die göttliche Sonne verkörpert (ähnlich unserer Mitte/Seele im Horoskop, wo er als Göttliches ebenfalls verborgen liegt), während Jakobus d. Ä. irdische Dominanz und Herrschaft ausstrahlt. Neben ihm die Jungfrau, der Apostel Thomas. Er ist der Apostel, der sich ausschließlich von der Vernunft leiten lässt. Er ist derjenige, der alles genau wissen will, damit er es richtig einordnen kann. Auf ihn geht die Bezeichnung „ungläubiger Thomas“ zurück, denn er war es, der an der Auferstehung Jesu zunächst zweifelte, bis er selbst seine Wundmale sah und sie als einziger berühren durfte. Johannes ist der „Lieblingsjünger von Jesus“ und Waage-Mensch. Er ist immer um Ausgleich bemüht und sitzt deshalb zwischen Jesus und Judas. Das Neue Testament berichtet, dass der aufbrausende „Donnersohn“ Johannes zum Apostel der Liebe wurde. Er hat also in sich selber die Gegensätze ausgeglichen und ist mit sich im Reinen. Johannes weiß, dass niemand ihn verdächtigen wird, Jesus zu verraten. Es genügt ihm, still und sanft dazusitzen und das unglaubliche Geschehen zu betrauern. Fälschlicherweise wird er manchmal als Maria Magdalena gedeutet, also als Frau von Jesu. Weil er während des Wirkens Jesu noch sehr jung gewesen sein soll, wird Johannes in der Bildenden Kunst immer bartlos und dadurch etwas femininer als die anderen gezeichnet. Neben Johannes ist Judas, der Skorpion. Seine Haltung fällt besonders auf, weil er als einziger unbeweglich verharrt. Er scheint innerlich isoliert zu sein und bleibt zerrissen unter der Last seines Verrats zurück. Sein Blick ist starr und geht über das Haupt von Jesus hinweg. Platziert ist er zwischen dem aufbrausenden Petrus und dem sanften Johannes, wodurch sein undurchsichtiger Charakter erst recht hervorgehoben wird. Außerdem erkennt man ihn am Geldbeutel. Er war der Geldverwalter im Kreise der Jünger. „Das Geld der anderen“ hat auch immer mit dem Tierkreiszeichen des Skorpions, welches das 8. Haus regiert, zu tun. Nach der Legende begeht der Skorpion in ausweglosen Situationen Selbstmord, ein Hinweis auf den Suizid des Judas und das Lebensthema der Skopriongeborenen, nämlich „Macht – Ohnmacht“ (in der erlösten Form „Eigenmächtigkeit“ – dann wird er als Adler dargestellt). Zwischen Judas und Johannes drängt sich der „Schütze Petrus“. Er gilt als temperamentvoll, seine Hand zeigt Aktion. Begierig will er erfahren, wer der Verräter sein soll. Damit steht er im Kontrast zum vergeistigten, sanften Johannes. Petrus symbolisiert den Schützen, der für „Glaube“ und „Religion“ steht. Themen des natürlichen 9. Schütze-Haus sind: Erkenntnisse sammeln und weitergeben, höhere Geistigkeit, Theologie, Philosophie, große Reisen. Da ist es nicht verwunderlich, dass Petrus der erste Bischof von Rom war und als Schutzpatron der Päpste gilt. Der Legende nach wurde Andreas an ein Kreuz mit einem schrägen Balken, dem so genannten „Andreaskreuz“ geschlagen. Er macht eine abwehrende Handbewegung als ob er sagen will: „Aber ich doch nicht!“ Damit grenzt er sich von den anderen ab, was typisch für den Steinbock ist. Jakobus, der Jüngere legt „ganz wassermännisch“ seine Hand auf die Schulter des Petrus und bringt damit seine Verbundenheit zu diesem Apostel zum Ausdruck. Die beiden gehören als enge Freunde zusammen und leiten später die christliche Gemeinde, als deren Säulen sie bezeichnet werden. Im natürlichen 11. Wassermann-Haus finden wir die Themen Freundschaft, Gesellschaft, Reformierung, Ethik und Transzendenz. Eine besondere Stellung nimmt Bartholomäus ein. Als Vertreter der Fische-Energie stützt sich er sich als einziger so auf den Tisch, dass man seine Füße ganz besonders gut sehen kann. In der Astromedizin ist dieser Teil des Körpers, auch „Flossen“ genannt, der Sitz der Spiritualität, körperlich werden dem Fischeprinzip ebenfalls die Füße zugeordnet. Noch heute wäscht der Papst den Kardinälen die Füße. Mit ozeanischem Weitblick schaut Bartholomäus auf das Geschehen und erkannt seine Dimension.
 

Leonardo hat auf diesem hintergründigen Bild nicht Einzelmenschen gemalt,

sondern die Menschheit als Ganzes. In jedem der Apostel charakterisiert er ein Tierkreiszeichen, so wie diese als personifizierte Charaktertypen bereits in der Bibel dargestellt werden, und ordnete dieses Geschehen in das „große Abendmahl der Schöpfung“ ein. Denn gleichzeitig stehen die Apostel auch überpersönlich repräsentativ für die zwölf Archetypen (die zwölf Grunderfahrungen des Menscheins). In den zwölf Personen nehmen sie Gestalt an, wie es Gott in Jesu als menschgewordenes (göttliches) Sonnenbild tut.

Sigmund Freud schrieb über Leonardo da Vinci: „Er selbst glich einem Menschen, der in der Finsternis zu früh erwacht war, während die anderen noch alle schliefen.“

 

2. Kapitel: DAS JESU – HOROSKOP und die Zeitalter

Gerade das Horoskop Jesu ist ein faszinierendes Beispiel für die Vernetzung von Gottes Gesetzen mit der astrologischen Sprache, in welchen es den Menschen möglich ist, diese zu erfassen und zu erkennen, dass hier wirklich „der Himmel auf die Erde niederkam“. Bisher gibt es ca. sechzig verschiedene Jesu-Horoskop-Hypothesen aufgrund unterschiedlicher Rückschlüsse seiner angenommenen Geburtszeit. Zudem gehen die einen dabei von einer realen Persönlichkeit Jesu aus. Andere wiederum betrachten das Jesu-Horoskop als intensive Zeitspanne, in welcher aus einem kollektiven Suchen nach einem Messias mit neuen Werten als kulturelle Leistung dieser Jesu kreiert und später institutionalisiert wurde. Letztendlich geht es weniger darum zu beweisen, ob es den historischen Jesu gab, Johannes der Täufer war damals sehr viel bekannter, und über weit mehr Persönlichkeiten aus Jesu Zeit gibt es genauere belegte Dokumente ihres Wirkens, als über Jesu selbst. Es geht um das wofür Jesus Christus steht, „chrestos“ aus dem Koptischen (Urchristen) heißt übersetzt „Liebliche, Milde, Freundliche“. Jesus Christus ist die göttlich fleischgewordene Liebe geboren von der Jungfrau Maria (steht für die unbefleckte, reine Psyche, Voraussetzung wo reine Liebe hineingeboren werden kann), der wir nachfolgen sollen wenn es da heißt: „Die Seele ist von Natur aus christlich (in Liebe).“

Es sei also jedem selber überlassen, in welcher realen Form er Jesu wahrnehmen möchte, solange er den strategisch wichtigen Moment der Entstehung des Jesu Christo-Bewusstsein grundsätzlich anerkennt (hier kann man auch das Krishna-Bewusstsein u. a. anführen, die mit Jesu große Parallelen aufweisen) und seine Bedeutung für die Entwicklung der Menschheit versteht.

Aus meinen verschiedenen Recherchen möchte ich eine zusammenfassende  Jesu-Horoskop-Interpretation vom Astrologen Joachim Driessen als Beispiel anführen, da sie dem persönlichen und überpersönlichen Jesu gleichermaßen gerecht wird:

Der 21. August 7 v. Christus um die Zeit 17 Uhr 55 UT (Universal Time) bzw. 20 Uhr 16 (Wahre Ortszeit – in Betlehem-Efrata! oder Betlehem bei Jerusalem) ist laut Joachim Driessen tatsächlich die Zeit der Geburt Jesu. Demnach ist Jesu von Stern- bzw. Sonnenzeichen Löwe, Aszendent Widder, mit Mond im Krebs,  und auch alle anderen Planeten, mit einer Ausnahme (dazu später), stehen in ihren Zeichen, was als edelstes Charakterbild überhaupt gilt.               

Diese besondere Konstellation, welche die damaligen Waisen bzw. Wissenschaftler schon fast zwei Jahrhunderte vorher errechnet hatten, ist für den Menschen in nur unerheblich großen Zeiträumen möglich und ortsabhängig. Der Tag von Jesu Kreuzigung war laut Driessen der 7. April 30 n. Christus (u. a. stand die Widdersonne  im 8. Skorpionhaus – Haus des Todes und Wandlung).

Christi Geburt wird fälschlicherweise in der Nacht des 24. Dezember gefeiert. Hier folgt das Christentum heidnischen Sonnenwendkulten, nämlich germanischer Götterlehre und persischem Mitraskult.

Ein Horoskop auf diesen Daten errichtet, ergibt also nach astrologischen Lehren das edelste Charakterbild, das ein Mensch haben kann. Sonne, Mond und alle damals bekannten Planeten, Saturn ausgenommen, standen in ihren eigenen Zeichen und eigenen Häusern und nahmen damit die Stellungen ein, welche die hervorragendsten Charakterqualitäten symbolisieren.  

Nur ein einziger Mensch mit diesem Horoskop soll sein Lebenswerk vollendet haben: Jesus von Nazareth, der später Christus, d.h. der zum König – Gesalbte genannt werden sollte. Das meiste, was im Neuen Testament von Jesu überliefert wird, stimmt mit Charakter und Schicksal** Jesu laut Radix überein. Als Sohn Gottes, „Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, Erstgeborener aller Schöpfung“ (Kol 1,15), ist er selbst Mensch geworden, um die Möglichkeiten menschlicher Vollendung im Gehorsam gegenüber den vorgegebenen Grenzen vorzuzeichnen – gleichsam es für jeden dafür einen individuellen Plan der göttlichen Liebe gibt. In Jesus ist das Geheimnis göttlicher Gnade offenbar geworden, das für alle Zeiten bestimmend ist; er ist das beherrschende „Prinzip“, dem alles im Himmel und auf Erden untersteht. In Christus hat der ewige Heilsplan Gottes seinen „Rahmen“, in welchem sich das Leben der Menschen abspielt. Diesen Rahmen kann auch alles Treiben von Mächten und Gewalten nicht überschreiten, so willkürlich und furchterregend es für den Menschen auch sein mag. Diese Aussage des Glaubens gilt auch dann noch, wenn sich das menschliche Bewusstsein zeitlich und räumlich ins scheinbar Unendliche weitet. Wie immer das Weltbild sich wandelt, „in Christus“ bleibt es sinnvoll von einem göttlichen Plan der Geschichte zu sprechen, in dem die konkreten Lebensmöglichkeiten für den einzelnen vorgezeichnet sind, dessen Aufgabe es bleibt, diese zu finden und zu verwirklichen. - Nur wenn Astrologie letztlich darauf hinweist, ist sie christlich.

Nach biblischer Auffassung  teilte Gott auserwählten Menschen Dinge, die für Israel wichtig waren, in Träumen mit. Mit einem solchen Offenbarungstraum haben wir es hier zu tun. Zunächst schildert er die Weltgeschichte, wie sie in der Bibel aufgezeichnet ist, in astrologischen Ausdrücken, die dem Stierzeitalter und seiner Gesellschaft entsprachen. Abraham war in der Übergangszeit vom Stierzeitalter zum Widderalter geboren. Das Stierzeitalter kannte noch Menschenopfer. Abraham war so gottergeben, dass er seinen Sohn Gott opfern wollte. Wir alle kennen die Geschichte von Abraham und Isaak. Gott wollte aber keine Menschenopfer, sondern hielt Abraham durch seine Engel zurück und verwies ihn auf den Widder, der sich mit den Hörnern im Dornbusch verfangen hatte. Dieses Widderopfer bezeichnet den Anfang des Widderzeitalters.

Issak ist das Stierkalb, das einen weißen Widder zeugt: Jakob, der zum Stammvater der zwölf Stämme Israels (später die 12 Apostel = analog dazu die 12 Tierkreiszeichen) wird. Von da an sind wir ganz im Widderzeitalter, die Übergangsphase ist zu ihrem Ende gekommen.

Nicht von ungefähr kommt der Ausdruck ‚Lamm Gottes’ (dessen Herkunft sich Theologen bis heute nicht erklären können), aus der Astrologie jener Zeit. Lamm Gottes wurde Jesu genannt, "das Lamm", das hinwegnimmt die Sünden der Welt’, wie die Gebete lauten.

Kann man von einer Horoskop-Auslegung, die 160 Jahre vor der Geburt des Geborenen aufgezeichnet wurde, mehr verlangen, als dass einer seiner Namen darin steht? Schon die damaligen Astrologen (das bedeutet damals auch Astronom, Mathematiker, Philosoph, Wissenschaftler, oft auch Priester oder/und Mediziner in einem) habe diese bevorstehende Konstellation errechnet. Die sogenannten "Drei Heiligen Könige" haben sich in dieser Überlieferung zum gegebenen Zeitpunkt auf den Weg gemacht, Jesu zu suchen. In der Bibel sucht man die Geschichte der Heiligen Drei Könige vergeblich, als solches wurden sie erst ab dem Mittelalter bezeichnet. Nur eine einzige Textstelle im Matthäus-Evangelium weist darauf hin: "Siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem". Von Königen allerdings ist hier nicht die Rede. Im Original heißt es "Magoi", das bedeutet "Astrologen". Es werden weder Zahlen noch Namen genannt. Heilig sind die drei auch nicht - ein Heiliger muss von der Katholischen Kirche dazu erhoben werden, und das war bei den drei Königen nie der Fall.

Das göttliche Lamm, zum Menschen geworden, drückt sich aus im Widderaszendenten des Jesu-Horoskop. Nur wenn der Aszendent im Widder steht, ist es technisch möglich, dass alle Planeten auch in den Häusern stehen, in die sie gehören. Im Moment, wo diese Bedingung erfüllt war, wurde das Lamm zum Messias, der in die Welt kommen konnte. So wurde ein Mensch geboren, in dessen Horoskop alle Planeten in ihren eigenen Zeichen und eigenen Häusern standen. Alle bis auf einen, Saturn, er stand nicht in seinem Zeichen und Haus, sondern in den Fischen im 12. Haus. Hätte auch er in einem seiner Herrschaftszeichen, in Steinbock oder Wassermann, und damit im 10. oder 11. Haus gestanden, wäre das „thema mundi“ erfüllt gewesen, das Horoskop der Erschaffung der Welt.

Nach der Erfahrung kann es nicht vorkommen, dass ein Horoskop ein zweites Mal auftritt. Die Welt kann nicht ein zweites Mal geboren werden. Das Horoskop des Erlösers muss in mindestens einem Punkte sich vom Horoskop der Welt unterscheiden. Diese Bedingung erfüllt Saturn. Er erfüllt sie jedoch in bester Weise.

Nach alter Vorstellung musste der Erlöser aus Israel stammen, denn das ist ‚sein auserwähltes Volk’. Saturn ist der Planet Israels. Während das Volk Israel von Saturn regiert wird, steht das gelobte Land unter dem Zeichen Fische. Im Horoskop des Messias für Israel muss daher Saturn in Fische stehen.

Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ob es sich um nur eine Person handelte, oder ob es mehrere Menschen waren, die ein Stück aus ihrem Leben der Biographie des Menschensohnes geliehen haben. Dass zur gleichen Zeit mehrere Menschen mit Jesus-Horoskop bzw. unter derselben Zeitqualität geboren wurden, konnte ja nur durch den Kindermord des Herodes aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit gestrichen werden. Diesen hat es nach historischen Recherchen allerdings  nie gegeben, eine Fiktion vom Matthäusevangelium.

Astrologische Hintergründe zur Geburtskonstellation vom Messias waren zur damaligen Zeit bekannt. Nach den Evangelien später sollte es aber nur einen Jesus, einen mit dieser Konstellation geben, es bleibt jedoch nicht ausgeschlossen, dass es ihn als solches gegeben hat.

Das Messiasverlangen der Menschen war (zur damaligen Zeit) so stark, dass es sich aus mehreren Schicksalen auffälliger Menschen und Menschheitslehren die Gestalt Jesus Christus erschuf, nach J. Driessen das Wahrscheinlichste: „Das war eine einmalige Kulturleistung, an der die gesamte europäische Welt beteiligt war. In der Fähigkeit und dem Antrieb zu einer solchen Leistung kann man das Wirken einer göttlichen Kraft erkennen, wenn man sie erkennen will.

Es sieht ja so aus, als ob ein Wille zum Guten die Evolution voranpeitscht, seit sie den Menschen hervorgebracht hat!“

Heute, seit dem Jahre 2000, leben wir im Wassermannzeitalter, es ist das Zeichen des Geistes und des Geistigen, als Erbe und Fortsetzung des Fischezeitalters.

Sein Logo sind zwei Wellenlinien, die parallel übereinander schweben. Die untere symbolisiert die Materie, die obere den Geist.

Wassermann, lebt mit dem Kopf bereits in Reichen, die nicht von dieser Welt sind. Von daher kommt seine Intuition. Seit alters her wird das Matthäus-Evangelium unter dem Zeichen Wassermann gesehen; es ist das erste  Evangelium ca. 70 n. Chr., das geschrieben wurde; sozusagen die Vollendung der Botschaft, die aus Fische kam. Das jüngste Evangelium ca. 100 Jahre n. Chr. nach Johannes wird unter Skorpion - meist dargestellt als Adler, die erlöste Ausdrucksform des Skorpions -, das nach Markus unter Löwe, das nach Lukas unter Stier gesehen. Allein das Matthäusevangelium hat kein tierisches, sondern ein menschliches Sternzeichen für sich (insgesamt die vier Fix-Zeichen im Zodiak).

Das Wassermannproblem ist: Wie kann der Einzelne seine Eigenart in Masse und Vermassung bewahren und dennoch von der Menschenmasse geliebt und in ihr hilfreich sein?

Das allgemein Geistige ist die Gesamtheit des Strebens aller Menschen nach Wahrheit, Güte und Anmut. Geist ist der persönliche Anteil eines Einzelnen, den er sich aus dem allgemein Geistigen herauszuformen imstande ist. Dieser Geist ist das Höchste, Größte und Beste. Er bewegt den Menschen und bestimmt Handlung und Entscheidung. Er entsteht in dieser Welt und ist doch nicht von ihr, verwoben mit dem Geheimnis, des Heiligen Geistes, der Heiligen Dreifaltigkeit.

Im Wassermannzeitalter offenbart Gott sich nicht mehr in den Wundern, die der Glaube erzeugte; er lässt sich schauen im Antlitz des Nächsten. Die Wahrung der Würde dieses Antlitzes ist Gottesdienst, wenn sie dem schaffenden/wirkenden Menschen jene Freude wird, die ihn zu einem Sein in dem Reich, das nicht von dieser Welt, fähig macht. Diese Freude gestaltet, wenn der Mensch von ihr genug erfüllt ist, von den zahllosen Himmeln denjenigen, in dem er mit seinem Tode eingeht. (Ein Künstler ist dadurch unter den Menschen hervorgehoben, dass er aus dieser Freude sichtbare und nacherlebbare Werke schon in dieser Welt schafft.)

Ohne Freude verkrampft sich beim Wassermann alles: Freundschaft, aus der Freude kommt zuerst – sollte sein Motto sein.

Gott ist überall da als Freund und Gestalter, der der Mitwirkung bedarf. Ihm kommt zu Hilfe, wer sich gerufen fühlt. Während er den Menschen erschafft, erschafft der Mensch ihn. Beide hören niemals auf, an einander zu wirken und sich gegenseitig zu bedingen. So versteht Wassermann das Wesen der Ewigkeit. Auch das ist in den parallelen Wellenlinien, dem Oben und Unten seines Zeichens ausgedrückt.

Eine Wassermannreligion kennt weder Gründer noch Gurus, Propheten, Priester, Erwecker oder dergleichen. In ihr ist die Gemeinschaft derer, die gleichen Geistes sind, schaffend und wegweisend. Ihre Gemeinschaften kennen keine Hierarchien. Keinerlei Führerpersönlichkeiten werden gebraucht oder anerkannt. Der Geist, der ihre Gruppierungen bewegt, weist ihnen und ihren Einzelnen die Wege. Das sind Wege für viele, die sie gemeinsam gehen, doch auch jeder für sich allein – in seiner persönlichen Liebesbeziehung zu Gott, durch und mit Jesu, den von Gott gesandten Menschensohn, wenn er will.

Zum „Selbstverständnis“ der Revolution des Wassermann-Zeitalters sei die 2. Strophe aus dem Wassermann-Song im Hippie-Musical „Hair“ von J. Rado und G. Ragni (deutsch von W. Brandin) zitiert:

„Harmonie und Rechte und Klarheit!

Sympathie und Licht und Wahrheit!

Niemand wird die Freiheit knebeln,

niemand mehr den Geist umnebeln.

Mystik wird uns Einsicht schenken,

und der Mensch lernt wieder denken,

dank dem Wassermann, dem Wassermann!“

Das Wort „Revolution“ entstammt ursprünglich dem Bereich Astronomie-Astrologie und bezeichnete die Umschwünge des Sternenhimmels, die Bewegungen der Wandelsterne und den Jahreslauf der Sonne und weist auf kosmische Zyklen und Gesetze. In diesem Sinne wurde es noch von Dante, Kopernikus und Galilei gebraucht. Erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts werden unter Revolution auch die Wandlungen und Umschwünge im politischen und sozialen Bereich verstanden. Doch gerade aus der Parallelsetzung von kosmischer und irdisch-menschlicher Bewegung ergibt sich, dass Revolutionen nicht als Willkür empfunden wurden, sondern als jeweils notwendige und gesetzmäßig ablaufende Ereignisse. Astrologische Geschichtsbetrachtung könnte somit lehren, dass das, was aus der Sicht des Alten als Untergang erscheint, in allem Schmerz des Umbruchs der Anbruch eines unvermeidlichen Wandels ist und dass die Kategorien des vergehenden Zeitalters nicht hinreichen, das neue zu beurteilen. Der neue Mensch wird neu die ihm gemäße Gestalt seines Lebens finden müssen „nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie ER es in seinem Willen beschließt“. (Eph 1,11).

**Schicksal: Die Astrologie kennt kein vorgegebenes Schicksal oder feste Prognosen. Mit Schicksal ist hier die Kombination der Anlagen und des Lebensprozesses (Transite) und den damit möglichen verbundenen Werdegang gemeint. Gemäß den Anlagen ein jeder Person und die Phase, die sie durchläuft, ist sie zwar geprägt von ihren individuell angelegten Qualitäten und der aktuellen Zeitqualität, aber sie entscheidet immer selbst, wie sie damit umgeht. Wie authentischer jemand durch das Leben geht, desto weniger „negatives“ Schicksal erwirkt er von außen, bzw. wird ihm „was geschickt“ sich seiner zu besinnen um Korrekturprozesse einzuleiten. Zum Schicksal gehören natürlich auch die positiven Höhepunkte des Lebens, denen jemand in seinen Lebensstadien begegnen kann.

*Das Sternzeichen Löwe (Herrscher Sonne) steht bei Jesu nicht für das Sonnenprinzip der irdischen Macht und Autorität, sondern für die göttliche Sonne, Zentrum der Liebe. Der Widderaszendent (Herrscher Mars - mit Jesu Geburt wird das Fischezeitalter eingeleitet, das Widderzeitalter beendet) steht für den Neuanfang und Prinzip der Auferstehung. Natürlich gibt es immer wieder Menschen, die mit einer Löwesonne und einem Widder-Aszendenten geboren werden, allerdings nicht mit den zusätzlichen Konstellationen, jeden Planet in seinem Zeichen zu haben (mit der einen genannten Ausnahme), was die besteVoraussetzung darstellt, diese Konstellation ideal umzusetzen. Erlauben wir uns dennoch Jesus, in dieser seiner Einmaligkeit menschlich zu betrachten, erinnert die allgemeine Interpretation, entlehnt aus dem Buch Tierkreiszeichen, Aszendent und Charakter von Joèlle de Graveleine, doch auch an den Typus von Jesu wie wir ihn aus dem Evangelien kennen:

„Löwe/Widder (Sonne-Mars) Feuer/Feuer:

Willenskraft, Mut Ehrgeiz, sehr schöpferisch begabte Natur; hat eine starke Wirkung durch seine Ausstrahlung; kann durch sein „Charisma“ Macht über andere ausüben. Großzügige Natur, „königlich“, unfähig zur Berechnung. Stolzes Auftreten. Liebt große Gesten und großmütige Taten so sehr, dass es schon herausfordernd wirkt. Sehr gefühlvoll; Die Liebe spielt die Hauptrolle. Die Kinder oder das selbstgeschaffene Werk sind für diesen Menschen wichtig. Glaube und Liebe versetzen Berge. Sehr männliche Konstellation, für eine Frau nicht so leicht lebbar; bei ihr besteht die Gefahr, zu draufgängerisch zu sein. Fühlt sich zum Zeichen Waage hingezogen.“

Der weibliche, sensible, fürsorgliche Krebs-Mond im Radix Jesu verfeinert noch diesen Grundtyp und spiegelt seine Hingezogen sein zu seiner Mutter Maria wider(oft dargestellt auf Mondscheibe, Mond = Gefühl, Mutter/Kind, seelische und leibliche Nahrung). Männer mit Krebsmond hängen ein Leben lang besonders an ihrer Mutter und schätzen mütterliche Frauen.

Jesus hat als charismatische Persönlichkeit im Auftreten überzeugt und beeindruckt. Wir erkennen in dieser groben Charakterbeschreibung Jesu-Züge wieder. Er ist eben Mensch geworden wie wir auch, allerdings mit der Besonderheit wie keiner vor und nach ihm, diese Konstellation in der „Lichtseite“ und „erlösten/erwachsenen Form“ zu leben.

 

Der Stern über Betlehem                     

Der sogenannte „Betlehem-Stern“ war in dem Sinn kein einzelner Stern, sondern eine Konjunktion (zwei eng nebeneinander stehende Planeten, in diesem Fall die zwei größten Jupiter und Saturn, welche von der Erde aus gesehen wie ein Licht leuchten). Überlieferte Aufzeichnungen aus Babylonien beschreiben bereits diese errechnete wichtige Konstellation.

Die Geburt Jesu 7 Jahre vor der Zeitrechnung anzusetzen, die nach diesem Ereignis zählt, bedeutet keine Schwierigkeit, da diese unsere Zeitrechnung erst – zum Zwecke der Osterfestberechnung – von dem Mönch Dionysius Exiguus (gestorben um 550) eingeführt wurde, der offenbar nicht auf historische Präzision im modernen Sinn bedacht war. Es steht z. B. fest, dass König Herodes I. im Jahre 4. v. Chr. gestorben ist.

Eine normale Konjunktion von Jupiter und Saturn ereignet sich etwa alle 20 Jahre. Jene im Jahre 7 v. Chr. fand im Tierkreiszeichen Fische statt und zeichnete sich noch dadurch besonders aus, dass sich die beiden Planeten infolge zeitweiliger Rückläufigkeit dreimal im gleichen Zeichen begegneten. Ist eine dreimalige Konjunktion von Jupiter und Saturn überhaupt nur alle 200 Jahre erwarten, so hat sie im Zeichen Fische in geschichtlicher Zeit außer im Jahre 7 v. Chr. nur noch ein einziges Mal stattgefunden, im Jahre 861 v. Chr. Gegenüber diesem Datum aber ist die Konstellation des Jahres 7 v. Chr. dadurch ausgezeichnet, dass damals der Frühlingspunkt bereits in Sternbild Fische eingetreten war und damit das Fische-Zeitalter begonnen hatte. Diese Situation aber ist im laufenden „Platonischen Jahr“ absolut einmalig. Sicher hängt es auch damit zusammen, wenn der Fisch zum Symbol für Christus wurde, bevor einige Jahrhunderte später das Kreuz an seine Stelle trat.

Auf Israel verweist auch die Ortsbestimmung der Konjunktion, und zwar aufgrund einer im Altertum verbreiteten astrologischen Geographie. Bei der Zuordnung der Tierkreiszeichen zu bestimmten Ländern oder Regionen der Erde gab es gewisse Schwankungen. M. Manilius (1. Jh., römischer Astrologe, Dichter, Autor der fünf Bücher genannt Astronomicon libri V.) jedenfalls – zur Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius – weist dem Zeichen Fische die Länder Parthien, Susiana (Persien), Mesopotamien und das Rote Meer zu. Wenn der Höhepunkt der Begegnung von Jupiter und Saturn, ihr fast gleichzeitiger westlicher Stillstand, bei Fische 15° - also in die Mitte dieses Tierkreiszeichens – stattfand, dann bot sich astrologischer Deutung in der Tat nur Jerusalem, wo König Herodes I. herrschte, als Ort für das Geschehen an, auf das „der Stern“ hinwies.

Fische ist aus alter Zeit ein Jupiter-Zeichen (heute auch Neptun). So ergibt sich für die dreimalige Konjunktion von Jupiter und Saturn im Zeichen der Fische zum Beginn des Fische-Zeitalters folgende symbolische Bedeutung:

Jupiter, Repräsentant der göttlichen Ordnung, der „Gerechte“- wie er bei den Juden hieß -, verbindet sich in einzigartgier Weise mit Saturn, dem Stern Israels und „Sabbat-Stern“ der Juden, dem Beherrscher der Zeit. Bei dieser Begegnung dominiert, auch optisch strahlend Jupiter neben dem blassen Saturn, und sie leitet ein neues Zeitalter ein, das von Jupiter beherrscht ist, in dem aber die Feindschaft zwischen Saturn und Jupiter aufgehoben ist.

In der Bibel ist daher oft von einem Stern, den Marduk-Stern Jupiter die Rede, da vor allem sein Weg verfolgt wurde. Im Protoevangelium des Jakobus wird dann auch auf die Begegnung mit Saturn aufmerksam gemacht: „Und siehe da, sie sahen Sterne im Aufgang, und sie zogen vor ihnen her, bis sie zur Grotte kamen.“ So ergab sich die etwas naive Vorstellung, als ob der Stern den „Magois“ (drei Weisen bzw. Heiligen-Drei-Könige, eigentlich Astronomen/Astrologen) wie die Laterne eines Führers vom fernen Morgenland bis nach Jerusalem-Betlehem auf dem Weg vorangeleuchtet hätte. Nach den Worten des Evangeliums beriefen dich die Weisen bei ihrer Ankunft allein darauf, den Aufgang eines Sternes gesehen zu haben, den sie als Zeichen eines außerordentlich verehrungswürdigen Königs der Juden betrachteten. Von einem Voranzeichen des Gestirns ist in diesem Zusammenhang noch keine Rede. Sie brauchten weder nachts zu reisen, um den Stern beständig vor Augen zu haben, noch musste dieser so hell sein, dass man ihn auch bei Tage sah – sie hatten als Wegweiser die Berechnungen. Dass der Stern vor den Weisen herzog, ist erst für das letzte Stück der Reise – von Jerusalem nach Betlehem – berichtet (Mt 2.9), und zwar als etwas, was die Weisen als besondere Freude feststellten. Jupiter stand hell leuchtet ungefähr 50 Grad hoch genau über die Richtung des Weges, dicht daneben Saturn, und befanden sich dabei nahe der Spitze des Zodikallichtkegels (zarte, nicht scharf begrenzte Leuchterscheinung). Damals brachten es nun die Umstände der Jahreszeit mit sich, dass trotz der beständigen Himmelsdrehung der Untergangspunkt der Helligkeitsachse während der ganzen „ersten Nachtwache“, genauer gesagt etwa vom Eintritt völliger Dunkelheit um 18.45 Uhr an bis gegen 22 Uhr Ortszeit, mit unmerklichen Veränderungen an derselben Stelle des Horizonts verblieb. Der Lichtkegel richtet sich allmählich steiler auf und sank tiefer, aber das Licht, das wie ein Scheinwerferstrahl von Jupiter, dem Messias-Stern, gleichsam auszuströmen schien, wies mit merkwürdiger Beständigkeit stets auf denselben Ort… so entstand der Eindruck, als ob der Stern „stehenblieb ober darüber, wo das Kind war.“

 

3. Kapitel: DIE VIER EVANGELISTEN

Es gibt keine Einigkeit unter den Historikern, wann die einzelnen Evangelien genau verfasst wurden. Sie sind sich aber in der Wahrscheinlichkeit einig, dass es noch zuverlässige Augenzeugen der Wirksamkeit Jesu gegeben hatte, als die Evangelien niedergeschrieben wurden. Man findet verschiedene Ansätze, die Evangelien zeitlich einzuordnen, der eine etwas früher, der andere etwas später, aber nirgends ist der Zeitraum zwischen Jesu Wirksamkeit und dem ersten fertigen Evangelium größer als 40 Jahre. Zum Verständnis als Beispiel heute wird niemand bestreiten, dass es im Jahre 2000 noch Zeitzeugen gibt, die vom Zweiten Weltkrieg berichten können, der immerhin ca. 60 Jahre zurückliegt. Im Vergleich dazu ist das erste fertige, schriftliche Evangelium, das im Jahre 70 oder gar schon 58 von Jesus erzählt, 20 bis 30 Jahre näher dran. Denn Jesus wirkte etwas von 27-30 n. Chr. Der Verweis auf Augenzeugen im Johannesevangelium und Lukasevangelium, als die beiden älteren nach Jesu-Zeit betrachtet unter den vier Evangelien, ist also plausibel.

Matthäus Evangelium wird unter renommierten Historikern heute zwischen 70 bis 90 v. Chr. datiert, das Markus Evangelium einheitlicher von den meisten um 70 n. Chr., das Lukas Evangelium von 79 bis 90 n. Chr. und das Johannes Evangelium von 80 bis 100 nach Christus.

Insgesamt soll es über vierzig Evangelien geben, neben den vier genannten Evangelien kursierten in manchen christlichen Gemeinden ab dem 2. Jahrhundert auch Evangelien, die nicht in den Kanon aufgenommen und als „apokryphe“ Evangelien bezeichnet wurden. Von ihnen sind u. a. überliefert das Thomasevangelium, das Petrusevangelium, das Judasevangelium, das Evangelium der Wahrheit und das Philippus-Evangelium. Von solchen Evangelien sind zum Teil nur Fragmenten oder Zitate bei den Kirchenvätern erhalten.

Doch als die vier Säulen, welche die Grundstruktur des Neuen Testaments bilden, wurden vier Evangelien auserkoren, - die vier Fixzeichen Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann im Tierkreis/Zodiak - welche als „Kontenpunkte“ in dieser Position der großen Orientierung mit den vier Elementen (Erde, Feuer, Wasser, Luft) sozusagen in alle vier Himmelsrichtungen auf Erden dienen.

Die Autoren der Evangelien, der Evangelisten, wurden seither je einem Fixzeichen zugeordnet: Lukas dem Stier, Markus dem Löwen, Johannes dem Adler (Skorpion) und Matthäus dem Wassermann in der Darstellung des Menschen. Psychologisch symbolisiert der Adler in der Mythologie den „erlösten“ Skorpion. Aus der Sicht des kleinen (zwölf Tierkreiszeichen - tropisch) und großen Tierkreises (zwölf Tierkreisbilder – siderisch) steht ober dem Feld des Skorpions im kleinen Tierkreis das Sternbild des Adlers im großen Tierkreis, welches als analoges Bild aus älteren Zeiten für den Skorpion herangezogen wurde. Insgesamt bilden beide Tierkreise das Vierundzwanziger-Prinzip, welches in den vierundzwanzig Waisen bzw. Ältesten in der Bibel zum Ausdruck kommt.

Es gilt festzuhalten, dass es zuerst die vier Tierkreiszeichen im Alten Testament als reduzierte Darstellung für den großen Tierkreis gab. Die Evangelisten wurden diesen später hinzugefügt. Deshalb sieht man in den ältesten Kirchen nur die vier Fixzeichen, später Abbildungen mit den vier Tierkreiszeichen und zugeordneten Evangelisten und in den jüngsten christlichen Zeiten wurde dies wiederum abstrahiert und vorwiegend nur noch die Evangelisten abgebildet.

Wie wir schon bei den Aposteln im Bild Da Vincis gesehen haben, hat er die zwölf Apostel in vier Dreiergruppen dargestellt. Sie stehen ebenso für Frühling, Herbst, Sommer und Winter wie für die vier Quadranten im Horoskop ‚Körper‘, ‚Wesen‘, ‚Umwelt/Beziehung‘ und ‚Aufgabe/Bestimmung‘. Die vier Fixzeichen sind die jeweiligen Repräsentanten ihres Quadranten: Der erste Quadrant mit dem Fixzeichen Stier (Evangelist Lukas) steht im Tierkreis für den stofflichen Urgrund, der mit seiner Kapazität an Möglichkeiten die Veränderung des 3. Quadranten und dem repräsentativen Fixzeichen Skorpion/Adler (Evangelist Johannes), den bewirkenden Urgrund, herausfordert. Das Hervorbringen und Gestaltwerden einer Form des 2. Quadranten (formgebende Urgrund), Fixzeichen Löwe (Evangelist Markus), schafft dann einen Bedeutungsraum der mit dem 4. Quadranten (bestimmender Urgrund), dem Fixzeichen Mensch/Wassermann (Evangelist Matthäus) in Verbindung steht.

Diese vierfache Bedingtheit liegt jedem Organismus und jeder Entwicklung zugrunde. Unterschiedlich ist die Art, in der sich im Einzelnen die Struktur der Organisation vollzieht.

Innerhalb der Quadranten wird jedes der drei Zeichen, neben seinem Element, Herrscher, ‚männlich oder weiblich‘ auch noch den Qualitäten ‚Kardinal‘, ‚Fix‘ und ‚Beweglich‘ zugeordnet:

Kardinal: in Gang setzen, eine Richtung vorgeben (Widder, Krebs, Waage, Steinbock).

Fix: konkret werden, Substanz bekommen, sich manifestieren (Stier, Löwe, Skorpion, Wassermann).

Beweglich: sich zeigen, sichtbar werden, verteilen und verwerten (Zwillinge, Jungfrau, Schütze, Fische).

Jeder Quadrant fächert sein Grundthema über dieses Schema auf:

Das erste oder kardinale Haus eines Quadranten zeigt uns das Potential und die Idee des Quadranten. Hier können wir ablesen, was überhaupt im Sinne des Quadranten-Grundthemas möglich ist.

-Aus diesem Grunde nennen wir die ersten Häuser eines Quadranten die „Häuser der Möglichkeiten“.

Das mittlere oder fixe Haus eines Quadranten verwirklicht die Ideen des ersten Hauses, indem es Substanz dazu gibt, dem Thema seine Gestalt verleiht. Wenn wir in dieses Haus sehen, betrachten wird das, was von den Möglichkeiten konkret werden kann.

-Wir nennen die mittleren Häuser eines Quadranten „Häuser der Verwirklichung“.

Das letzte oder bewegliche Haus eines Quadranten bringt die Umwelt ins Spiel. Was auch immer im fixen Haus Gestalt angenommen hat: nun zeigt es sich, wird gesehen und stellt sich dar. Was passiert, wenn die konkretisierten Inhalte eines Quadranten nach außen sichtbar und verfügbar werden, können wir in diesem Haus finden.

-Deshalb nennen wir die letzten Häuser eines Quadranten „Häuser der Wirkung“.

Die vier Fix-Tierkreiszeichen stehen also aus psychologischer Sicht für den reduzierten Tierkreis bzw. für die Themen der vier Quadranten, welche den Lebenszyklus aufzeigen: Nämlich die Entwicklung vom 1. „Es“- Quadranten (dem 1. Materie-/Körperquadranten) in den 2. „Ich“-Quadranten (Wesen, Gefühle, Selbstverwirklichung) zum 3. „Du“-Quadranten (Umwelt, Umfeld, Beziehung, geistige Entwicklung) hin in den 4. „Wir“-Quadranten (Bestimmungsquadrant, übergeordnete Aufgabe, Kollektiv, als Individuum am Großen und Ganzen teilnehmen). Die ersten drei Fix-Tierkreiszeichen sind als Tiere dargestellt, das letzte als Mensch (Evangelist Matthäus). Im letzten Quadranten geht es also um die Abschließung der „Vollendung des Menschseins“. Das Wassermannprinzip (wir leben im Wassermannzeitalter) und somit das 4. Fix-Zeichen „Mensch“, wird dem 4. Quadranten zugeordnet und steht für die Aufgabe unserer Zeit, nämlich durch die erreichte Bewusstheit des Menschen (die vorigen drei Quadranten) ein „Wir“ zu entwickeln, an dem der einzelne als „mündiger Mensch“ in Verantwortung mit seinen Fähigkeiten teilnimmt.

Wenn nun die Evangelien den Fix-Zeichen zugeordnet werden, wird klar welche Aufgabe sie im Universum der Bibel spielen. Sie bilden die vier Säulen des Neuen Testaments, und es geht um die Verwirklichung von Ideen. Das Thema (Jesu-Leben) erhält Substanz und Gestalt in ihrer Niederschrift. Das christliche Evangelium ist wesentlich Frohe Botschaft von der Liebe Gottes. Es geht darum „das von Jesu Botschaft gegebene göttliche Mögliche“ konkret für alle werden zu lassen. Für den Menschen greif- und begreifbar zu machen, durch das Leben des Gottessohns der Mensch wurde. Es geht also „um die Verwirklichung des Wortes Gottes“ über die konkrete Abfassung der Evangelien. Der Glaube an die bergende Macht dieser Liebe Gottes bedeutet die Überwindung der Furcht vor den Mächten, die sich als Götter gebärden, in Wirklichkeit aber keine sind (Gal, 4,8). Angst ist darum immer ein Zeichen mangelnden Glaubens. Das gleiche gilt für jede Astrologie, die aus Angst betrieben wird. Wer als Christ ängstlich auf die Zukunft schaut und sich der Astrologie bedient, um sich über die Zukunft Sicherheit zu verschaffen, ist in der Gefahr, nicht mehr auf den Geist des Sohnes Gottes in seinem Herzen zu hören, der im lehrt, vertrauensvoll „Abba, Vater“ zu rufen (Gal 4,6) – ganz gleich, was auf ihn zukommen  mag.

Die vier Evangelien stehen für die vier Himmelsrichtungen als Mission für die Welt. Wobei die Weltenausrichtung zu damaliger Zeit als solche Symbolkraft vorerst noch ein Ideal war, 2000 Jahre später allerdings ein vielfach erreichtes Ziel darstellt. Doch schon die ersten Evangelisten waren sehr ambitioniert in der Größe und Art ihres zielgerichteten Publikums:

Evangelist Lukas

Das Evangelium nach Lukas (Stier/Erde) ist traditionell von Lukas, ebenfalls kein Apostel, verfasst worden sein. Er war Arzt und einer der Begleiter des Paulus, sein Bericht unterscheidet sich von den anderen durch eine gehobene Sprache. Sein Wirkungsbereich war wahrscheinlich Jerusalem, Kleinasien und Rom. Seine Adressaten waren vor allem gebildete Heidenchristen.

Evangelist Markus

Das Evangelium nach Markus (Löwe/Feuer) ist traditionell von Johannes Markus, der kein Apostel war, verfasst worden. Er soll sein Material für seinen Bericht von Apostel Petrus erhalten haben. Sein Wirkungsbereich war wahrscheinlich Kleinasien, Griechenland, Rom und Ägypten. Adressaten waren vor allem die Heidenchristen.

Evangelist Johannes

Das Evangelium nach Johannes (Skorpion/Wasser) wurde traditionell vom Apostel Johannes verfasst. Sein Wirkungsbereich war wahrscheinlich Jerusalem und Kleinasien. Die Adressaten allgemein die Christen, deren Glaube vertieft werden soll.

Evangelist Matthäus

Das Evangelium nach Matthäus (Wassermann/Luft) soll vom Apostel Matthäus, der vorher Zöllner war, verfasst worden sein (ist nicht gesichert). Sein Wirkungsbereich war wahrscheinlich Persien, das Kaspische Meer, Griechenland und evtl. Äthiopien. Seine Adressaten waren vor allem Judenchristen mit guter Kenntnis der jüdischen Bibel.

 

Das Wesen und geistige Wirklichkeit der vier Elemente

Welche Bedeutung den vier Fixzeichen bzw. vier Evangelisten in der Vertretung der vier Elemente zukommt, wird deutlich wenn diese ihrem Wesen nach als Schnittpunkt zwischen dem All-Einem-Urstoff und seinen vielfältigen Erscheinungsformen gesehen werden; So heißt es bei Gerhard Voss im Buch „Astrologie Christlich“ (38-40): „In einem geheimnisvollen Sinne wird die Welt mit Recht als eine Darstellung des Menschen betrachtet; denn wie sie aus vier Elementen gebildet ist, so besteht er aus vier Säfte, in eins vermischt in einem bestimmten Verhältnis (Temperament). Gemeinhin betrachten wie die Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde als „elementare“ Bausteine aus denen die gesamte Welt gebildet ist. Aus einer tieferen Sichtweise begrenzt sich der Begriff „Element“ auch nicht in der späteren Bedeutung wie er in der heutigen Chemie gebraucht wird, sondern ist gleichsam ein Urbild, letztlich also eine geistige Wirklichkeit. Diesen Urbildern entsprechen im Menschen nach mittelalterlicher Lehre auch die körperlichen Aufbaustoffe (Säfte): dem Feuer (ignis) entspricht die Galle (chole), der Luft (aer) das Blut (sanguis), dem Wasser (aqua) der Schleim (phlegma), der Erde (terra) die „Schwarze Galle“ (cholera nigra oder melancholia). Aufgrund unterschiedlicher Mischungsverhältnisse ergeben sich die verschiedenen  „Temperamente“, in denen jeweils einer der Grundstoffe besonders dominiert.

Das Verhältnis der Elemente zueinander bestimmt sich im mittelalterlichen Weltbild zudem durch die vier Qualitäten „warm“ (calidus) und „kalt“ (frigidus), „trocken“ (siccus) und „feucht“ (humidus). Aus jedem der beiden Eigenschaftspaare ist eines in jedem Element verwirklicht. Dadurch bilden diese miteinander in der Natur eine Gemeinschaft, die zum Teil durch innere Verwandtschaft, zum Teil durch polare Gegensätzlichkeit bestimmt ist. Zitat Ambrobius: „Die Erde ist trocken und kalt, das Wasser ist kalt und feucht, die Luft ist warm und feucht, das Feuer ist warm und trocken.“ Von hier aus ergibt sich auch eine Beziehung der Elemente zu den Jahreszeiten und den entsprechenden Himmelsrichtungen und Winden: Der feuchten und warmen „Luft“ werden der Frühling und der Osten zugeordnet, dem warmen und trockenen „Feuer“ der Sommer und der Süden, der trockenen, aber kalten „Erde“ der Herbst und der Westen, dem kalten und feuchten „Wasser“ der Winter und der Norden. „So kommen sie“ – heißt es in dem Ambrosius-Zitat über die Elemente weiter – „durch diesen Umlauf gleich einem Reigen miteinander in Übereinstimmung. Daher werden sie griechisch „stoicheia“, lateinisch „elementa“ genannt, weil sie miteinander im Einklang sind.“

H. Schipperges schreibt: „So wurden die Elemente von der frühen Scholastik aufgefasst: als Modifikation des einen Weltstoffes mit allen Möglichkeiten des Überganges, der Mischung, des Stoff-Wechsels. Dieser Stoffwechsel garantiert den Kreislauf und die Konstanz der Materie, den ständigen Austausch der Energien, die Ineinanderverwandlung und reale Koexistenz aller Dinge, damit aber auch jene rhythmische Polarität, welche die Voraussetzung und Schwungkraft des Lebens ausmacht, sowie die großen sympathetischen Entsprechungen, die dem Mikrokosmos die Teilnahme und Mitteilung des Ganzen für das Ganze ermöglichen.

 

4. Kapitel: DIE ZWÖLF APOSTEL, ZWÖLF STÄMME ISRAELS - die zwölf Söhne Jakobs und die Kabbala und sein Tierkreis Mazzaroth

Die in Evangelien überlieferten Namenslisten geben kein einheitliches Bild darüber ab, dass die Gesamtzahl aller Apostel auf 12 begrenzt wäre. Es ist historisch also umstritten, ob Jesus einen engeren, leitenden Zwölferkreis auswählte. Vielmehr geht man von mehreren Jüngern aus, die Jesus folgten. Gerade Apostel Johannes, der als verlässlicher direktester Augenzeuge gilt, verzichtet auf eine förmliche Apostel-Liste. Dennoch ist bei den anderen drei Evangelisten von den zwölf Aposteln die Rede, die den Kern um Jesu bildeten.

Einige Historiker gehen davon aus, dass die Evangelisten in der Tradition des alten Bundes mit Gott (Altes Testament) und dem neuen Bund Gottes (Neues Testament), die zwölf Apostel mit den Zwölf Stämmen Israels gleichgesetzt werden sollten. Die Zwölf Stämme Israels erscheinen biblisch ihrerseits als Nachkommen der zwölf Söhne Jakob-Israels. Wer nach deren Darstellung gründlich hinsehen würde und wiederum nach den alten Zwölf Stämmen Israels und dessen Söhne frägt, würde feststellen, dass es diese in einer solchen realen Form ebenfalls nicht gab. Die Zwölf Stämme Israels bildeten nach dem Tanach, der hebräischen Bibel, zusammen das von JHWH erwählte Volk Israel, die Israeliten. Sie repräsentieren eine mythische vorstaatliche Frühzeit der Geschichte Israels (etwas 1200 – 1000 v. Chr.). Eine andere Gruppe von Historikern wiederum vertritt die Ansicht und liefert dazu Fakten, dass sich bereits die Israeliten des alten Testaments nach der Hermes-Tradition ausrichteten, denn laut den arabischen und ägyptischen Behörden entsprach  Hermes dem Patriarch Enoch. Josephus und die jüdischen Rabbiner versichern, dass die „Sternkunde“ ihren Ursprung mit den vorsintflutlichen Patriarchen Seth und Enoch hatte. Wenig doktrinäre Christen würden das zugeben wollen, aber die Zwölf Stämme Israels vertreten dieser These nach ganz real die Zwölf Sternbilder; Jedes der vier grundsätzlichen Zeichen wird von den vier Hauptstämmen vertreten: Dan ist Skorpion, obwohl dieser Stamm das Zeichen des Adlers oder des Phönixes für sein Wahrzeichen nahm (übernommen bei Evangelist Johannes – weil über den tropischen Sternbild Skorpion des kleinen Tierkreises, im großen Tierkreis der Adler positioniert ist). Juda ist Leo, der Löwe. Ruben ist Wassermann, der Mann. Und Ephraim der Stier, der Bulle – alle fixen Tierkreiszeichen, die man in alter Tradition als solche in vielen Kirchen abgebildet sieht. Erst sehr viel später wurden diesen vier Tierkreisabbildungen die Evangelisten hinzufügte, in den neueren Kirchen dann nur noch die Evangelisten abbildet.

Nach dem Auszug aus Ägypten war es für Israels zwölf Stämme üblich in der Anordnung eines Quadrates und mit drei Stämmen auf jeder Seite des Quadrates zu lagern. Als sie ihr Lager errichtet haben, haben sich die vier Hauptstämme Ruben, Dan, Ephraim und Juda an den vier Himmelsrichtungen stationiert und die anderen Stämme haben ihre Positionen auf beiden Seiten der führenden Stämme übernommen. Jeder Stamm ließ sein eigenes Wappen auf seine Fahnen und Kampfschilder blasonieren. Diese können auch direkt mit den Sternbilden verbunden sein. (Diese Tradition der Wappen ist heute noch unter den Angelsachsen vorhanden und stellt somit für einige Historiker einen weiteren Beweis zur Verfügung, dass wir, nicht die Juden, die echten Nachkommen der Zwölf Stämme seien. Die Juden hätten keine Tradition der Wappenkunde.) William v. Fowler gibt uns diese Zuordnungen in seinem Buch End Time Revelation: Joseph (einschließlich seiner Söhne Manasse und Ephraim) – Zwillinge; Sebulon – Krebs; Isaschar – Wassermann; Asser – Waage; Gad – Schütze; Simeon – Widder; Naphtali – Steinbock; Ruben – Stier; Dan – Skorpion; Benjamin – Jungfrau; Juda – Löwe; Levi –Fische.

„Die Zwölf Stämme Israels mit ihrem einzigen Gott“ könnten also ebenso wie später „die zwölf Apostel mit Gottessohn Jesu“, stellvertretend für das archetypische Prinzip der Menschheit im Verbund mit Gott gestanden bzw. bereits im Bewusstsein dieser kosmischen Gesetze mit seinem darüber waltenden Gott gelebt haben.

Diese Annahme einer solchen Symbolsprache mit realen Hintergrund im Alten Testament wird erhärtet, wenn man bei nähren Hinsehen erfährt, dass sich auch die Juden intensiv mit der Astrologie auseinandergesetzt haben. Es gibt Abhandlungen über die Astrologie von jüdischen Autoren, Horoskope sind in den Bibliotheken der frommen Qumranleute zu finden, Synagogen wurden in der Spätantike mit dem Zodiak und astrologischen Symbolen verziert und es gibt viele weitere Hinweise darauf, dass für die Juden die Astrologie ein ernst zunehmendes Thema war. Konkrete Hinweise, dass die Zwölf Stämme Israels und ihre Söhne in ihrer Mystik wiederum zwölf Planeten bzw. den Tierkreiszeichen (hebräisch: mazzaroth) zugeordnet werden, liefert das Alte Testament selbst;

Es ist bekannt, dass die Astrologie in Ägypten und Mesopotamien mit großer Intensität betrieben wurde und dass die astrologischen Prinzipien und ihre Verbindung zu den Objekten am Himmel ein natürlicher Bestandteil des religiösen Lebens war. Die Bibel berichtet im Alten Testament zwar in ausführlicher Weise, dass alles, das mit astrologischen Wissen und Ergebenheit gegenüber planetarischen Prinzipien wie „Venus“, die sie „Astarte“ oder „Ashere“ oder dem Mond, den sie „Sin“ (Der Berg ‚Sin_ai“) nannten getilgt wurde, um der damaligen verbreiteten antiken Ansicht, Planeten wären Gottheiten entgegenzuwirken, denn es ging um den einen Gott. Doch anerkannten sie gleichzeitig die kosmischen Gesetzmäßigkeiten Gottes, denn es existieren interessanterweise in den fünf Büchern Mose der Bibel Geschichten, in den Figuren vorkommen, deren Namen im Hebräischen eine Bedeutung haben, die noch heute den Astrologen als Symbole bekannt sind. Die hebräischen Bedeutungen der Attribute der Stämme haben zunächst eher eine Beziehung zu andern Himmelsqualitäten als zum Tierkreis, nämlich zu den antiken Wandelsternen oder Planeten. Ein Vergleich mit den Namen der Söhne Jakobs und Israels, ihre Namensbedeutung, astrologische Planetenentsprechung und dessen Bedeutung verdeutlicht dies:

1. Simeon = Hören = Merkur = sprechen, hören, schreiben lesen – (Zwillinge);

2. Levi = Binden = Saturn = binden, festhalten, fest – (Steinbock);

3. Judah = Güte =Jupiter = Güte, Vater, Gerechtigkeit, Fülle – (Schütze);

4. Naphtali = Kämpfer, Ringen = Mars = Kampf, Stärke – (Skorpion)*;

5. Gad = Schicksal, Glück = (Jupiter = Fische);*

6. Asser = Fröhlichkeit, Feuer = Venus = Feuer, fröhliche Schönheit (Venus-Ahera) – (Waage);

7. Issachar = käuflich, „es ist eine Entschädigung da“ = Venus – (Stier);

8. Sebulon = hoch = (Saturn - Wassermann)*;

9. Josef = „das Leben geben“ = Mond = die Mutter – (Krebs);

10. Benjamin = „Sohn meiner rechten Hand oder Sohn des Südens“ = (Sonne –Löwe)*;

11. Ruben = Sehet, ein Sohn = Mars = Zeugen – (Widder);

12. Dan = „ein Richter“ = (Merkur –Jungfrau)*;

*Planet und Zeichen nicht gesichert. Die Zeichen stehen in Verbindung mit ihren alten Herrschern, da die transpersonalen Planeten Uranus, Neptun, Pluto nicht (überall) bekannt waren.

Auch im 1. Mose 49 werden die Attribute der Zwölf Stämme Israels beschrieben. Dort fällt es auf, dass die Qualitäten eine etwas andere Zuordnung haben, aber ebenso eher die astrologischen Qualitäten von Planeten haben (statt der Tierkreiszeichen). Planeten wurden in der Antike als Götter angesehen, was immer damit auch an Vorstellung verbunden gewesen sein mag. Und worin vielleicht auch der Grund liegt – ähnlich im 19. Jh. der Richtigstellung in der kirchlichen Definition „flache/runde Erde“ -, warum die Bibel bereits im Alten Testament zwar nicht Abstand genommen hat von den Gesetzmäßigkeiten der Wechselwirkung zwischen Planeten, Erde und Menschen, wohl aber der Verbindung der Planeten mit Gottheiten, da sie „nur“ Teil und Schöpfung des einen Gottes sind und nicht an seiner Stelle zu stehen haben.

 

Kabbala – die mystische Tradition des Judentums

Unter der Berücksichtigung der Kabbala(h), die sich aus der Astrologie bzw. Kosmogonie parallel im jüdischen Raum entwickelt hat, sind die genannten Ausführungen noch besser nachvollziehen. Die astrologischen Gesetzmäßigkeiten lassen sich auf einer numerlogischen und alphabethischen Ebene abstrahieren, da sie den gleichen Ursprungs sind.

Erste kabbalistische Kenntnisse gehen bis vor 5700 Jahren zurück. Eine Überlieferung, an die sich die Kabbalisten selbst halten, besagt, dass die Kabbala als eine Wissenschaft vom umgebenden Universum ihren Anfang in der antiken Stadt Mesopotamien in Ur Kasdim nahm (Mesopotamien ist ebenso zeitgleich Wiege der Astrologie). Die Überlieferung dieser Zeit berichtet von der Geschichte eines Bewohners des „Landes zwischen zwei Flüssen“, Abraham (der Großvater Jakobs), der als erster die Abhängigkeit der Wahrnehmung der Umgebung erforschte. Abraham war der erste Kabbalist, der erste Mensch, der hinter den Einflüssen unterschiedlicher manifester Kräfte, die auf jeden Menschen einwirken, eine einige, alles bestimmende Kraft enthüllt hat. Sein Vater (die Vorstufe, der vorherige Zustand von Abraham) war Terach „der an viele Götter Glaubende“. Abraham löste sich von diesem Glaubenssystem, denn er erkannte, dass es eine Stufe darüber gibt, die Stufe des einzigen Schöpfers. Zu Beginn ging er von einer Vielzahl wirkender Kräfte aus, bis er diese Schicht durchdrang und erkannte, dass alle Kräfte auf eine einzige ursprüngliche Kraft zurückzuführen sind. Diese bezeichnete er als den Schöpfer. Er enthüllte sie und begann in einen inneren Kontakt mit dieser Kraft zu treten. Die Wissenschaft von der Erkenntnis, von der Enthüllung der einen, einzigen Kraft durch die Vielfalt unterschiedlicher Kräfte, deren Wirkung der Mensch an sich verspürt, bezeichnet er als die Wissenschaft Kabbala. Die Bezeichnung Kabbala ist also hebräischen Ursprungs und bedeutet „Überlieferung, Übernahme und Weiterleitung“. Ursprünglich konnte das Wort Kabbala allgemein jegliche Überlieferung bezeichnen, insbesondere aber die Offenbarung der Tora (auch Thora oder Torah – Weisung, Belehrung, Gebot) an Mose am Sinai. Abraham gab die Grundlage dieser Wissenschaft (an Moses)  weiter, damit die Nachkommen ihre Wurzeln und ihr eigentliches Wesen erkennen könnten. So finden sich die Wurzeln der Kabbala in der Tora (welche die Geschichte Abrahams enthält), der Heiligen Schrift des Judentums, welche wiederum der erste Teil des Tanach (hebräische Bibel) der insgesamt fünf Bücher Moses ist. In der deutschen christlichen Bibelübersetzung werden diese fünf Bücher Mose aus dem griechischen auch Pentateuch genannt. Der nächste große Kabbalist war demnach Mosche (Moses), der die Wahrnehmung des Schöpfers erreichte (die Überlieferung/Kabbala Abrahams) und seine Erkenntnisse in einem Buch niederschrieb (die Tora). Zur Beschreibung seiner spirituellen Eindrücke verwendete er die Sprache der Kabbala.

Nach kabbalistischer Ansicht hat Gott alles, was er im Universum geschaffen hat, auch im Menschen geschaffen. Hieraus ergibt sich das Weltbild der wechselseitigen Entsprechungen von Oben und Unten („wie im Himmel so auf Erden“). In diesen Spekulationsformen wird der kabbalistische Grundgedanke von Mikro- und Makrokosmos deutlich (die Parallele zur Astrologie). Die ganze „untere“ Welt wurde demnach nach dem Vorbild von der „oberen“ gemacht und jeder Mensch an sich ist ein Universum im Kleinen. Der Mensch steht unter dem ganzheitlichen Einfluss universaler Kräfte, kann diese aber seinerseits beeinflussen. Ober bzw. durch diese universellen Kräfte wirkt der „einzige Schöpfer“, Gott (entspricht astrosophischem Konzept). Der körperlichen Gestalt des Menschen kommt hierbei eine universelle Bedeutung zu, denn Gott selbst wird in der Tradition der jüdischen Mystik mit letzter Konsequenz anthropomorph (Gott nimmt menschliche Gestalt an) gedacht. Die Vollkommenheit des göttlichen Makrokosmos personifiziert sich hierbei im Menschen, welcher als Mikrokosmos zwar unvollkommen, aber dennoch ein Abbild des himmlischen Urmenschen Adam Qadmon darstellt. Gott als das Grenzenlose und Ewige benötigt das von ihm geschaffene Mittlerwesen des Menschen, um durch die zehn geistigen Kräfte seine göttliche Allmacht wirken zu lassen. Die zehn Sephiroth (welche wiederum den Planeten entsprechen – bis heute kennt die Astrologie 10 Planeten - 7 persönliche, 3 transpersonale Planeten) als Herrscher für die zwölf Zeichen, (Stier und Waage teilen sich die Venus, Zwillinge und Jungfrau Merkur) sind die göttlichen Urpotenzen, welche in der Form des kabbalistischen Weltenbaumes alle Ebenen des Seins durchragen. Dieser Weltenbaum mit dem darin verbundenen Menschen stellt den verkörperten Organismus des Universums dar. Diese elementare Verflechtung des Menschen in ein göttliches Universalsystem verdeutlicht nach kabbalistischer Ansicht auch das gegenseitige Beeinflussungspotential der göttlichen und der menschlichen Ebene, wobei der Mensch seinerseits darauf Einfluss nehmen kann.

Eines der frühsten kabbalistischen Werke ist das Sefer Jetzira, welches die Lehre der Sephiroth (Sphären = Planetenprinzipien, Ziffern) entwirft. Diese kommen in der Darstellung des kabbalistischen Weltenbaumes zum Ausdruck. Das Sefer Jetzira „Buch der Formung“ oder auch „Buch der Schöpfung“ ist eine antike, im jüdischen Kontext bekannt gewordene kosmologisch-naturwissenschaftliche Abhandlung, die die wesentlichen Elemente der Schöpfung in ihrer Entstehung (Kosmogonie*) und ihrer Struktur darstellt. Diese Elemente sind die 10 Urziffern (Sephiroth*/Planetenprinzipien) und die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets. Entsprechend der rationalen Darstellungsweise des Buches, standen dabei zunächst philosophisch-wissenschaftliche Zugänge im Vordergrund. Später (ab dem 12 Jh.) wurde es mystisch-spekulativ interpretiert und so die Bedeutung des Buches für die Kabbala begründet. Es wird häufig als das älteste eigenständig überlieferte Werk der Kabbala bezeichnet, obwohl es von seinem Charakter her eigentlich eher als rein kosmologisch-wissenschaftliche Abhandlung anzusehen ist und keinerlei jüdisch religiös-theologischen Aussagen macht. Hier lassen sich die zuerst unabhängigen kosmologischen, astronomischen und astrologischen Untersuchungen mit philosophischer Dimension damaliger Wissenschaftler feststellen, welche später als Sprachgebrauch Einlass gefunden haben in religiöse Gesinnungen und dessen Sprache genutzt wurde, um göttliche und irdische Präsenz in Verbindung zu bringen.

*Kosmogonie: übersetzt „Weltzeugung“ bezeichnet Erklärungsmodelle zur Weltentstehung. Diese können rational die Welt erklären oder mythisch die Welt deuten. Kosmologie ist die Wissenschaft, die sich mit den Methoden von Physik und Astronomie mit dem Ursprung der heutigen Struktur des Universums beschäftigt. Als Teildisziplin geht es bei der Kosmogonie um die Frage der Entstehung und Entwicklung der Himmelskörper. Häufiger wird der Begriff Kosmogonie mit der umfassenderen Bedeutung verwendet, sinnstiftend den Ursprung der Welt zu machen und die Grundordnung für den Lebensraum des Menschen festzulegen (entspricht aus astrologischer Sicht den archetypischen Gesetzmäßigkeiten).

Trotz der ablehnenden Haltung des Sohars, dem Grundwerk der Kabbala gegenüber der Astrologie („eine lügenhafte Wissenschaft“) – eine Haltung welche das spätere Christentum mit den Wurzeln im Alten Testament übernommen hat – haben sich zahlreiche Kabbalisten mit der Astrologie beschäftigt. Schon 1150 schrieb Avi Joseph eine Abhandlung über das Wesen die die verschiedenen Himmelssphären bewegen und den Einfluss der Sterne. Bekannte Astrologen waren auch Ibn Esra (1092-1167), seine Zeitgenossen Abraham Chiia und Abraham Nasi und Ibn Gabirol (um 1020/58). In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts waren die Astrologen, die Alphons X., König von Kastilien, an seinen Hof holte, Rabbiner. Abraham Zacuto (1460-1510), der Autor des Buches Sepher Yuhasin („Buch der Genealogien“), war der Hofastrologe des Königs Manuel von Portugal.

Sephiroth*: Kennzeichnend für die kabbalistische Astrologie ist die Verbindung der Planeten mit den zehn Sephiroth. Im Aesch Mezareph findet man folgende Zuordnung:

Chockmah (Saturn), Binah und Nezah (Jupiter), Tiphereth (Mars), Geburah (Sonne), Hod (Venus), Jesod (Merkur) und Chesed (Mond).

Die Kreise symbolisieren die Sefirah, jedes Sephiroth (Einzahl) steht für eine numerologische Zahl, eine Planetensphäre, einen Engelschor, ein göttliches Attribut und viele andere Eigenschaften – allerdings nur die positiven Wirkungen und Eigenschaften.

Die negativen Eigenschaften, Attribute, die Dämonenchöre und dergleichen findet man in den 10 Kelifa (Einzahl Kelifoth), die sich auf der „Rückseite“ des Lebensbaumes befinden und die Schattenseiten darstellen.

Ebenso kennen wir im Zodiak die zehn Planeten (die 7 persönlichen Planeten: dabei spielt es keine Rolle, dass die Hauptlichter Sonne, Mond astronomisch keine Planeten sind, es geht um deren Wechselwirkung zur Erde wie sie auch Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, sowie die 3 transsaturnischen oder transpersonalen Planeten Uranus, Neptun und Pluto haben), die auf zwölf archetypische Prinzipien zugeordnet werden und welche jeweils ihren Qualitäten nach ihre „Schatten- und Sonnenseiten“ aufweisen.

Der jüdischen Tradition der Kabbala, die fundamentale Symbolsprache der Bibel, liegt also die Astrologie zugrunde, wenn sie dafür auch eigene Ausdruckformen entwickelt hat.

 

Kabbalistischer Tierkreis Mazzaroth

TIERKREIS MAZZAROTH –

Atlantis/Hyperbore(ä)er und ihre Nachkommen, die Hebräer

Heber wurde fünf Generationen nach Noah geboren, heißt es. Diese Hebräer hatten einen umfangreiche, soziale Beeinflussung, die östlich bis nach Indien reichte, bis westlich nach Britannien, bis südlich nach Ägypten, und sogar in gewissem Maß bis nördlich nach China, wo ein Rest der damaligen Hebräer in der Xiangiang Provinz existiert. Es muss verstanden werden, dass die „Astronomen-Priester“ dieser frühen Nationen besonders an gegenseitiger Arbeit interessiert waren, genauso wie es die heutigen Astronomen sind. Was die Antike anbelangt, abgesehen von den üblichen Nachrichten über Kriege, königliche Geburten und Todesfälle von angesehenen Leuten, astronomische Nachrichten waren stets brandaktuelle Nachrichten.

Der Mazzaroth-Tierkreis reicht also viel weiter zurück, als die römische-griechischen Tierkreise, die heute verwendet werden. Was gleich ins Auge fällt ist, dass die Nummerierung hier nicht wie im westlich angewandten Tierkreis mit dem Widder als Nummer eins beginnt und mit den Fischen als Nummer 12 endet. Sondern mit der Jungfrau als Nummer 1 seinen Anfang nimmt und mit dem Löwe als 12. Zeichen endet. Das ist kein Widerspruch, sondern resultiert aus verschieden berichtigten Perspektiven in der Entwicklung der Betrachtung;

Der heutige im Westen angewandte Tierkreis geht vor allem auf den Griechen Claudius Ptolemäus zurück, ca. 100 n. Chr. – ca. 180 n. Chr., der im ägyptischen Alexandria als Kartograph, Geograph und Astronom wirkte. Er legte den Frühlingspunkt mit dem Tierkreiszeichen Widder fest, welche damals siderisch und tropisch gleich waren. Als begnadeter Mathematiker (Buch Almagest) und Philosoph (Buch Tetrabiblos) seiner Zeit arbeitete er die damaligen verschiedenen astrologischen Strömungen zu einer sinnvollen Synthese auf, erkannte, dass zur individuellen Deutung von Zeitqualitäten die tropische der siderischen Ausrichtung gegenüber (Mazzaroth, indische Astrologie) aussagekräftiger war. Das geozentrische, tropische Prinzip arbeitet mit der Beobachtung vom Sternenhimmel, Sonne und Mond im Bezug zur Erde. Die jahreszeitlichen Rhythmen stehen in Beziehung zum Menschen, die Stimmung einer jeden Jahreszeit überträgt sich auch auf die zu dieser Zeit geborenen Menschen. Der Geburtsmoment individualisiert den einzelnen durch Aszendent und persönliche Planetenstellung, sowie Aspekte. Das siderische Prinzip dagegen arbeitet mit der Sonne in den realen Sternbildern, deren Namen entlehnt wurden für die Sternzeichen (wird häufig verwechselt), welche zu Ptolemäus Zeiten mit den gedachten zwölf Abschnitte zu je 30°, beginnend mit dem Frühlingspunkt Widder, übereinstimmten. Inzwischen gibt es aber durch die Präzessionsachse Abweichungen, welche jedoch auf das tropische System keinen Einfluss haben, sondern nur auf das siderische, wie es heute nach wie vor in Indien verwendet wird – daher ändern sich unsere westlichen Sternzeichen nicht, wie es immer wieder mal als Schlagzeilen-Ente zu lesen ist.

Die Mundan-Astrologie, also Ereignisastrologie ist sehr viel älter und damals häufiger angewandt, als die Individual-Astrologie. Nur große Könige und angesehene Personen konnten es sich leisten, auch für sich selbst ein aufwendig errechnetes Horoskop erstellen zu lassen. Für Fragestellungen nach kollektiven Ereignissen und solcher karmisch, spiritueller Natur, ist das siderische System nach wie vor effizienter. Für die individuelle, psychologische Charakteranalyse und Verständnis der Lebensgesetze ist dagegen die westliche Astrologie in der Tradition der römisch-griechischen Entwicklung geeigneter.

Wenn wir von Zeitaltern, Zeitgeschichte und Ereignissen sprechen, jener Blickwinkel in seiner ursprünglicheren astrologischen Form, dann ist die Beobachtung des Laufes der Planeten in den realen Sternbildern ausschlaggebender. Heute sprechen wir, auch im Westen, vom Wassermannzeitalter, das ist das keine astrologisch (tropische) Aussage, sondern eine kosmisch (siderische) Realität. Denn gegenwärtig durchläuft die Sonne mit ihren Planeten, also unser Sonnensystem, das Sternbild des Wassermanns (wechselt ca. alle 2000 Jahre das Sternbild). Der große siderische Tierkreis trägt sozusagen den kleinen tropischen Tierkreis mit seiner individuelleren Lebensdynamik, die für uns durch die direkteren Zyklen der Jahreszeiten spürbarer ist, welche aber mit den großen Zyklen des platonischen Jahres im Zusammenhang stehen (für eine Umrundung unseres Sonnensystems aller zwölf Sternbilder bedarf es ca. 25.800 Jahre = ein platonisches Jahr). Diese 12x12-Konstellation des kleinen und großen Tierkreises wird in der Bibel symbolisch durch die 24 Weisen dargestellt.

Nach der Tradition antiker Völker waren die Hyperboree(ä)r das Volk, dessen Land der Wohnsitz und die Heimat des delphischen Apolls war, des dorischen Lichtgottes – des Reinen, des Strahlenden -, der andererseits auch als Gott des Goldenen Zeitalters (Löwe- und Wassermannabschnitte) dargestellt wird. Königliche und priesterliche Geschlechter führten ihre Würde auf das apollinische Land der Hyperboräer zurück. Der uralten Überlieferung nach sei in einer Epoche der frühesten Vorgeschichte, die mit dem Goldenen Zeitalter (Atlantis) zusammenfällt, die symbolische Insel oder das „Polar“-Land ein wirkliches, im Norden gelegenes Gebiet gewesen. Um einen Unterschied zwischen Lemurien und Atlantis zu machen, bezeichneten die alten Schriftsteller die letztere die Nördliche oder Hyperbore(ä)ische Atlantis, und die erstere als die Südliche. So war letztlich Atlantis kein spezieller Ort auf Erden, sondern eine Erd-Phase (Jungfrau-Phase, Höhepunkt Löwephase. Heute Spiegelverkehrt: dem Jungfrau-Abschnitt liegt der inzwischen abgeschlossene Fische-Abschnitt des christlichen Abendlandes mit Jesu-Geburt als „Vorbereitung“ gegenüber, der nächste potentielle Höhepunkt liegt im Wassermann-Abschnitt der begonnen hat).  Als Atlantis Ende der Löwezeitalter-Phase versank (Sintflut*), befanden sich über alle Welt verteilt Missionare, bekannt als Druiden, welche die überlebenden Menschen unterwiesen. Die Erben des Wissens der Giganten aus Hyperborea sind erst mal im Norden die Druiden, von dort gelangt das Wissen in den Süden wie Mesopotamien, Ägypten usw. Die Runen-Schrift der Druiden begründet unsere Schrift. Auch der Davidstern steht im direkten Zusammenhang mit den Runen.

Am ausführlichsten berichtet der antike griechische Geschichtsschreiber, Geograph und Völkerkundler Herodot 480/480 v Chr. bis um 424 v. Chr. von den Hyperboeree(ä)rn. Es  beginnt damit, dass es eigentlich keinerlei zuverlässige Auskunft über die Lage des Landes gäbe, „dass aber das Heiligtum des Apollon in Delos regelmäßig in Weizenstroh gewickelte Weihegeschenke aus dem Land Hyperborea erhalten habe“. Diese Geschenke (geistiges Erbe)  machten einen weiten Weg, wobei sie von Volk zu Volk weitergereicht wurden: von den Hpberboree(ä)rn zu den Skythen (Reiternomadenvölker, die ab etwa 8./7. Jahrhundert v. Chr. die eurasischen Steppen nördlich des Schwarzen Meeres im heutigen Südrussland und der Ukraine von der unteren Wolga und dem Kuban bis zum Dnister von Osten her kommend besiedelten), von dort weiter bis zur Adria, dann zu den Dodonern, quer durch Griechenland nach Euböa und von dort nach Delos.

Auch das Volk der Hebräer, welches sich als direkte Nachkommen von Noah** bezeichnet, entstammt dieser Völkergeschichte und ist somit, wie die anderen verzweigten Völker, Nachkomme der hyperbore(ä)ischen Atlantis. Bereits im Namen „Israel“  lässt sich die Verbindung zurück bis Ägypten wiederfinden: „Is“ = Isis/ägyptische Mondgöttin, auch Natur, Nahrung, „ra“ = RA/ägyptischer Sonnengott, auch Geist, Schöpfung, „el“ = aus dem hebräischen „göttlich“ - auch alle Engelsnamen enden immer mit „el“: Michel, Gabriel, Uriel... – also die (ideologische) Entstehung (is + ra) des „neuen gelobten Landes“ im göttlichen Auftrag (el).  Seit der nun fast 13.000 Jahre zurückliegenden Atlantis-Phase hat jedes dieser Völker seine eigene kulturelle Ausdrucksweise weiterentwickelt, dennoch lässt sich bei allen dieser gemeinsame Ursprung zurückverfolgen.

Die Zeitrechnung des hebräischen Mazzaroth-Tierkreises nun beginnt mit der Zählung beim Jungfrau-Zeichen, da es den Beginn ihrer großen atlantischen Kultur bezeichnet. Wir tendieren gerne in unserem Geschichtsverständnis einfach ca. 5000 Jahre (Stierzeitalter) zurückzugreifen, Zeit der Ägypter etc., wenn wir nach den Wurzeln unserer kulturellen Identität suchen. Das ist auch richtig, nur haben diese Zivilisationen ihre Errungenschaften nicht in ihrer Zeit „erfunden“ oder erst da „neu entdeckt“, sondern haben ihrerseits eine geschichtliche Tradition, aus deren ihre damalige Kultur und Wissen erwachsen ist. Aus heutiger Sicht, dem Wassermannzeitalter, blicken wir zurück auf das Fischezeitalter mit Jesu Geburt am Anfang, zuvor auf das Alte Testament und Eroberungszeitalter Widder, davor u. a. die große Area der Sesshaftigkeit und Bauzeitalter Stier, dem wiederum das Zwilling-Zeitalter, u. a. die große Zeit der Veden, indische Kultur, vorausging. Dem ging das Krebs-Zeitalter, das matriarchale Zeitalter voraus, welches wiederum auf das vorherige Löwe-Zeitalter, das letzte sogenannte Goldene Zeitalter, schließt.

Hier eine kurze Übersicht zu den Zeitaltern, eine Beschreibung der letzten drei und des gegenwärtigen Zeitalters, sowie eine Erklärung, warum das Wassermann-/ und Löwezeitalter sich von den anderen Zeitaltern so wesentlich unterscheiden und als „Goldene Zeitalter“ gelten, sowie die Bedeutung des Datums 21.12.2012:

 

ZEITEINTEILUNG:

Das Wassermannzeitalter         2000 n. Chr. bis 4160 n. Chr.

Das Fischezeitalter                       160 v. Chr. bis 2000 n. Chr.

Das Widderzeitalter                  2320 v. u. Z. bis160 v. Chr.

Das Stierzeitalter                       4480 bis 2320 v. u. Z.

Das Zwillingszeitalter                6640 bis 4480 v. u. Z.

Das Krebszeitalter                     8800 bis 6640 v. u. Z.

Das Löwezeitalter                   10960 bis 8800 v. u. Z.

Das Jungfrauzeitalter             13120 bis 10960 v. u. Z.

Das Waagezeitalter                15280 bis 13120 v. u. Z.

Das Skorpionzeitalter             17440 bis 15280 v. u. Z.

Das Schützezeitalter              19600 bis 17440 v. u. Z.

Das Steinbockzeitalter           21760 bis 19600 v. u. Z.

 

DAS STIERZEITALTER: ca. 4000 bis 2000 vor unserer Zeit

(Stiereigenschaften: Pragmatisch, beständig, solide, ausdauernd, geduldig, zuverlässig, sicherheitsorientiert, produktiv, sinnlich, genussfreudig, gesellig, naturverbunden, praktisch. - Statisch, naiv, selbstzufrieden, schwerfällig, unduldsam, voreingenommen, stur, besitzergreifend, materialistisch, einseitig, bequem.)

- Zeit der Baukunst und Weltwunder, z. B. Ägypten die Pyramiden, Azteken, u. a.

- Zeit der blühenden Landwirtschaft, z. B. Urbarmachung des Niltales

- Zeit der Naturreligionen, z. B. Stierkult in Memphis, wo Apis, der heilige Stier verehrt wird, Kreta huldigt dem Minotaurus

 

DAS WIDDERZEITALTER: ca. 2000 vor unserer Zeit bis Christi Geburt

(Widdereigenschaften: aktiv, einsatzbereit, willensstark, entscheidungs- und eroberungsfreudig, direkt, aufrichtig, abenteuerlustig, spontan, begeisterungsfähig, mutig. - Ungeduldig, hitzig, zornig, rücksichtslos, unüberlegt, Hals über Kopf, rastlos, ungestüm, heißblütig, übermütig, aggressiv, angriffslustig.)

- Das Zeitalter der großen Reiche und Eroberer, z. B. Persien, Alexander der Große.

- Letzte große imperialistische Raubzüge der Römer. Ende des Widderzeitalters mit der Ermordung von Julius Cäsar.

- Zeit des Alten Testaments, Widder: „Das geopferte Lamm“.

- Der Planet wird aus eigener Kraft mit den Füßen erobert.

 

DAS FISCHEZEITALTER: 0 (eigentlich 160 v. Chr.) bis ca. 2000 unserer Zeit

(Fischeeigenschaften: Phantasievoll, vielseitig, mitfühlend, sozial, solidarisch, demütig, vertrauensvoll, nachgiebig, weich, intuitiv, medial, sanftmütig, uneigennützig, vereinheitlichend, nach der Lehre/Lösung suchend. - Konturlos, passiv, phantastisch, unpraktisch, ungreifbar, anonym, haltlos, chaotisch, auflösend, diffus, kraftlos, willensschwach, unehrlich, verführbar.)

- Jesu-Geburt, Zeit der großen Kirchengemeinden, z. B. Christentum (der Fisch als Symbol des Christentums), Islam, Buddhismus.

- Zeit der geistigen Weiten und Werten – aber auch nur das Abziehbild davon mancher Kirchen.

- Kampf für die Menschenrechte und immer wieder das Hinwegsetzen über sie.

- Zeit der einerseits befreienden geistigen Horizonte, z. B. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, Demokratie, Emanzipation, Religionsfreiheit.

Andererseits, angesichts von Kreuzzügen, Weltkriegen und religiös gefärbten Terror, ist auch die diffuse Fischseite mit ihrer geistigen Umnachtung sichtbar geworden.

- Zeit der Entdeckung unseres Planeten durch die großen Seefahrer – Eroberung der Weltmeere.

 

DAS WASSERMANNZEITALTER: ca. 2000 bis 4000 unserer Zeit

(Wassermanneigenschaften: Idealistisch, zukunftsorientiert, erfinderisch, intuitiv, originell, witzig, freiheitsliebend, unabhängig, ungewöhnlich, reformerisch. - Theoretisch, ungeduldig, nervös, hektisch, unberechenbar, elitär, individualistisch, umstürzlerisch, lebensfremd.)

- Zeit des mündigen Menschen und der Unabhängigkeit: von Gurus, von Systemen, von vorgegebenen Lebensmodellen wie z. B. die Ehe.

- Zeit der Individualität und Eigenbestimmung, z. B. Einforderung der eigenen Bedürfnisse, Selbstverwirklichung (Wassermann = individuell, z. B. nach dem Motto: „Ich bin nur für andere wirklich wertvoll, wenn ich es auch für mich selbst bin“), statt Aufopferung (Fische=aufopfern, z. B. für die Familie, trotz großer Probleme).

- Zeit der Globalisierung, z. B. Computer- und Medientechnik und neuer individueller Sozialmodelle, z. B. Patchworkfamilien, Homopartnerschaften, offene Beziehungsformen.

- Zeit der Esoterik, des Geistesmenschen, der sich selbst sein Welt- und Gottesbild durch persönliche Auseinandersetzung schafft.

- Zeit der vielschichtigen Facetten und Extremen: in Lebens-, Denkens- und Glaubensformen und die Integration davon in Respekt, Toleranz und gegenseitiger Befruchtung.

- Zeit der Entdeckung unseres Planeten aus der Luft und dem Weltraum.

 

Gefahren des Wassermannzeitalters:

- Isolation: wenn der Einzelne nicht die emotionale Kraft hat, Verantwortung und Selbstverwirklichung für sich zu übernehmen (verbunden mit Suizidgefahr). Im Fischezeitalter war man zwar selten „frei“, aber jeder hatte seinen Platz und damit seine Identität, wie z. B. die Magd und der Knecht. Jetzt müssen wir uns unseren Platz im Leben aus unserer eigenen kreativen Individualität heraus schaffen, das bedeutet Freiheit aller Möglichkeiten, aber auch größere eigenständige Anstrengung.

- Verwirrung durch die Reizüberflutung der Umwelt. Globalsoziale Verantwortung des Einzelnen, z. B. Umweltverhalten im Verkehr, im Konsum, im Sozialleben. Das Verhalten des Einzelnen ist „vernetzter“ denn je mit dem kollektiven Massenverhalten. Der Einzelne beeinflusst die Masse und damit die (Über-) Bevölkerung der Erde entscheidend mit, ob unser Planet für den Menschen lebenswert bleibt oder nicht!

 

Astronomisch kosmische Situation zum Datum 21.12.2012

Zu diesem Zeitpunkt schließen folgende drei Zyklen ab:

- Der kleine Zyklus: Sonnwendpunkt am 21. Dezember

- Der mittlere Zyklus: Präzisionsachse – das platonische Jahr

(Unser Sonnensystem benötigt für einen Umlauf des Tierkreises 25 860 Jahre)

- Der große Zyklus: das kosmische Jahr

(Unser Sonnensystem mitsamt dem Tierkreis benötigt 225 Millionen Jahre einmal unsere Galaxis zu umrunden)

Erstmals seit es den Menschen seit 7 Millionen Jahren (erste Hominiden) gibt, wird die Erde in ihrem Sonnensystem aus dem Sternbild des Wassermanns senkrecht zur Galaxiemitte und gleichzeitig alle Zyklen auf einer Achse stehen. Zuletzt erlebten dieses Ereignis die Dinosaurier (230 bis 65 Millionen Jahre).

Laut derzeitigen Forschungen ist das gesamte Universum (= Omni-Universum) annährend 14 Milliarden Jahre alt. Der Urknall liegt nach heutigen Forschungen 13,7 Milliarden Jahre zurück. Er war nach aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnissen ein heißer Energiepunkt, der aus dem "Nichts" explodiert ist. Die Hitze (nebelige Masse an Gasen wie Wasserstoff und anderen Urelementen) kühlte durch Ausdehnung ab und die ersten Atome und damit Materie entstand, ein ebenfalls langwieriger Prozess. Auf 9 Milliarden Jahre nach dem Urknall wird die Entstehung unserer Sonne und damit auch unseres Sonnensystems und Erde berechnet.

Albert Einstein sagte bereits, das Universum ist in sich völlig stimmig, lässt sich deshalb berechnen, 1 + 1 = 2, das gelte im Universum ebenso wie auf Erden. Diese Regeln der Mathematik schaffen jene Ordnung, die sich materiell und geistig spiegelt, daher kann man die Astrologie als transzendente Astronomie bezeichnen, oder die Numerologie als transzendente Mathematik.

 

Weitere besondere astronomisch kosmische Situation: der Photonenring

In den Einfluss der manasischen Strahlen des Photonenrings, welche die Zentralsonne, von den Mayas Alkyone genannt, umgibt, kommt die Erde nur alle 10.930 Jahre, immer dann wenn wir durch das Sternbild des Wassermann oder Löwen wandern. Denn in diesem Zeitraum nähert sich unser Sonnensystem der Gestirnkonstellation der Plejaden, welche die Photonenstrahlung wie ein Spiegel auf unser Sonnensystem und somit auch auf die Erde reflektiere lässt.

 

2024 -  eine besondere astrologische Zeitqualität im Wassermannzeitalter

Aus astrologischer Sicht wird ein wichtiges Datum das Jahr 2024 sein, wo Pluto vom Steinbock in den letzten sechzehn Jahren in den Wassermann für die nächsten neunzehn Jahre wechseln wird. Pluto steht astrologisch für die kollektiven Themen einer Generation. Im Steinbock mögen bereits Umwälzungen aus der Sicht des Wassermannzeitalters und anderen Konstellationen stattfinden, aber dies geschieht noch in einem traditionellen, gesicherten, kontrollierten, aber auch stagnierenden, konservativen Rahmen. Wechselt Pluto in den Wassermann, zwei Prinzipien die jeweils für Wandlung und Umbruch stehen, wird es radikaler; In die Richtung Reform und Erneuerung, oder auch Revolution und Chaos auf allen Lebensebenen. Sozusagen erreicht uns dann diese neue kosmische Welle in der irdischen  Realität mit vollem Ausmaß. Allerdings in der Qualität, gemäß der Vorbereitung der Menschheit bis hin zu dieser nächsten wichtigen Phase im Wassermannzeitalter. Daher sind diese Jahre an Entwicklung bis 2024 und was dann an Erneuerung über reifes menschliches Bewusstsein harmonisch oder über schmerzliche Erfahrungen anbricht, so immens wichtig.

 

Astrosophisches Erklärungsmodell

Nach jeder Periode von 10.930 Jahren Dunkelheit treten wir in 2000 Jahren des totalen Lichts ein. Wir könnten die Dunkelperiode auch mit einer Phase der Negativität gleichsetzen, aber wie bei allen Dingen in den Omni-Universum des Schöpfers, hat alles einen göttlichen Zweck und Sinn. Der Grund, warum wir fünf Sechstel Dunkelheit auf unserer Reise um die Zentralsonne erfahren, liegt darin, dass die göttlichen Mächte übereingekommen sind, eine Welt der Negativität/Dunkelheit zu erschaffen und zu erfahren, eine Welt der Polaritäten und Illusionen (lesen Sie mal das Wort „Leben“ rückwärts), voll Angst, Urteilen, Kontrolle, Hass, Gier, Tod und vielem mehr. Dies war und ist ein erdachter Plan, der dem Wunsch des Schöpfers entsprach, die wahre Natur der Negativität oder seines Schattens, selbst besser zu verstehen. Wir und die Erde sind nun das auserwählte Medium, um die gesamte Negativität für unsere Milchstraße zu sammeln und zu transformieren. Durch unsere Gedanken, Handlungen und Reaktionen dienen wir als Umwandler der gesamten auf uns geworfenen Negativität. Was vielleicht also als völlig Negatives oder Unerhörtes angesehen wird, ist in Wirklichkeit mit Geist und seiner göttlichen Mission hier auf der Erde erfüllt. Diese Mission liegt darin, durch uns die Negativität für sich zu erfahren und in diesem Prozess zu lernen, wie sie schneller und dauerhaft überflüssig gemacht werden kann, wodurch überall – in der gesamten Schöpfung – ein besseres Leben möglich ist. Wir und unsere Planeten sind somit wirklich einzigartig und was Besonderes.

Sichtbarkeit des Phänomens

Aus esoterischer Sicht hört man ja häufig den Begriff „Das Goldene Wassermannzeitalter“. Wassermann hat mit Qualitäten wie Technik, Vernetzung, Transzendenz, Mündigkeit, Chaos und Genialität zu tun. Ob nun der einzelne Mensch und das kollektive Bewusstsein der Menschheit eine reife Mündigkeit im Umgang mit Umfeld und Umwelt erreicht, bleibt in der Verantwortung derselben. Tatsache ist, dass die oben beschriebene kosmische Situation empirisch nachweisbar mit Frequenzänderungen auf der Erde einhergeht. Biophysiker wie Dr. Dieter Broers, welcher schon Jahrzehnte mit Frequenzen, u. a. im medizinischen Bereich experimentiert, haben festgestellt, dass sich die Alphawellen-Einstrahlung auf die Erde wesentlich verstärkt. Das sind jene Strahlungen, die wir normalerweise vom Einschlafen und Aufwachen her kennen. Er spricht davon, dass wir in einem solchen Zustand geraten und gehalten werden. Er meint, wir bzw. künftige Generationen werden Dinge im Wachbewusstsein sehen, die im Unterbewusstsein angelegt sind, und er setzt diesen Prozess mit einem Bewusstseinssprung gleich.

Andere Wissenschaftler sprechen von Einflüssen auf unser Erdmagnetfeld und mögliche Polsprünge, wie sie im Zuge der irdischen Evolution schon vorkamen. Auch rechnen die Wissenschaftler im Zusammenhang mit den kosmischen Ereignissen um 2012 mit verstärkten Sonnenaktivitäten. Broers: „Dann ist unser gegenwärtiger Sonnenzyklus auf dem Maximum, und es erwartet uns voraussichtlich eine außerordentlich extreme Sonnenaktivität, die das Erdmagnetfeld radikal verändert.“

Das solche physikalische Vorgänge auf der Erde Folgen haben können von der Stromversorgung bis zu Erdbeben, liegt auf der Hand, in welcher Größenordnung allerdings ist auch für die Wissenschaftler schwer einzuschätzen, dennoch geht da niemand von einem Weltuntergang aus, wie es die Medien gerne publik machen.

Wo sich Quantenphysik und Philosophie begegnen (Frithjof Capra), wird von einem erreichten materiellen Verdichtungshöhepunkt, welcher mit der dritten Dimension gleichgesetzt wird, gesprochen, und von einer Umkehrung des Prinzips in Richtung Vergeistigung, also der vierten und fünften Dimension. Die Verdichtung und folgende Umkehrung fällt mit den großen Zyklen zusammen, ist aber wegen der Abschließung der kleinen Zyklen für uns Menschen zugänglich. Es bleibt also dem einzelnen Menschen überlassen nach dem „Sender-Empfänger-Prinzip“ sich auf den neuen Zeitgeist, auf die bereits vorhandenen veränderten „Schwingungen“ einzulassen und im Prozess als „Lichtkrieger“ das eigene Leben und das unsere (Um-)Welt zum Wohle aller zu transformieren. Mein persönlicher Tipp auf diesem Weg: pflegen Sie Ihre „Herzens- bzw. Christusenergie“ und Sie gleiten unversehrt von alleine in das neue Zeitalter.

Diese Reise durch die Zeitalter lässt uns bewusst werden, dass unsere kulturellen Wurzeln verbunden mit der Bibel sehr viel weiter zurück reicht, als es uns bewusst sein mag. Die Datierung der ersten Hominiden liegt heute wissenschaftlich vor sieben Millionen Jahren. Seit 200.000 Jahren ist der Mensch bzw. Homo Sapiens fossil in Afrika belegt. Der moderne Mensch (Homo Sapiens) lebte bereits vor 195000 Jahren in Afrika – 35000 Jahr früher als bisher angenommen. Da ist es nicht mehr so verwunderlich, dass es große Zivilisationen nicht erst seit 5000 Jahren gibt, sondern die reichen bis 40.000 Jahre zurück. Die berühmte „Venus vom Hohlen Fels“ wird auf ca. 38.000 Jahre v. Chr. datiert. Aus der Takla Makan-Wüste gibt es Beispielsweise Funde, die eine hohe Zivilisation, genannt „Tak“, vor bereits 36.000 Jahren belegen, die sich dort entwickelt hatte und sich über ein weites Gebiet, bis hin zum heutigen Südamerika erstreckte. Auf der Suche nach untergegangenen Städten ziehen bis heute europäische und andere Archäologen in die Takla Makan, die „Wüste ohne Wiederkehr“ (kaum ist eine Stätte gefunden, wird sie vom Sand auch schon wieder zu geblasen). In der dreißig, vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es insbesondere einen Wettkampf der Nazi mit den Alliierten nach geheimen Bibliotheken dort zu suchen – und man wurde auch fündig. Die Tempel Göbekli Tepe im Südosten der Türkei sind 12.000 Jahre alt. Aus dieser Perspektive sind die die ca. 13.000 Jahre zurück in die Atlantische Phase nicht viel für die Menschheit und nachzuvollziehen, dass das was wir heute sind mit jenen Zeiten immer noch in enger Verbindung steht – auch wenn uns das im ersten Moment in unserer alltäglicher Gegenwart abstrakt erscheinen mag.

In den Geschichtsbüchern ist vom Dreiperiodensystem die Rede, welches Christian Jürgens Thomsen entwickelt hat; Die drei Stufen dieses Systems sind die Steinzeit (2,6 Millionen Jahre bis 7000 v. Chr.), die Bronzezeit (2200 v. Chr. bis 800 v. Chr.) und anschließend die Eisenzeit, auf die – je nach Kulturkreis – die Antike oder frühgeschichtliche Kultur folgen. Dies suggeriert, dass in der langen Phase der Steinzeit 7000 vor Chr. bis zum Homo Sapiens 200.000 v. Chr. kaum eine Entwicklung stattgefunden hätte. Dann aber in wenigen Jahrtausenden, in der sogen. Bronze- und Eisenzeit sich die gesamte Zivilisation aus der Sicht der Menschheitsgeschichte „sprunghaft“ zu einer elitären Spezies entwickelt hat – mit den Ursprüngen im alten Ägypten (wobei es ernsthafte Archäologen gibt, die in Gise eine Hochkultur bereits vor 10.500 Jahre vermuten) und Griechenland. Dass diese Hochkulturen ihr Wissen aber ebenfalls bereits als Erbe anderer Zeiten ihrer Vorväter erhalten haben, beschreibt jedoch die Bibel (Noah – Sintflut –Polshift ca. 10.800 Jahren) ebenso wie beispielsweise Herodot (Hyperboräisches Kulturerbe an Griechenland und andere Völker), belegen Funde in der Takla Makan-Wüste, oder zeigt die Darstellung Mithras in der Tauroktonie vor ca. 7000 Jahre, welche bereits von komplexen astronomischen Kenntnissen zeugt.

Die meisten Christen werden gelehrt Astrologie zu vermeiden und sich vor etwas, das sich mit Tierkreisen beschäftigt zurückzuscheuen. Diese zwei Sternenkonzepte werden von den meisten Christen mit Geringschätzung angesehen, aber die Wahrheit ist, dass das Christentum in Tradition beider seinen Ursprung hat, wobei der hebräische Tierkreis Mazzaroth noch älter ist. Einige piktographische Zeichen haben sich über die Jahrtausende hinweg geändert, aber die meisten haben ihre ursprüngliche Bilderschrift immer noch beibehalten. Die Zeitspanne seines Ursprungs erstreckt sich über

siebentausend Jahre. Ebenso haben Forscher den Zusammenhang zwischen dem Tierkreis Mazzaroth und der ägyptischen Tradition, der Großen Sphinx von Gizeh als Tierkreiszeichen-Wesen und anderen inhaltlichen Parallelen feststellen können. Man kann sagen, dass bereits Mitte des 18 Jahrhunderts viele Wissenschaftler, die die Große Sphinx studiert haben, herausgefunden haben, dass ihr Entwurf und Bau viel größere Kenntnisse aus Wissenschaft und Mathematik offenbarten als der Antike allgemein zugeschrieben wurde. Alle diese Forscher einschließlich derjenigen des 20. und angehenden 21. Jahrhunderts haben festgestellt, dass er auch immer die Große Pyramide errichtet hat, sachverständig mit den mathematischen Konstanten von Pi (3.141592643…) und Phi (.618, auch als die Fibonacci-Folge und als der Goldene Schnitt bekannt) war. Noch heute werden unsere Schulkinder unterrichtet, dass Pythagoras den Wert des Pis entdeckt hat, aber das ist falsch. Pythagoras hat zugegeben, dass er es von den Ägyptern gelernt hat, und die Ägypter wiederum haben diese mathematische Wissenschaft von einer noch früheren Zivilisation gelernt. In der Antike war etwas im Gange, das den Verstand des heutigen Menschen verblüfft.

„Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nach und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre.“ -1.Mose 1:4.

Konnte der Ausdruck „Zeichen“ wörtlich als Tierkreiszeichen genommen werden? Ja, er konnte es.

J. Seiss hat die verschiedenen Tierkreise Ägyptens (Dendera), Indiens, Sumers, Babyloniens, Arabiens etc. ausgiebig erforscht, um zu bestimmen, welche Symbole verwendet wurden, um die ursprünglichen Konstellationen zu verkörpern und welche von ihnen demzufolge die ältesten waren. Er hat entdeckt, dass die griechischen und römischen Symbole offensichtlich von den oben erwähnten, früheren Tierkreisen geliehen worden waren.

Damals wie heute kann Astrologie ohne Ideologie als ein sehr hoch entwickelter Wissenszweig u. a. der vergleichenden Statistik angesehen werden, die mit Stern- und Planetenpositionen irdische Ereignisse in Übereinstimmung bringt. Das Alte Testament, das eine Ansammlung von altertümlichen Texten vieler hebräischer Schriftsteller ist, hat einen enormen Redaktionsprozess erlebt, von dem viel politisch und religiös veranlasst wurde. Im Laufe der Geschichte haben religiöse Anführer sich bemüht den einfachen Mann vom Bibelwissen zu distanzieren. Diese religiösen Anführer übten nicht, was sie predigten. Zum Beispiel ist es bekannt, dass viele Päpste ihre eignen persönlichen Astrologen gehabt hatten, während sie gleichzeitig Astrologie öffentlich verdammt haben. Die große Frage ist: „Was wussten Sie, dass sie andere Leute nicht wissen lassen wollten?“

Andererseits ist es auch so, um auf die altertümliche Sternkunde zurückzukehren, dass  solche Kenntnisse der Aufgabenkreis von Fachmännern waren, die jahrelang, sogar jahrzehntelang studieren mussten (als Astrologin kann ich das bestätigen), um Astrologen, damals konnte man sie auch als „Astronomen-Priester“ bezeichnen, zu werden. Es war hier nicht so sehr, dass diese Kenntnisse absichtlich von den einfachen Leuten fern gehalten wurden,  als vielmehr ein Unfähigkeitsfaktor solche Kenntnisse zu vermitteln angesichts ihres Schwierigkeitsgrades. Lese- und Schreibfähigkeit und mathematische Kenntnisse waren für das einfache Volk nicht verfügbar. Ein ähnliches Phänomen kennt man vom Mayakalender mit seinen verschiedenen Zählungen. Nur sehr wenige Leute sind interessiert den Mayakalender zu studieren, deshalb wird die Weisheit, die in ihm enthalten ist denjenigen überlassen, die das Interesse und die Zeit haben diesem Wissen nachzugehen. Die Tatsache ist, dass die Bibel wirklich eine Vielzahl astrologischer/astronomischer Information enthält, wenn man genau und sachlich hinein sieht. Die zusätzliche biblische, hebräische und christliche Literatur, die uns parallel mit der Bibel überliefert worden ist, enthält buchstäblich eine Goldgrube mit astronomischen Kenntnissen. So muss kategorisch festgestellt werden, dass Astrologie (im ursprünglichen Ausdruckbegriff) ein grundsätzlicher Teil der Bibel ist. In der Tat, die Weisen hätten das Christkind nie ausfindig gemacht, noch hätten sie von den Vorhersagen bezüglich gewusst, wären sie nicht qualifizierte Astrologen gewesen.

 

*SINTFLUT

Durch das schlagartige Verrutschen der Erdkruste auf dem Erdmantel (Polshift) und der damit verbundenen Verschiebung der geographischen Pole wurden die Lebensräume der Mammuts in Nord- und Nordostsibirien spontan innerhalb weniger Stunden in die Polarregion verlagert. Dadurch wurden sie in einer schockartigen Extrem-Abkühlung ausgesetzt, welche durch die gleichzeitige Verdunkelung der Atmosphäre aufgrund unzähliger Vulkanausbrüche auf der gesamten Erde zusätzlich verstärkt wurde (da kam tagelang, in manchen Regionen gar wochenlang kein Sonnenstrahl auf der Erde an), so dass die Wasser- bzw. Schlammmassen, die damals in Form von gewaltigen Tsunamis (historisch als Sintflut wahrgenommen) über das nördliche Sibirien gespült wurden innerhalb kürzester Zeit zum heutigen Permafrostboden erstarren und die Mammuts darin einschließen konnten. Die verschiedenen Mammutfunde in Nord- und Nordostsibirien werden von der heutigen Wissenschaft mit nach wie vor ungenauen Messverfahren zwar unterschiedlich datiert, zwischen 6000 und 18.000 Jahren v. Chr., jedoch sind die Mammuts, die da in den ca. 2-3 Meter dicken Schlamm-, Geröll- oder Flussschottenschichten bzw. dem Permafrostboden Sibiriens begraben liegen alle im selben Jahr und am selben Tag in den Stunden ums Leben gekommen, als sich die größte Naturkatastrophe der Menschheitsgeschichte ereignet hatte – um 8.800 v. Chr. bzw. vor ca. 10.800 Jahren.

 

„Eine Reihe vielbeachteter Funde brachten die 1970er Jahre, allen voran ein „Mammutfriedhof“ in Nordsibirien am Berelech, einem Nebenfluss der Indigirka. Als erstes kam dort 1970 ein Bein zum Vorschein, das auf ein Alter von etwa 13.700 Jahren datiert wurde. Binnen zehn Jahren folgten mehr als 10.000 Mammutknochen, die alle in derselben zwei Meter dicken Schicht lagerten. Verschiedene Skelette, Rüsselstücke und andere Teile, die in jenen Jahren teils in derselben Gegend, teils an anderen Orten geborgen wurden, bereichern heute die Museen Sibiriens.“

Spektrum der Wissenschaft – Spezial/1/2006, S. 34

„Rund 1500 Tonnen Mammutelfenbein dürften in Russland seit dem Ende des 17. Jahrhunderts verarbeitet oder von dort ausgeführt worden sein. Setzt man für ein paar Stoßzähne im Durchschnitt 60 Kilogramm an, wären das schätzungsweise 25.000 Tiere. Offiziell verwertet und exportiert das Land heute jährlich fünfzehn bis zwanzig Tonnen des kostbaren Rohstoffs.“

Spektrum  der Wissenschaft – Spezial/1/2006, S. 31

** NOAH (NOACH)

Noah oder Noach (auch Noe, hebräisch für „Ruhe“) war nach dem Buch Genesis der Bibel der zehnte Urvater nach Adam. Insgesamt wird sein Lebensalter mit 950 Jahren angegeben (Gen 9,29 EU). Mit Noach endet die Ära der ersten Patriarchen, deren Lebensdauer mit Ausnahme von Henoch weit über 700 Jahre war (sogen. Biblisches Alter). Das Alter der Bibel, also die schriftlichen Überlieferungen, wird auf 3400 Jahre und älter geschätzt. Die kulturellen Wurzeln der Bibel fußen aber über weit mehr als diesem Zeitraum hinaus in die Atlantische Zeit vor ca. 13.000 Jahren. Lange wurden die gerade in dieser Phase wichtigen Ereignisse und Wissen aus dieser Zeit mündlich überliefert. So erhielten die Schlüsselfiguren, wohl auch um ihre Bedeutung zu unterstreichen, symbolisch eine lange Lebenszeit. Auf Noachs drei Söhne werden in der sogenannten Völkertafel der Genesis die damals den Hebräern bekannten Völker zurückgeführt (Gen 10,1-32 EU: 1 Chr 1,5-23 EU): Auf Sem die Semiten (Äthiopier, Araber, Hyksos, Malteser, Minäer, Sabäer, Ostsemiten, Akkader, Babylonier, Assyrer, Amoriter, Ammoniter, Aramäer, Hebräer, Kanaaniter, Moabiter, Nabatäer, Phönizier, Samaritaner und Syrer), auf Ham die Hamiten (dunkelhäutige Afrikaner) und auf Jafet die Jafeiten. Die alttestamentliche Bibel formuliert in der Völkertafel der Genesis eine Ursprungstheorie für alle Völker, die aufgrund der Sintflut-Katastrophe nur von den Überlebenden abstammen können. Jafet wird die Rolle des Stammvaters der Völker nördlich von Israel zugewiesen.

Es dürfte schon deutlich geworden sein, dass es in der Astrologie mit monotheistisch religiösem Hintergrundverständnis von Anfang an im Grunde weniger von den Sternen als von der Selbsterfahrung des Menschen im Spiegel der Sterne, der Natur die Rede ist. Im Bild der Natur erkennt der Mensch sich selbst, die Vielfalt der Kräfte und Stimmungen, die in ihm wirksam sind und in deren jeweiligen Kombinationen der einzelne unverwechselbar ist. Die Erfahrung makrokosmisch-mikrokosmischer Entsprechung als schöpferische Gesetzmäßigkeit  Gottes findet daher in allen fundamentalen Religionen ihren Ausdruck.

 

5. Kapitel: DAS WELTEN-HOROSKOP

Die Begegnung von Pantheismus und Monotheismus

Was Leonardo da Vinci mit seinem Letzten-Abendmahl-Bild auf höchstem Niveau künstlerisch genial auszudrücken vermochte, veranschaulicht diese Grafik plastisch. Man kann mit den wesentlichen Elementen des Neuen Testaments, wobei die zwölf Apostel austauschbar sind mit den Zwölf Stämmen Israels und zwölf Söhnen Jakobs des Alten Testaments, also mit den Grundpfeilern der Bibel eine Art „Welten-Horoskop“ erstellen. Wobei die Zwölfergruppierung außen herum die Menschheit selbst darstellt (wir erinnern uns, die zwölf Tierkreiszeichen stehen für die Archetypen der gesamten Möglichkeiten des Menschseins). Und Jesu/Gott, das dreizehnte Prinzip, für das Zentrum des Seins steht (im persönlichen Horoskop die Seele in der Mitte des Horoskops, außen die Anlagen). Zwischen Gott (innen) und Mensch (außen) steht der Geist (Dreifaltigkeit) als Verbindung und in ihrer Wechselwirkung geschieht Schöpfung. Ähnlich wie wir unsere Anlagen nützen, unsere Seele/göttlichen Impuls schöpferisch auszudrücken. Daher hat jeder Mensch in Gott seinen individuellen Werdegang, und gleichzeitig läuft

eine evolutionäre Menschheitsgeschichte (Zeitalter, gegenwärtig Wassermann/Löwe-Achse). Ziel des christlichen Weges ist das Leben in der in Christus vorgezeichneten Einheit von Logos und Kosmos: die Verwandlung, die Neugestaltung des Kosmos durch den Logos. Der Ort dieser Neugestaltung ist der Mensch: seine Wiedergeburt im Heiligen Geist.

Hier schließt sich der Kreis; Wie das Atom dem Universum gleicht und sich Makro- und Mikrokosmos einander bedingen, sind Mensch, Menschheit eingeschlossen in einem Verbund mit Gott. Jesus (Fischezeitalter = Neptun = All-Liebe/Nächstenliebe/himmlische Liebe) lehrte die Menschen vor allem, dass Gott sie liebt und das sie einander lieben sollen. Insofern gibt es nur Liebe und Licht, das Böse wie Schatten und Dunkelheit sind nur die Abwesenheit von Licht und Liebe, aber für sich – im Unterschied zu Gott/Licht/Liebe – nicht existent. So wie wir in unserer Seele immer vollständig sind und uns dort in Geborgenheit zurückziehen können, gleich welche Stürme „draußen“ (Anlagen plus Lebensprozess/Transite) vorherrschen, sind wir es in gleichsam in Gott - den wir in diesem Sinne in uns tragen. Und diese Qualität ist es auch, die alle Menschen gleich, gleich wertvoll und gleich wichtig macht. Wie mehr es dem einzelnen Menschen gelingt, aktiv mit dieser Gottesgegenwart Beziehung aufzunehmen, je erfüllter wird er es vermögen sie als „liebvolle, zwischenmenschliche Beziehungen“ zu leben. Jener steter Schöpfungsakt, durch die sich Gott auf Erden manifestiert und was die Dynamik dieses Welten-Horoskops aussagen will.

In der Wahrnehmung Gott als Präsenz in der Schöpfung (Pantheismus, „die Auffassung Gott sei eins mit dem Kosmos und der Natur, und damit auch im inneren des Menschen zu finden“ - Wikipedia) und als autonome Autorität außerhalb dieser (Monotheismus, „Gott als wirklich wesentlich und von der Welt verschieden verkünden“ – 1. Vatikanisches Konzil 1870) liegt also kein Widerspruch, wie die Astrologie in letzter Konsequenz aufzuzeigen vermag. Beide Sichtweisen finden im astrologischen Kontext Ergänzung.

Der gläubige Mensch sieht sich also in eine Welt hineingestellt, in der Gottes schöpferische Weisheit alles nach Maß und Zahl geordnet hat, allem seinen Ort und seine Bahn zugewiesen hat: „Machtvoll entfaltet sich ihre Kraft von einem Ende zum anderen und durchwaltet voll Güte das All“ (Weish 8,1). So sind Tierkreisdarstellungen in jüdischen Synagogen und christlichen Kirchen Ausdruck der gläubigen Hoffnung, dass Gott der Herr der Geschichte ist. Seine Liebe hat jedem Menschen eine bestimmte „Konstellation“ von Fähigkeiten und Gefährdungen mit auf den Weg gegeben und ihn dadurch in Spannungen und Grenzen hineingestellt, mit denen er fertig werden muss, um die darin zugleich auch vorgezeichneten Möglichkeiten des Lebens ergreifen zu können – dies im Erkennen, dass es in der Natur einen „Hintergrund von Freiheit und Sinnhaftigkeit“ gibt, wie C. G. Jung die Wechselwirkung zwischen persönlicher Willenskraft und potentiellen Anlagen beschreibt. Sokrates (470 – 399 v. Chr.), der als Philosoph das gesamte abendländische Denken mitprägte, wie sein berühmtester Schüler Platon (427 – 347 v. Chr.), sprachen in diesem Zusammenhang von den Urbildern (Archetypen = Tierkreiszeichen) als wahre Wirklichkeit und Abbilder (Ausdruck des Menschen und der Schöpfung) als Scheinwelt. Sowie von der großen Idee (Gott), dem Reich der Seele als Urheber der Urbilder und der Erkenntnis beider Bereiche durch die Vernunft (Geist). Von ihnen stammt auch die philosophische Einsicht, dass die Kluft zwischen der Ideen- und Schweinwelt von der Ideenwelt aus überwunden werden kann und nicht umgekehrt. Und es gilt durch Einsicht in der Ideenwelt die Scheinwelt (Materie, Triebe) im Sinne guter Handlungen zu beherrschen.

 

Meditationsbild – Horoskop

Die Astrologie erhebt nicht den Anspruch, den Menschen ganz und im letzten Geheimnis einer Person erfassen zu können. Sie ist aber davon überzeugt und sieht sich aufgrund ältester wie auch immer wieder neuer Erfahrungen darin bestätigt: Die Planetenkonstellationen zur Zeit der Geburt eines Menschen, oder auf mundaner Ebene am Beispiel des Welten-Horoskops, wie sie im Medium des Mythos erfasst werden kann, hat in diesem Menschen ebenso wie in der Menschheit seine strukturelle Entsprechung; Beim Menschen in den unbewussten Tiefenschichten seines Denkens, Wollens und Fühlens wie in seiner Leiblichkeit. Darum spiegeln sich in seinem Horoskop die Vorstellungs- und Reaktionsmuster wider, die für ihn – aufgrund der vorgegebenen Anlagen und nicht nur aufgrund seiner Lebensgesichte, seines Milieus – typisch und sozusagen selbstverständlich sind. Wie sich im Rahmen dieser strukturellen Prägung aufgrund der vielfältigen erblich und biographisch bedingten Einflüsse und bewussten Willensentscheidungen das Leben konkret entfaltet, das entzieht sich astrologischer Diagnose. So lässt sich auch nicht vorhersagen, wie der Mensch innerhalb der ihm gesetzten Grenzen seine Möglichkeiten ergreift. Diese zu erkennen, kann das persönliche Horoskop (Radix) jedoch eine Hilfe sein. Ebenso hat das Welten-Horoskop seinen Wert als Meditationsbild. Es kann dem Menschen helfen, sich selbst auf seinem persönlichen Weg im Großen und Ganzen besser zu begreifen und vor allem SINN auf diesem Weg zu finden. Sinn, motiviert zu sein die ureigenen Möglichkeiten zu nutzen, wie sich auch den Schwierigkeiten zu stellen, die es zu bewältigen gilt. Denn Astrologie setzt voraus, dass in allem Geschehen der Welt ein Sinn waltet, dass die Welt ein nicht nur materielles, sondern mehr noch ein geistiges Kontinuum ist, mag man es nun „beseelt“ oder „göttlich“ nennen.

 

Das Weltenhoroskop in klassischer Darstellung

Doch ist es nicht allein Leonardo da Vinci, welcher die schriftlichen Bibelüberlieferung in ihrer tieferen archetypischen Symbolik darstellte. Man findet viele Beispiele in Kirchen auf der ganzen Welt. Stellvertretend hierfür sei ein Fresko-Bild der „Nativity Church“ in Arbanasi/Bulgarien, welches besonders deutlich Jesus in der Mitte der Menschenfamilie zeigt, sei es in der Tierkreiszeichen-Symbolik wie in der Symbolik seiner geschichtlichen Gefolgschaft. Sozusagen ist es das künstlerische Pondon zur Weltenhoroskop-Grafik oben. In derselben Kirche ist auch ein schönes Lebensrad eingebettet im Kreislauf der Tierkreiszeichen zu bewundern:

 

Die Quinta Essentia

Oben im Weltenhoroskop sind die horizontale Achse Aszendent/Deszendent und die vertikale Achse Imum Coeli/Medium Coeli als fetter gedruckte Linien im Kreuzeichen gut zu erkennen. In der psychologischen Astrologie unterteilen diese beiden Achsen bzw. vier Kardinalpunkte die zwölf Felder in vier Quadranten (Körper-, Wesens-, Geistes-/Begegnungs- und Bestimmungsquadranten) und in eine Tag- und Nachtseite. Die vertikale Linie oben/unten weist Richtung Himmel auf das Geistige hin (Ewigkeit/Sein). Die horizontale Linie links/rechts hingegen auf die Erde, die materielle Welt (Zeit als vergängliches Prinzip).

Die Urchristen hatten ursprünglich das Fischezeichen zum Symbol, einige Jahrhunderte später löste aber das Kreuzzeichen das Fische-Symbol ab. Jesu leitete das zweitausend Jahre anhaltende Fischezeitalter ein. Das Fische-Prinzip steht für Erlösung, All-Liebe, Nächstenliebe, Spiritualität in seiner ideellen Form (auch geistige Umnachtung, Angst, Unsicherheit, Flucht in seiner Schattenseite). Sein Herrscher ist Neptun, daher wird Jesu auch als neptunischer Meister bezeichnet. Dieser Bezug ging mit zunehmender Institutionalisierung der Christen als Kirche verloren zugunsten des Kreuzeichens. Jesus ist „am Kreuz“ für uns gestorben, das Kreuz steht für alles was der Mensch zu überwinden hat um der Erlösung nachfolgen zu können, bevor er aufersteht. Jeder Mensch hat symbolisch „sein Kreuz“ zu tragen, in ihm sind alle weltlichen Mühen, „Gut und Böse“ versinnbildlicht. Diese vier Endpunkte nun werden mit einem äußeren Kreis verbunden, welcher gleich der oberen Grafik innen dem Prinzip Gott entspricht (Gottespräsenz im Innen und Außen). Der äußere Kreis steht für Verbindung mit und durch ein größeres, sinngebendes Ganzes und wird in dieser Vollendung der Gesamtheit als „quinta essentia“ bzw. die Quintessenz  bezeichnet (aus dem Lateinischen: „fünftes Seiendes“, „das Wesentliche“, das Hauptsächliche“, „das Wichtigste“).

Ein anderes Beispiel christlicher Darstellung der Verbindung zwischen Gott, Mensch und Gestirne als archetypische Transformationsthemen ist diese Darstellung aus Herrad, Hortus delicarum, im 12. Jahrhundert:

Das Ich (Jesus/Seele/göttliches Sonnenprinzip-Mitte im Horoskop) ist an das Kreuz der Materie (Holzkreuz, 4 Elemente, Anlagen im Radix) gebunden. Das "Fischmonster" steht für die Zeit. Die sieben Heiligenbilder repräsentieren die sieben Planeten und ihre Entwicklungsstufen, welcher jeder Mensch für seine "Vollendung" zur durchlaufen hat (ähnlich den sieben Siegeln beim "aufgeopferten Lamm").Originaltext unterm Bild: „Abbildung 1: Christliche Ahnenlehre. Die mystische Abstammung von David, der das Urmonster der Zeit am Haken seiner Angel gefangen hat und das Kruzifix dabei als Köder benutzt. Die Kette der sieben Heiligenbilder repräsentieren unter anderem die sieben Planeten und die Sequenz ihrer transformierenden Einflüsse.“ Der Mensch definiert sich über das 3er- und 4er-Prinzip; drei = Geist/Gefühl/Seele (Dreifaltigkeit), vier = die vier Elemente aus denen der Körper besteht (Kreuz), also wieder die Zahl 7. Beides, Körper und Geist, müssen versöhnt und überwunden werden. Die sieben Töne der Universalsprache Musik verbinden beides, daher ist in ihr diese Versöhnung wahrnehmbar, wir erfahren inneren Frieden und Liebe.

 

6. Kapitel: ASTROLOGIE IM RÖMISCHEN REICH

Vom Mithras-Kult (von Indien über Persien ins Römische Reich) und Isis-Kult zum Christentum

Vorausgeschickt

Vor dem Siegeszug der Christen in Rom im 4. Jahrhundert n. Chr. waren im gesamten römischen Reich zwei Kulte vorherrschend, deren Traditionen jeweils 7000 Jahre und mehr zurück reichen; Der Mithras-Kult, der nur von den Männern praktiziert wurde, und der Isis-Osiris/Mater Magna-Kult, den die Frauen praktizierten. Die Planetensprache (Mithras – Sonnengott, Isis bzw. Mater Magna – Mond-/Venusgöttin) bzw. archetypische Symbolsprache beider war jene Gemeinsamkeit, die sich auch nach ihrer Zeit im Christentum erhalten hat (Jesus behielt den Strahlenkranz als Heiligenschein des allumfassenden Sonnen- bzw. Gottesprinzips, Mutter Maria wird bis heute vielfach auf einer Mondsichel abgebildet). Die Revolution jener Zeit war es wohl, im Christentum eine Religion zu schaffen, in der Mann und Frau bzw. die ganze Familie gleichermaßen teilhaben konnte und Identifikation fand (die „Heilige Familie“ gab es ja bereits in der ägyptischen Mythologie mit Osiris, Isis und Horus). Wenn diese Emanzipation der Ausübung Religion auch nicht vollends vollzogen wurde, sondern ein gewisser patriarchaler Charakter aus dem Mithras-Kult sich weiter im Christentum (katholische Christen) durchsetzte – bis heute.

Niemand wird es verwundern, dass die beiden Kulte samt ihren Tempeln verschwanden, die sinnvollen Symbole des Menschseins in Verbindung zu Gott, die Feste nach den Jahreszeiten und andere Rituale aber in die „neue Religion Christentum“ übernommen worden sind. Selbst die Namen der alten Kulte  überdauerten im Christentum, beispielsweise die „Mitra“, der Vorläufer der Bischofsmütze.

 

Der Mithras-Kult

Mithras ist eine römische Göttergestalt, eine mythologische Personifizierung der Sonne, die im Mithraismus verehrt wurde. Der Name Mithrea geht auf den iranischen Gott Mithra aus der iranischen Mythologie zurück. Jedoch weist der römische Mithras große Unterschiede zum iranischen Mithra auf, so dass die beiden trotz der gemeinsamen Ursprünge nicht gleichgesetzt werden können. Mithra (Altpersisch Mitra) ist im Gebiet des späteren Perserreiches bereits seit dem 14. Jh. v. Chr. belegt und in der frühen Zeit vermutlich weitgehend identisch mit dem altindischen (vedischen) Gott Mitra.

Im Persischen Reich und Indien war Mithra ein Gott des Rechtes und des Bündnisses sowie in der Zeit der Parther auch ein Sonnen- bzw. Lichtgott. (Die Parther waren ein iranisches Volk, das vom 3. Jh. vor Chr. an im heutigen Iran ein Reich aufbaute, das zur Zeit der größten Ausdehnung auch große Teile Mesopotamiens, des südwestlichen Mittelasiens und einige angrenzender Randgebiete umfasste.) Mithra war der Führer zur rechten Ordnung („Asha“ in der Religion Zoroastrismus) und wachte auch über die kosmische Ordnung, wie die Wechsel von Tag und Nacht und die Jahreszeiten. Er pflegte die Tugend der Gerechtigkeit, schützte die Gläubigen und strafte die Ungläubigen. Er wurde auf einem Streitwagen dargestellt, der von weißen Pferden gezogen wurde. Seine wichtigste Aufgabe war es, das königliche Glück und die göttliche Gnade zu schützen.

Auch in der Spätantike zählte Mithra (Mittelpersisch Mihr) neben Ahuramazda (Ohrmazd) und Anahita (Anahid) zu den wichtigsten Göttern in Persien. Mit der Zeit kam es zu einer immer stärkeren Vermischung der Lehren Zarathustras mit der der Anhängern Mithras – insbesondere unter den Magiern der Sassanidenzeit (seit 224 n. Chr. – das Sassanidenreich war das zweite persische Großreich, das sich in der Spätantike etwa über die Gebiete der heutigen Staaten Iran und Irak sowie einige ihrer Randgebiete erstreckte.)

In den folgenden Jahrhunderten wurde in Kleinasien der Name Mitra/Mithra hellenisiert zu Mithras (Als Hellenisierung bezeichnet man eine kulturelle Erscheinung im Rahmen des Hellenismus. Gemeint ist damit die Durchdringung eines nicht-griechischen Volkes mit der antiken griechischen Kultur.)

Durch römische Legionäre gelangte der sittlich strenge, ausschließlich auf Männer abgestellte Mithraskult danach in das Römische Reich und verbreitete sich auf seinem ganzen Gebiet (dem heutige Deutschland, England, Spanien und Nordafrika). Er erreichte seinen Höhepunkt im 2. und 3. Jahrhundert und unterlag im 4. Jahrhundert dem nunmehr staatlich geförderten Christentum. Es dauerte allerdings noch länger, bis der Kult ganz unterdrückt worden war; Der große Haupttempel des Sol Invictus Mithras in Baalbek (Provinzhauptstadt im Libanon) bestand noch im 6. Jahrhundert. Eine wirkliche Konkurrenz scheint  er zu dieser Zeit für das Christentum allerdings nicht mehr gewesen zu sein – schon wegen des Ausschlusses von Frauen: Während das Christentum (vorher der Isis/Osiris und Mater Magna Kult parallel zum Mithraskult)  vielfach von Müttern an ihre Kinder weitergegeben wurde, konnte der Mithraskult neue Anhänger nur durch Mission gewinnen. Der Mithraskult ging demnach eher im Wandel der gesellschaftlichen Strukturen zugrunde als aufgrund gesetzgebereischer Maßnahmen. Auch soziologisch war der Mithraskult in anderen Schichten verbreitet als das Christentum.

Mythologie

Man weiß nun sehr wenig Genaues über den römischen Mithraskult und seine Mythologie. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Zum einen war der Kult in seiner römischen Variante eine Mysterienreligion, bei der es den Anhängern streng verboten war, etwas Konkretes über Glaubensinhalte und Rituale zu erzählen oder niederzuschreiben. Zum anderen bemühte sich das siegesreiche Christentum, die Erinnerung an den Mithraskult möglichst zu unterdrücken.

Mythologisch historisch belegt ist, dass Mithras von einem Vatergott ausgeschickt wurde, um die Welt zu retten. Er wurde aus einem Stein in einer Felsenhöhle geboren, der von den Mythen Petra Genetrix („Mutterfelsen“) angerufen wurde. In der mithräischen Ikonographie wird Mithras als Jüngling dargestellt, der eine phrygische Mütze trägt. Die Innenseite von Mithras‘ Umhang ist oft wie ein Sternenhimmel dekoriert. Ähnlich wie der persische Gott Mithra Jahrhunderte zuvor schon als Sonnengott verehrt worden war, bekam Mithras auch bei den Römern sehr oft den Beinamen Sol invictus (lat. „der unbesiegte Sonnengott“). Zwar ist Mithras nicht einfach identisch mit der römischen Gottheit Sol. Mithras bekam nun aber oft den Beinamen Sol Invictus, vielleicht um auszudrücken, dass der die Rolle des Kosmokrators (Beherrscher des Kosmos) übernommen hatte, die vorher Helios/Sol besaß. Zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert war der Sol Invictus Mithras eine der beliebtesten Gottheiten unter römischen Nichtchristen. (Im Christentum wurde seit Abraham diese Planeten-Symbolfigur auf den Gottvater, im Neuen Testament Vater von Jesus, als unsichtbare Schöpfer-Realität über alles Sichtbare übertragen – die Möglichkeiten des Menschsein in der symbolisch archetypisch-planetarischen Sprache blieb aber auch in der Bibel dieselbe, da sie Ausdruck der Lebensgesetze sind, wie sie Gott geschaffen hat. Es ist zwar eine geistige Errungenschaft des Menschen, über das Sichtbare das Unsichtbare als Kraft zu erkennen. Dennoch würde sie im Leugnen des Sichtbaren zugunsten des Unsichtbaren, gerade letzteres wiederum verletzten, da das eine Ausdruck des anderen ist.

Laut David Ulansey, jener Mithrasforscher, dem sich die Mehrzahl der heutigen Religionshistoriker anschließen, hatte Mithras Darstellung in der Tauroktonie* (Stiertötung) bereits in seinen indischen und persischen Ursprüngen vor 7000 Jahren ca. nicht nur die Symbolkraft der Sonne inne. Danach symbolisierte die Tötung des Stieres das Ende des damaligen (Stier-)Zeitalters und lässt Mithras als einen Gott erscheinen, dessen Macht die der Gestirne noch übertrifft, also über diese steht (vgl. Gottvater), symbolisch abgebildet mittels der Kontrolle der Präzession.

Postulierte Parallelen zwischen dem Mithras-Kult und dem Christentum

Verwendete Quellen von Ernest Renans und Franz Cumonts Ende 18. Jh. und neuere Werke von Manfred Clauss (geb. 1945, Althistoriker, studierte an den Universitäten Köln, Bonn und Marburg die Fächer Katholische Theologie, Geschichte und Philosophie) und Walter Burkert (geb. 1931, Klassischer Philologe, gilt als einer der hervorragendsten Kenner der griechischen Religion und Mysterienkulte):

-Mithras wurde von deinem Vatergott ausgeschickt, um als Weltretter das Dunkle und Böse in der Welt zu überwinden.

-Mithras wurde aus einem Felsen heraus „geboren“: Er stürmte als Erwachsener mit Fackeln in beiden Händen heraus, daneben Hirten und Tiere.

-Mithras hielt mit zwölf seiner Anhänger ein letztes Abendmahl, bevor er starb, begraben wurde und auferstand von den Toten. (Die zwölf Anhänger wurden aus Sternzeichenbildern in Höhlen hergeleitet. Das „letzte Abendmahl“ fand allerdings nur zwischen Mithras und Sonnengott statt, und zwar nach der Stiertötung. Alle Hinweise darauf, dass Mithras überhaupt starb, stammen aus dem 4. Jahrhundert und sind damit vermutlich aus dem Christentum übernommen.)

- Als „Sol invictus“ wird Mithras in der Ikonographie mit  einem Strahlenschein um den Kopf dargestellt (vgl. den Heiligenschein ist der christlichen Ikonographie).

- Die Mithraisten glaubten (ähnlich wie bereits vorher die Anhänger des Zoroastrismus) an Himmel und Hölle, an ein Jüngstes Gericht, eine Auferstehung der Toten und eine Wiederkehr Mithras zur endgültigen Überwindung des Bösen.

- Da Mithras als Sonnengott angesehen wurde, war der Sonntag („dies solis“) der ihm geweihte Tag.

- Die Mathraisten feierten ein Untertauch-Ritual oder eine Besprenkelung mit Stierblut zur Aufnahme in die Kultgemeinschaft (vgl. Taufe). Die Taufe mit Wasser als mögliche Vorlage für den christlichen Kult gab es aber bereits im Alten Ägypten, wie zahlreiche Tempelreliefs belegen.

- Die Mithraisten feierten einen Ritus mit Brot, Fleisch und Wasser oder Wein (vgl. Abendmahl).

- Die vier größten Mithraischen Feste fanden zur Sommer- und Wintersonnwende und zur Frühlings-Tagundnachtgleiche und Herbst-Tagundnachtgleiche statt (vgl. Allerheiligen, Weihnachten, Ostern).

- Der höchste Priester des Mirthrakults wurde „Papa“ genannt und trug als Amtszeichen eine rote phrygische Mütze (die „Mitra“, der Vorläufer der Bischofsmütze), ein rotes Gewand, einen Ring und Hirtenstab.

Heute allgemein anerkannte Punkte

- Beide Religionen verbreiteten sich im zweiten und dritten Jahrhundert im Römischen Reich.

- Der Mithraismus ist zwar in seinen Ursprüngen älter als das Christentum, ist aber innerhalb des Römischen Reiches erst ab dem Ende des 1. Jahrhunderts nachgewiesen, also zu einer Zeit, als die Hauptschriften des Christentums bereits in der heutigen Form existierten – der Quellen aber wieder zum gemeinsamen Ursprung, dem Vaterland Abrahams, Mesopotamien, führen.

(Entwicklungen gehen individuellen Wegen auseinander und treffen sich wieder, die (Astro-)Sprache im Hintergrund bleibt als Gemeinsamkeit aufrecht).

- Da der Mirthaskult nicht mit der Verehrung des Gottes Mihtra identisch ist, sondern sich vermutlich daraus entwickelt hat, (auch hier gab es Entwicklungen in der Zeitgeschichte, ähnlich dem Alten (vgl. ältere Form Tauroktonie*) und Neuen Testament (vgl. jüngere, hellenisierte Form Mithras als „Sol Invictus“ mit Parallelen zu Jesus), können Parallelen zwischen dem Mithraismus und dem Christentum auch durch Übernahme christlicher Riten oder Gedanken durch den Mithraismus erklärt werden. Die „Richtung“ der Übertragung muss für jedes Element einzeln anhand der Quellenlage geprüft und darf nicht pauschal behauptet werden.

- Die Übernahme des „Dies solis invicti“ (Geburtstag des Mithras – Sonnwende) am 25. Dezember durch das Christentum und dessen Umdeutung zum Geburtstag Jesu, festgelegt durch einen Bischof von Rom im 4. Jahrhundert, ist weitgehend unbestritten. Es dauerte allerdings noch bis ins Mittelalter, bis das Weihnachtsfest das ältere Epiphaniasfest an Bedeutung übertraf (Epiphanias aus dem griechischen übersetzt „auf, oben“, „ich zeige“ vgl. Phänomen, oder Erscheinung des Herrn ist der ursprüngliche und heute noch meist gebrauchte Name des am 6. Jänner, dem historischen Weihnachtsdatum, begangenen christlichen Feste. Im Volksmund und in vielen Kalendern ist es auch als Dreikönigstag bzw. Heilige Drei Könige oder Theophanie, was so viel wie „Erscheinen Gottes“ bedeutet, regional vereinzelt bis heute u. a. auch als „Hoch- oder Groß-Neujahr“ bzw. „Oberster“ bekannt. Das Fest wird bei den Westkirchen den drei Weisen aus dem Morgenland zugeordnet, in den Ostkirchen jedoch als Tag der Taufe Christi und Offenbarung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit begangen.)

 

*Tauroktonie

Die Tauroktonie (Stiertötung) ist die Darstellung von Mithras der einen Stier tötet und findet sich als gemaltes Bild, Relief oder Skulptur im Mittelpunkt jedes Mithräums (Mithrastempel). Die Touroktonie gilt daher das wichtigste Motiv in der mithräischen Ikonokrafie. Die Darstellung lieb im Laufe der Jahrhunderte nahezu unverändert.

Mithras wird als Jüngling dargestellt und ist mit einer römischen Tunika und einer phrygischen Mütze bekleidet. Er kniet in der Stiertötungsszene mit dem linken Bein auf dem Rücken des Stiers. Mit dem anderen Bein stemmt er sich ab, mit der linken Hand reißt er den Kopf des Stieres nach hinten und mit der rechten Hand tötet er das Tier durch einen Dolchstoß in die Schulter. Dabei wendet Mithras sein Gesicht vom Stier ab. Der Umhang von Mithra ist häufig aufgebauscht, so dass man die Innenseite erkennt, die wie ein Sternenhimmel dekoriert ist.

Außer Mithras und dem Stier sind auf der Tauroktonie eine Reihe anderer Gestalten abgebildet: eine Schlange, ein Hund, ein Rabe, ein Skorpion, sowie manchmal ein Löwe und ein Kelch. Die Schlange und der Hund trinken aus der Wunde des Stieres, aus welcher Blut, in machen Darstellungen Getreide, rinnt. Der Skorpion greift die Hoden des Stieres an.

Ebenfalls werden in der Stiertötungsszene fast immer zwei Fackelträger namens Cautes und Cautopates bzw. Cautepates dargestellt, wobei ersterer die Fackel nach oben und letzterer die Fackel nach unten hält. Die Fackelträger sind wie Mithras gekleidet und haben ihre Beine gekreuzt.

Über Mithras stehen die Symbole für Sol (Sonne) und Luna (Mond) am Sternenhimmel.

Deutungen

Traditionelle Deutung (Cumont)

Nach der mithräischen Mythologie verfolgte Mithras einen Stier, den er einfing und auf seinen Schultern in eine Höhle trug, wo er ihn zur Erneuerung der Welt opferte (vgl. altes Testament – das geopferte Lamm). Aus dem Blut und Samen des Stiers regenerierten sich die Erde und alles Leben.

Der belgische Mithrasforscher Franz Cumont sah den Mithraismus als Weiterentwicklung eines persischen Kultes und deutete die Tierfiguren in seien Publikationen von 1896 und 1899 als Gestalten der altiranischen Mythologie. Cautes und Cautopates symbolisieren nach der traditionellen Deutung Sonnenauf- und untergang.

Geisteswissenschaftliche Deutung

Nach geisteswissenschaftlicher Deutung symbolisiert der Stier in der Tauroktonie die tierische Natur, auf welcher der Mensch als höheres Wesen reitet. Die um den Menschen angeordneten Sterne stehen für den Kosmos bzw. den geistigen Zusammenhang, in welchem der Mensch steht. Tiere wie Skorpion und Schlange, die den Stier beißen, versinnbildlichen die Triebimpulse, die nur durch die höhere Natur des Menschen bezähmt werden können. Insofern sei der Dolchstoß des Mithras mit dem Drachenkampf des Michaels vergleichbar, der die den Menschen herabziehende Schlange zermalmt, damit das wirkliche Menschsein gedeihen kann.

Astronomische Deutung (Ulansey)

Der US-amerikanische Mithrasforscher David Ulansey, dem sich die Mehrzahl der heutigen Religionshistoriker anschließen, deutet die Tauroktonie astronomisch. Die Tiergestalten stellen nach dieser Deutung Sternbilder dar. Dabei entspricht der Stier dem Sternbild Stier, die Schlange dem Sternbild Wasserschlange, der Hund dem Sternbild Kleider Hund, der Rabe dem Sternbild Rabe und der Skorpion dem Sternbild Skorpion. Der Löwe entspricht dem Sternbild Löwe und der Kelch entweder dem Sternbild Becher oder Wassermann.

Am Nachthimmel zeigen die Plejaden im Sternbild Stier die Stelle an, an der der Dolch von Mithras in die Schulter des Tieres eindringt. Mithras selbst könnte mit dem Sternbild Perseus gleichgesetzt werden, da sich dieses direkt oberhalb des Sternbilds des Stiers befindet.

Cautes und Cautopates symbolisieren die Tag-Und-nach-Gleichen: Cautes mit der erhobenen Fackel stellt die Frühlings-Tag-Und-Nach-Gleiche dar, Cautopates mit der gesenkten Fackel die Herbst-Tag-Und-Nacht-Gleiche. Ihre gekreuzte Beinhaltung symbolisiert den Schnittpunkt des Himmelsäquators mit der Ekliptik am Frühlings- und Herbstpunkt.

Die gesamte Stiertötungsszene entspricht nach Ulansey der mit dem Himmelsäquator verbundenen astronomischen Konstellation, als der Frühlingspunkt im Sternbild des Stiers stand. (vgl. Zeitalter: Stierzeitalter 4480 bis 2320 v. u. Z., man weiß, dass der persische und später römische Mithra aus den altindischen vedischen Gott Mitra hervorging. Die Veden sind älter und reichen in das Zwillingszeitalter zurück, 6640 bis 4480 v. u. Z., diese wiederum stehen im Erbe des Krebs- und Löwe-/Jungfrau (Atlantis)-Zeitalters und den Generationen vorher.)

Die Tötung des Stieres symbolisiert dabei das Ende dieses (Stier-)Zeitalters und lässt Mithras als einen Gott erscheinen, dessen Macht die der Gestirne noch übertrifft, da er sie mittels der Präzession unter Kontrolle hat. (Insofern ist der Ein-Gott-Glaube über das Sichtbare der Welt und Planeten nicht erst seit Abraham eine Errungenschaft des menschlichen Geistes).

 

Der Isis-/Osiris- und Mater Magna-Kult

Parallel zum Mithras-Kult der Männer, wurden von den Frauen im gesamten Römischen Reich laut in Tempeln gefundenen Inschriften sowohl Isis – oft mit den Zusätzen „Panthea“ („Allgöttin“) und „Regina“ („Königin“) versehen – als auch die Muttergottheit Magna Mater verehrt. Der Kult der Isis stammt ursprünglich aus Ägypten, die Gottheit Mater Magna geht zumindest bis auf die kleinasiatische Göttin Kybele zurück. Kybele aus dem griechischen heißt „die Große Göttermutter“ (Megàle Meter) vom Berg Ida; lateinisch Mater Deum Magna Ideae, kurz Magna Mater, und ist eine Göttin, die zusammen mit ihrem Geliebten Attis ursprünglich in Phrygien (Kleinasien) und später in Griechenland, Thrakien und Rom Verbreitung fand und verehrt wurde.

Beide Kulte, der Isis- und Mater Magna-Kult, hatten bereits auch im römischen Reich eine längere Tradition: Kybele/Mater Magna wurde seit dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. in Rom verehrt. Isis war bereits seit langem im ägyptischen Pharaonenreich Bestanteil des Pantheons. Über die Ptolomäer und den hellenistischen Kulturkreis kam auch die römische Welt in Kontakt mit dem Isis-Kult. In der römischen Republik (als Römische Republik – res publica – Staat, wörtlich: „öffentliche Sache“ – bezeichnet man die Staatsform des römischen Staates in der Zeit zwischen dem Ende der römischen Königsherrschaft im Jahre 509 v. Chr. und der Errichtung des römischen Kaisertums am 13. Jänner 27 v. Chr. durch den Machtverzicht des römischen Senats) und zu Beginn der Kaiserzeit bis zu Tiberius war der Isis-Kult teilweise aus eigenen Machtansprüchen in Verbindung mit Götter und der Planetensprache verboten, wenn der Archetypus der Sprache auch immer derselbe blieb, da Isis ebenso mit Venus in Verbindung gebracht wird, wie Aphrodite – und vorausgesetzt, dass die jeweils kulturellen Entwicklungen in ihren Ursprüngen zusammenführen. Tiberius Julius Caesar Augustus (vor der Adoption durch Augustus: Tiberius Claudius Nero, geb. 16. November 42 v. Chr. in Rom, gestorben am 13. März 37 n. Chr.) war römischer Kaiser von 14 bis 37 n. Chr. Nach seinem Stiefvater Augustus war Tiberius der zweite Kaiser des Römischen Reiches und gehört wie dieser der julisch-claudischen Dynastie an. Die Julier waren ein angesehenes altrömisches Patriziergeschlecht, das aus Alba Longa stammte. Ihren Namen leiten sie vom sagenhaften Stammvater Julius ab, der Legende nach ein Sohn des trojanischen Adeligen Aeneas und Gründer sowie erster König Alba Longas, der Mutterstadt Roms. Über Aeneas, Sohn der Aphrodite (lat. Venus), sahen sich die Julier auch in göttlicher Abstammung.

Unter Kaiser Caligula (Gaius Caesar Augustus Germanicus, geb. 31. August 12, gest. 24. Jänner 41 in Rom, postum bekannt als Caligula, war von 37 bis 41 römischer Kaiser) dagegen etablierte sich der Isis-Kult endgültig.

Vespian (ursprünglich Titus Flavius Vespasianus, als Kaiser: Caesar Vespasianus Augustus, geb. 17. November, gest. am 23. Juni 79) war vom 1. Juli 69 bis 23. Juni 79 römischer Kaiser. Er konnte den Bürgerkrieg und die Auseinandersetzung um das Kaiseramt in Vierkaiserjahr 69 n. Chr. für sich entscheiden und wurde der erste römische Kaiser aus der flavischen Dynastie.  Seit der Gründer des flavischen Kaiserhauses, Kaiser Vespasian, in Alexandria von der ägyptischen Gottheit Serapis seine Bestimmung zur Herrschaft erhalten hatte, hatten die Falvier einen engen Bezug zu orientalischen Kulten. Die ägyptische Göttin Isis war dabei eine Repräsentantin des Kaiserkultes, vergleichbar der Position der Venus im julischen Kaiserhaus.

Der Osiris-Mythos

So gehörte der ursprünglich aus Ägypten stammende Isis- und Osiris-Kult in der Kaiserzeit und Spätantike im Römischen Reich zu den meist verbreiteten Mysterienkulten. Er entwickelte sich im späten Hellenismus aus dem altägyptischen Isiskult und gelangte mit den römischen Legionären bis nach Germanien und Britannien. In der ägyptischen Mythologie war Isis die Gemahlin des Osiris; im griechisch-römischen Kult wurde sie zur Herrin der Unterwelt, Überwinderin des Todes und Muttergottheit. Der Kult gehörte zu jenen paganen (aus christlich religiöser Sicht „heidnische“) Glaubensgemeinschaften, die die Christianisierung am längsten überdauerten; der Haupttempel der Isis in Philae wurde erst im 6. Jahrhundert auf Befehl von Kaiser Justinian geschlossen.

Der Osirismythos geht aus Pyramidentexten aus dem ägyptischen Totenbuch hervor: Ursprünglich Gottkönig von Ägypten, wurde Osiris von seinem Bruder Seth getötet und zerstückelt. Seine Schwester und Gattin Isis jedoch sammelte die über das ganze Land verstreuten Stücke des Leichnams ein und fügte sie wieder zusammen (vgl. Überwinderin des Todes). Für einen Moment wieder zum Leben erwacht, zeugte Osiris rücklings auf der „Löwenbahre“ liegend mit Isis in Falkengestalt über ihm schwebend, einen Sohn, um dann für immer in die Unterwelt hinabzusteigen.

Isis brachte den Sohn in den schilfreichen Sümpfen von Chemmis zur Welt und nannte ihn Horus (vgl. Muttergottheit). Sobald Horus erwachsen geworden war, rächte er seinen Vater und besiegte Seth. Auf diese Weise wurde Osiris zum Herrn der Unterwelt (vgl. Gottvater) und Horus zum Herrn der Oberwelt (vgl. Jesus). Der ägyptische Osiriskult war ursprünglich ein Beweinungskult (vgl. Beweinung, Kreuzigung Jesu), wie man ihn auch vom sumerischen Tammuzkult, dem phönizischen Adoniskult un dem phrygischen Kypele- und Attiskult her kennt.

Magna Mater-Kult

Mit Magna Mater (lateinisch) oder „Große Mutter“ werden Darstellungen sogenannter Muttergottheiten der Jungsteinzeit (10.000 bis 2000 v. Chr.) bezeichnet, die es in vielen Kulturkreisen gab und die als Ur- oder Allmutter im Hinblick auf die weibliche Fruchtbarkeit interpretiert worden sind. Sie sind zumeist in kleinen Statuetten mit einer Überbetonung ihrer Brüste und Hüften dargestellt. Eine bekannte Darstellung ist die sogenannte „Venus vom Hohlen Fels“, die mit 38.000 Jahren v. Chr. datiert wird. Der Name Magna Mater geht auf die römische Bezeichnung der Mater Deum Magna Idea im Kybele- und Attiskult zurück. Neue naturreligiöse Strömungen seit den 1970er Jahren fassen die Erde als Verkörperung der Magna Mater oder Mutter Erde auf.

 

Es ist festzustellen, dass je weiter man in die Zeit zurückgeht, je mehr dieselben Ursprünge der sich später entwickelten religiösen Strömungen erkennbar sind (es heißt: „Wie älter das Wissen, wie reiner“ – das bezieht sich wohl auf die atlantische Phase im Jungfrau-/Löwezeitalter). Diese Ursprünge liegen in der Beobachtung des Menschen in Wechselwirkung mit dem Universum und seiner astronomisch/astrologisch-archetypischen Symbolsprache mit dem Bedürfnis, Verbundenheit mit der Schöpfung, die Suche nach dem wahren Sinn des irdischen Daseins und Überwindung des Todes zu erfahren. Bis heute sind im Grunde bei näherer Betrachtung der religiösen Schriften weltweit, das Fundament der Gemeinsamkeiten und gleichen Wurzeln größer, als ihre Verschiedenheiten – welche in aller Regel kulturspezifische und politische Beweggründe in ihren späteren Differenzierung in der Zeitgeschichte haben.

 

Das Christentum als Erneuerung mit alter Sprache der Sterne

Der Weg der Astrologie ins Christentum und ins römische Reich fand also über die Babylonier, Ägypter und Griechen mit ihren geschilderten Kulten, und auch über die Juden statt, die ihrerseits dieselben kulturelle religiösen Ursprünge, basierend auf der archetypischen Universalsprache, auf ihre individuelle Weise weiterentwickelt hatte.

Das System der Astrologie, wie es mit geringfügigen Unterschieden in unserem Kulturraum seit dem Altertum geläufig ist, entstand in Mesopotamien, besonders im Chaldäerreich. „Chaldäer“ ist darum im Altertum für Sterndeuter die Bezeichnung schlechthin. Der Tierkreis war bereits bekannt („Zodiakus“ vom griechischen Wort „zodia“ = „Lebewesen“) mit seinen zwölf Sternbildern entsprechend den zwölf Monaten des Jahres als Orientierungshintergrund der stets sich verändernden Stellung der „Wandelsterne“ (Planeten). Spätestens im 2. Jahrhundert hatte man ihn in 360 Grade unterteilt. Seitdem sind von den Sternbildern die gleichnamigen Tierkreiszeichen zu unterscheiden. Sie bezeichnen einen Abschnitt von 30° auf der Bahn, auf der sich die Planeten von der Erde ausgesehen am Himmel bewegen. So lässt sich der jeweilige Stand der Planeten – zu denen in der Astrologie auch Sonne und Mond zählen – trigonometrisch bestimmen. Der griechische Astronom Hipparch entdeckte im 2. Jahrhundert v. Chr., dass der Punkt, an dem die Sonne bei der Tag-und-Nacht-Gleiche am Frühlings- und Herbstanfang steht, langsam, aber stetig verschieben. So ging man nun konsequent bei der Bestimmung der Planetenörter nicht mehr von Fixsternen aus, sondern vom „wahren“ Sonnenstand zur Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche als „Anfang“ des Tierkreises. Um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ist mit dem „Tetrabiblos“ gennannten Werk des alexandrischen Astronomen Claudius Ptolemäus ein gewisser Abschluss der Entwicklung gegeben: Er scheidet die Beobachtung der nichtzodiakalen Gestirne aus dem Aufgabenbereich der Astrologie aus.

Über die Araber fand die Astrologie ihren Weg ins Abendland – freilich zunächst nur zögernd angesichts der eindringlichen Mahnung des Apostels Paulus: „Wie könnt ihr jetzt, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr von Gott erkannt worden seid, wieder zu den schwachen und armseligen Elementarmächten zurückkehren? Warum wollt ihr von neuem ihre Sklaven werden? Warum achtet ihr so ängstlich auf Tage, bestimmte Zeiten und Jahre? Ich fürchte, ich habe mich vergeblich um euch bemüht.“ (Gal 4,9-11). Doch finden wir andererseits astrologische Vorstellungen im Rahmen der biblischen Offenbarungsreligion im Rahmen des Alten und Neuen Testaments. Das Buch Daniel etwas zeigt, dass der Verfasser zwar auf der Seite des gesetzestreuen Judentums gegen die hellenistische Fremdherrschaft Partei ergreift. Die Astrologie jedoch, eines der wesentlichen Merkmale der hellenistischen Kultur, hatte er in sein Denken mit aufgenommen. Im Buch Henoch (aethHen 72-82) wird die entscheidende Voraussetzung für diese Übernahme babylonischer Astrologie besonders deutlich: Die Astralgötter werden zu Engelwesen, die in streng hierarchischer Ordnung ihre Herrschaft gemäß göttlicher Vorherbestimmung ausüben.

Ebenso in der Literatur der Gemeinde von Qumran (Kumran) begegnen wir astrologischen Angaben. Wir werden deshalb nicht erstaunt sein, dem Tierkreis, der eine der wichtigsten astronomisch-astrologischen Annahmen ist, im hebräischen Schrifttum ältester und jüngster Zeit auf Schritt und Tritt zu begegnen. Im 1. Jahrhundert n. Chr. bezeugt Falvius Josephus in seiner Schilderung des Jerusalemer Tempels, im Innern hätten die sieben Lampen des (Siebenarmigen) Leuchters die Planeten, die auf dem Tisch liegenden zwölf Brote den Tierkreis und das Jahr angezeigt. In der rabbinischen Literatur wird jedoch immer wieder darauf hingewiesen, dass der Fromme nicht unter der Herrschaft eines Sternengeschickes steht. Die Gestirne legen den menschlichen Willen nicht fest, sie zeigen lediglich gewisse Neigungen für Tugenden oder Laster an, die der freien menschlichen Entscheidung unterstehen. Die Tierkreisdarstellungen in den Synagogen Israels stehen somit nicht im Widerspruch zur Souveränität Gottes; sie sind vielmehr Ausdruck eines Glaubens, der nicht „das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter“ hält, sondern „beim Anblick der Werke des Meisters“ erkennt (vgl. Weish 13,1f): „Der Tierkreis vermittelt zwischen irdischen und himmlischer Welt, spiegelt Gottes Willen, Gesetz und Treue zu seinem Geschichtsplan. Damit wird der Tierkreis zu einem Bild der Hoffnung, zu einem Symbol der erwarteten Erlösung“ – die im Christentum mit der Geburt Jesu manifest geworden ist.  

So haben das Christentum, Judentum und der Islam dieselben kulturellen Wurzeln. Um Gottes Wirken im menschlichen Kontext zu beschreiben, sind seit jeher astrologische Prinzipien verwendet worden, da sie für die kosmologische Weltenordnung stehen mit einer übertragbaren philosophischen Dimension archetypischer Gesetzmäßigkeiten. Dennoch wurde die Astrologie also solches immer wieder verleugnet, ob in der Antike den „einen Gott“ der Gottesverehrung der Planeten, wie bei den Griechen, als neue Entwicklung hervorzutun. Eine verständliche Vorgangsweise, da es galt Gottes Wirken durch die Gesetzmäßigkeiten der Zeitqualitäten der Gestirne zu erkennen, aber sie nicht für ihn zu halten. Oder aber aus Konkurrenz- und Machtansprüchen, denn die Astrologie lässt Individualitätsanspruch in den Anlagen und freies Handeln im Umgang mit dem Potential erkennen. Die weltliche Macht der Religionen war aber lange Zeit nicht unerheblich, wie heute noch der Islam, so wurde der liebende Urschöpfer zum gestrengen Gott mit Geboten und Verboten, welche die Menschen fügig und manipulierbar machte. Es bestand wenig Interesse, die Menschen an den wahren Erkenntnissen und Hintergründen der Entstehung ihrer Religionen teilhaben zu lassen, nur den Gelehrten aller Zeiten war dies vorbehalten. Weshalb auch parallel zur offiziellen Verleumdung der Astrologie, sei es bei den Juden wie später den Christen, diese dennoch zu allen Zeiten Anwendung fand.

Eines der Kapitel, wo dieses Wechselspiel zwischen Verehrung der Planeten und entsprechendes Weltbild gefolgt von ebensolcher vehementen Verleumdung einen weiteren Höhepunkt erreichte, obwohl den gleichen Prinzipien nur eine andere Namensgebung zukam, war die Epoche des römischen Reiches.

 

Astrologie in Rom

Zu Beginn der Zeitrechnung, also vor 2000 Jahren orientieren sich die Menschen im römischen Kaiserreich kulturell stark an den Griechen bzw. Hellinisten. Über diesen Weg gelang auch die Astrologie in die Regionen des Römischen Reiches und breitete sich dort stark aus. Die Römer ersetzten die griechischen Planetennamen durch die lateinischen (wurden im Pantheon verehrt, an dessen Stelle später die Heiligen gesetzt wurden). So kenne wir heute den Ares als Mars, die Aphrodite als Venus, die Hermes als Merkur usw. Die Form, die die Astrologie in der römischen Kultur erhielt, prägt bis heute ihr Bild. Ein Beispiels dieses Erbes sind die Monats- und Wochentage: Montag – Mond (Lunedì – Luna), Dienstag – Mars (Martedì – Marte), Mittwoch – Merkur (Mercoledì – Mercurio), Donnerstag –Jupiter (Giovedì – Giove), Freitag – Venus (Venrdì – Venere), Samstag – Saturn (Sabato –Saturno), Sonntag – Sonne (Domenica – Sole).

In jeder Zeit wurden in den verschiedenen Philosophieschulen diverse Standpunkte um und über die Astrologie diskutiert. So gab es schon damals große Diskussionen über den Schicksalsgedanken, in wie weit das menschliche Schicksal vorherbestimmt sei und ob es möglich und angemessen sei, es mit Hilfe astrologischer Deutung vorherzusagen. Ein bedeutender philosophischer Gedanke jener Zeit „wie oben, so unten“ entstammt wohl der Hermetik. Aus diesem Gedanken resultiert die Frage, in wieweit das Schicksal des Menschen genau vorherbestimmt sei bzw. ob es einen eigenen freien Willen und Eigenverantwortung geben kann. So war die Position der Stoiker, dass wir uns dem Schicksal fügen müssen, da wir es sowieso nicht lenken können. Eine Position, welche spätestens in der Renaissance überdenkt und gründlich widerlegt wurde. Dieser passiven philosophischen Lebenshaltung entlehnt sich wohl auch der Begriff „stoische Ruhe“, da wir nach dieser Auffassung von vornherein keinen Einfluss auf unser Geschick hätten. Allerdings geht Seneca in seinen Gedanken über das Schicksal noch weiter, tiefer in die Materie. Er sagt, dass jene Menschen, die sich ihres Schicksals (die persönlichen Anlagen/Potential im heutigen Sinne) bewusst sind und die eigene Verantwortung übernehmen, eigentlich frei sind. Die anderen Menschen werden statt frei zu sein vom Schicksal gezwungen. Im heutigen psychologischen Verständnis bedeutet dies, dass eine mangelhafte bewusste Wahrnehmung der eigenen Ethik (Charakterbild, Anlagen) zu einem  instinkthafteren „Ausgeliefertsein“ des eigenen Wesens führen kann (sei es in den harmonischen wie herausfordernden Analgen/Charakterzügen). In diesem Sinne versteht sich die Deutung bzw. Übersetzung des Radix (Geburtshoroskop/Lebensplan) als ein schönes „Werkzeug“, sich seiner Anlagen bewusst zu werden und so optimierter damit umgehen zu können. Der Mensch gewinnt seine Freiheit, indem er sich in diese seine Vorgegebenheiten einschwingt. Das bedeutet freilich gleichzeitig die Freiheit, es nicht zu tun und sozusagen in einem Nein zu sich selbst zu leben.

„Die willens sind, führt das Schicksal, die nicht willens sind, schleift es“, so ein Zitat von Lucius Annaeus  Seneca aus „Epistulae morales“.

Die christlichen Astrologen des Mittelalters formulierten es später so: „Astra inclinant, non necessitant.“ Das heißt: „Die Sterne geben die Richtung an, nicht aber Zwänge.“

In den Jahrhunderten bis zu Beginn der Zeitrechnung spielte die Astrologie für die herrschenden Kaiser eine sehr große Rolle. Alle Kaiser hatten ihre persönlichen Astrologen als Berater zur Seite. Nebenher gab es natürlich viele Berufsastrologen über das ganze Reich verteilt.

 

Die Wende

Etwas um 40 u. Z. begannen die Herrscher des Reiches Astrologen zu verfolgen, welche andre Deutungen als die ihrer eigenen Astrologen gaben (speziell jene Deutungen, die sich auf die Herrschaft bezogen). Erst im 4. Jahrhundert begann man die Astrologie selbst anzugreifen (um diesen Zeitraum wurde auch kirchenrechtlich das Zölibat eingeführt – weg von der „Natürlichkeit Gott/Mensch“ hin zu Kirche/Macht. Die römische Macht wurde von der christlich kirchlichen Welt-Macht übernommen. Durch Justinian wurden in dieser Zeit auch die Gnostiker verfolgt und in Europa ausgerottet). Diese Angriffe kamen von der christlichen Kirche und von den christlichen Kaisern. Die Kritik betraf dabei gar nicht die Astrologie an sich, sondern die Neugier, das freie Streben nach Erkenntnis und die Wissenschaft an sich, welches die Christen zu unterbinden suchten. Die christlichen Herrscher des Reiches setzten die christlichen Ideen mittels Gesetz und Justiz durch. Im Jahre 365 wurde auf dem Konzil von Loadicea erstmals die Betätigung als Astrologe verboten. Astrologen wurden als „Lüstlinge“, „Zauberer“ oder „dunkle Gestalten“ bezeichnet. Interessant ist auch das Geschehen um den Bischof von Avila, Priszillian (340 bis 385). Er trat für eine starke Askese und für eine Neuordnung der christlichen Kirche ein. Seine Forderung war jene, dass sich die Kirche dem Heiligen Geist unterordnen solle. Priszillian beschäftigte sich nebenher auch mit der Astrologie und mittels der Verbote der Astrologie durch die Kirche in Rom konnte der Bischof von Avila zu Fall gebracht werden. Im Jahre 385 wurde er als erster Mensch wegen Ketzerei in Trier hingerichtet.

Von nun an wurde die Astrologie zusammen mit heidnischen Bräuchen, Magie, wissenschaftlicher Forschung und anderen Themen, die nicht mit der christlichen Kirche und dem christlichen Glauben vereinbar waren in einen Topf geworfen und generell unter Androhung der Todesstrafe verboten. Daraufhin lebte die Astrologie vorwiegend in weniger stark oder gar nicht christlich beherrschten Gebieten weiter. Dennoch fand sie als Wissenschaft auch weiterhin im Christentum ihre Nischen z.B. im Bereich der Medizin oder Kalenderwissenschaft.

 

7. Kapitel: ASTROLOGIE IM CHRISTENTUM

Trotz der Verfolgung der Astrologie durch das Alte Testament aus den genannten Gründen  und die Verurteilung, wie sie die römisch-katholische Kirche seit dem 4. Jh. durchzieht, haben sich weiterhin viele Menschen aus dem christlichen Kulturkreis mit dem Wissen beschäftigt. Sogar innerhalb der Kirche fand die Astrologie kontinuierlich Anwendung.

Besonders erwähnenswert sei Isidor von Sevilla, der Bischof von Sevilla (um 570 – 636). Er verfasste Schriften über die Astrologie. In diesen unterschied er zwischen einer Deutenden Astrologie (astrologia superstitiosa) und einer Praktischen Astrologie (astrologia naturalis). Nach seiner Auffassung sei die „astrologia superstitiosa“, das Erstellen von Horoskopen Aberglauben, der durch die Geburt Jesu hinfällig sei. Allerdings erläuterte Isidor auch die Bedeutung des Sterns von Bethlehem als eine astrologische (Be-)Deutung und sagte damit indirekt aus, dass diese Astrologie zwar funktioniert, aber eben unter christlicher Gesinnung nicht rechtens ist. Mit der „astrologis naturalis“ beschrieb Isidor eine Astrologie in der Anwendung vor allem im Bereich Medizin und Meteorologie. Er war der Meinung, dass ein jeder guter Arzt eine astrologische Ausbildung brauche. In diesem Sinne fand die Astrologie auch im Rahmen des christlichen Glaubens wieder eine Nische der Existenz und Akzeptanz und war an allen europäischen Universitäten als solche Wissenschaft bis nach Galileis Zeiten vertreten. Die Bedeutung der Astrologie für die Medizin bestand also bis in die Renaissance.

In den christlichen Klöstern wurde während des Mittelalters stark an Kalendarien und an der Zeitmessung gearbeitet. Es wurden Computus, Kalenderrechensysteme entwickelt, welche nebenher eine landwirtschaftliche, astronomische, aber auch astrologische Deutungen beinhalteten.

Ein Beispiel hierfür ist der Langheimer Cisterzienser-Abt Mauritius Knauer.

Der ursprünglich „Immerwährende Hauskalender“ oder auch bekannt als „Hundertjähriger Kalender“ benannte Text ist zu einem guten Teil kein originales Gedankengut von Abt Knauer. Ähnliche Kalender, Praktiken, existieren schon lange, und Knauer (gestorben 1664, nach vielen Abschriften 1721 erste Ausgabe des H. Kalenders) hat solche Vorlagen ausgiebig benützt. Neben der Theologie hat er sich auch astronomischen und naturwissenschaftlichen Studien gewidmet, was seine Beobachtungsgabe

schärfte und er hauptsächlich für Wetterbeobachtungen nutzte. Er kam zum Schluss, dass sich das Wetter alle sieben Jahre in etwa wiederholte. Auf diesen Sieben-Jahres-Zyklus baute Knauer seinen Kalender auf. Als Kind seiner Zeit vertrat Knauer auch astrologische Vorstellungen, glaubte an das Regiment der 7 bekannten Planeten einschließlich von Sonne und Mond. Diese Regentschaft über alle irdischen Dinge, auch über das Wetter, sollte nach einer festen Ordnung alljährlich von einem Planeten (Jahresregent) auf den anderen übergehen.

Diese Ordnung beruht auf der Chaldäischen Reihe, in welcher die Planeten hierarchisch nach ihrer Geschwindigkeit geordnet und mit Saturn beginnend notiert werden. So ordnete Knauer jedes der sieben Jahre einem Planeten zu und gab dem meteorologischen Geschehen damit eine astrologische Grundlage. Das entsprach, wie gesagt, durchaus den Gepflogenheiten der Zeit, in der Astronomie und Astrologie noch eine einzige Wissenschaft, vor allem auf diesen Gebieten, bildeten.

Aber auch auf psychologisch beratender Ebene fand die Astrologie weiter  Anwendung, trotz offizieller Ablehnung. Berühmte christliche Herrscher bemühten selbst ihre persönlichen astrologischen Berater, so auch Karl der Große (747 – 814), Ludwig der Fromme (778 – 840), Heinrich II (1014 – 1024), und der Staufenkaiser Friedrich der II (1194 – 1250).

Aber auch manche Päpste höchstpersönlich studierten die Astrologie oder hatten astrologische Berater zur Seite. So war der Papst und Astrologe Silvester II (Gerbert von Aurillac, ca. 940 – 1003) sehr interessiert an dem Austausch zwischen griechisch-arabischer Wissenschaft und christlicher Kultur. In der Zeit der Kreuzzüge verstärkte sich allgemein das Interesse am Wissen der Völker im Osten, den Muslimen und Juden. So gab es „Sammelstellen“ für östliche Literatur und Wissen, welches entsprechend in die europäischen Landessprachen übersetzt wurde. Interessant ist dabei, dass vor allem die mathematischen und astrologischen Texte als erste von allen übersetzt wurden. Beispielsweise von Claudius Ptolemäus die Standartwerke der Mathematik „Almagest“ und der Astronomie wie Astrologie „Tetrabiblos“.

Eines dieser Zentren gesammelten Wissens war Chartres, wo der Theologe Peter Abaelard (um 1100 – 1140) wirkte. Einige bekannte mittelalterliche Philosophen haben sich mit der Astrologie beschäftigt. So der „Kirchenphilosoph“ Thomas von Aquin (1125 – 1274), welcher astrologische Deutung als vernünftig, klug und verdienstvoll beschreibt und Roger Bacon (1214 – 1294), welcher eine „Gesunde Astrologie“ förderte und von der Kirche eine Förderung dieser Astrologie, die auf Erfahrung und Experiment beruht, einforderte.

Aus christlich astrologischem Verständnis hat die Kirche immer mit Recht betont, dass eine Astrologie, die „ängstlich auf Tage, Monate, bestimmte Zeiten und Jahre“ (Gal 4,10) achtet, mit dem christlichen Glauben unvereinbar ist. Christliche Astrologie beruht nicht auf dem vagen Gefühl des Menschen, in eine kosmische All-Einheit verwoben zu sein. Christliche Astrologie gründet in kosmischer Christologie.

In den zwei Jahrhunderten von 1450 bis 1650 erlebte die Astrologie die höchste Blüte ihrer Geschichte. Sie galt als die Königin der Wissenschaften, in der jeder gebildete Mensch selbstverständlich bewandert sein musste. Astrologen hatten einen bedeutenden Anteil am öffentlichen Leben, an der Politik, an Kunst und Kultur. Aber auch für die Heilkunde spielte die Sternkunde eine so bedeutende Rolle, dass Paracelsus (vermutlich geboren 1493 in Egg, Kanton Schwyz bis 24.09.1541 in Salzburg, war Arzt, Astrologe, Mystiker, Laientheologe und Philosoph) forderte, jeder Arzt müsse mit dieser Wissenschaft vertraut sein. Zwar gab es auch namhafte Gegner, die das gesamte Lehrgebäude der Astrologie als zweifelhaft und unbewiesen kritisierten, aber die dominante Geistesströmung dieser Zeit war vom astrologischen Weltbild geprägt und das bewirkte einen ungeheuren Zuwachs an astronomischen Erkenntnissen, sowie an astrologischem Wissen und Techniken. Zahlreiche Päpste dieser Zeit schätzten und förderten die Astrologie und ließen sich wie Papst Sixtus IV. (1414-1484) von Hofastrologen beraten. Der Medici Papst Leo X (1475-1521), dem ein Astrologe in seinem vierzehnten Lebensjahr vorausgesagt hatte, dass er einst Papst werden würde, richtete im Jahre 1520 an der von ihm gegründeten römischen Universität einen Lehrstuhl für Astrologie ein.

Die berühmten Fresken Raffaels in den Stanzen (päpstliche Gemächer) und jene Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle zeugen von „der Versöhnung“ der „alten Welt“ und ihrer Philosophen mit der „neuen Welt“ im Sinne des Christentums.

Die Stanzen des Raffael (auch Raffael da Urbino, Raffaello Santi, Raffaello Sanzio oder Raphael, geboren 06.04. oder 28.03. in Urbino bis 06.04.1520) sind Gemächer im Apostolischen Palast, die von Raffael und seiner Schule ausgemalt wurden. Ursprünglich von Julius II. (1443-1513) ab 1508 für seine Gemächer im zweiten Stock des Vatikanpalast in Auftrag gegeben, wurden die Fresken von Raffael und seinen Mitarbeitern unter dem Patronat des Papst Leo X. (1513-1521) bis 1524 weitergeführt.

So entstanden zwischen 1509 und 1517 seine berühmtesten Werke, begonnen mit dem Sitzungszimmer Stanze della Segnatura mit der berühmten Schule von Athen, einer Darstellung der philosophischen Wissenschaften. Das Zentrum bilden Platon und Aristoteles, um die sich die anderen Philosophen wie Pythagoras, Heraklit, Sokrates oder Diogenes gruppieren. Aber auch der keinesfalls papstfreundliche Dante, zudem noch dargestellt als Theologe, und der ein Jahrzehnt zuvor in Florenz hingerichtete Girolamo Savonarola fanden Aufnahme in das Fresco. Gegenüber befindet sich das Fesko mit christlich mythologischen Figuren und Repräsentanten der Kirche – sozusagen im versöhnlich fortgesetzten Sinne der „alten und neuen Welt“. Ein weiteres Fresko ist der Parnass, in dessen Mitte Apollo mit einem Streichinstrument thront, umgeben von den neun Musen und Dichtern der Antike wie Homer, Vergil und Ovid. Während seiner Arbeiten im Vatikan lernte Raffael Michelangelo Buonarotti (vollständiger Name Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni, 06.03.1475 in  Caprese, Toskana geboren, bis 18.02.1564 in Rom) kennen, der zu dieser Zeit mit der Ausschmückung der Sixtinischen Kapelle befasst war. Auch der Stil Michelangelos beeinflusste Raffaels Arbeiten seit dieser Zeit.

Die Sixtinische Kapelle im Vatikan enthält mehrere der berühmtesten Gemälde der Welt. Die Kapelle ist auch der Ort, an dem das Konklave abgehalten wird. Besondere Berühmtheit erlangte die Kapelle durch die Ausschmückung mit Fresken. Die Deckenmalereien malte Michelangelo zwischen 1508 und 1512 im Auftrag von Papst Julius II. Sie wurden am 01.11. 1512 enthüllt und zeigen Szenen aus der Genesis. Besonders die „Erschaffung Adams“ (Lebensfunke zwischen Gott und Mensch) ist ein weltberühmtes und oft reproduziertes Werk. Er zeigt, wie Gottvater mit dem ausgestreckten Finger Adam zum Leben erweckt. Der zentrale Grat beseht aus neun waagrechten Bildfeldern unterschiedlicher Größe, die die Szenen aus dem Alten Testament darstellen, wobei immer drei Felder zusammengehören: Schöpfung, Adam und Eva sowie Noah. Ab der Erschaffung Evas wird die Darstellung monumentaler, auch die begleitenden Propheten und Sybillen werden expressiver. Diese narrativen Felder sind umgeben von Motiven aus der Bibel und der antiken Mythologie.

Die Astrologie kehrt an die Universitäten zurück – in Großbritannien startete 2011 ein neuer Studiengang „Kulturelle Astronomie und Astrologie“

1817 wurde der letzte Lehrstuhl für Astrologie an einer deutschen Universität abgeschafft. Das Sophia Centre an der Trinity Saint David Universität von Wales (Großbritannien) nahm den Masterstudiengang für Kulturelle Astronomie und Astrologie im Jahr 2011 neu in das Studienprogramm auf. Dieser postgraduierten Studiengang setzt einen Universitätsabschluss in relevanten Fächern voraus bzw. wird erwartet, einen vergleichbaren Stand auch ohne Abschluss mit einer schriftlichen Arbeit nachzuweisen. Das Masterprogramm untersucht die Wege, auf denen der Mensch sich mit dem Kosmos verbindet. Ansätze sind in Geschichte, Soziologie, Anthropologie und Philosophie zu finden, so die offizielle Webseite der Universität. Der Master ist als Fernlehrgang konzipiert, so dass man ihn auch ohne Präsenz vor Ort ablegen kann. Der Lehrgang wird von den renommierten Astrologen Liz Greene, Nick Campion und Bernadette Brady vom Center for Psychological Astrology (CPA) in London betreut. Den Auftakt für die Möglichkeit Astrologie zu studieren bildete eine Konferenz vom 8. bis 10. 04. 2011 in Zürich, auf der man sich genauer über den Studiengang informieren konnte.

 

8. Kapitel: M. NOSTRADAMUS, G. GALILEI, C. G. JUNG UND DIE STERNE

Drei Persönlichkeiten, welche für drei wesentliche Stationen in den letzten 500 Jahren der astrologischen Geschichte stehen, sind Micheal Nostradamus, Galileo Galilei und Carl Gustav Jung. Bevor wir ihre Rolle und die der Renaissance allgemein weltlich und kirchlich aus astrologischer Perspektive untersuchen, nochmals zusammenfassend zur Geschichte vor ihrer Zeit;

Die Astrologie gilt seit alters her als Königswissenschaft und ihr Gebiet ist sehr weitläufig, auch wenn wir die Astrologie heute hauptsächlich im Dienst der Charakteranalyse kennen. Die Ursprünge der westlichen Astrologie reichen zurück bis vor 5000 Jahren in Mesopotamien, wo die Sumerer die Planeten beobachteten. Durch die Kalenderwirtschaft bei den Ägyptern kamen die Tierkreiszeichen unterteilt in jahreszeitlichen Zonen hinzu. Die Griechen verfeinerten in ihrer mythologischen Sprache die psychologische Interpretation der archetypischen Ausdrucksarten. C. Ptolemäus reformierte vor 2000 Jahren die 3000 Jahre alten astrologischen Überlieferungen, welche als Niederschrift in der Tetrabiblos bis heute an Aktualität nichts verloren hat.

Bis zu Galileos Zeiten waren Astrologie und Astronomie keine getrennten Wissenschaften. Mathematiker, Mediziner, Philosophen und Wissenschaftler waren auch immer Astronomen und Astrologen.

 

Michael Nostradamus und die Renaissance

Schon vom großen Vater der Heilkunde und Schaffer der Elementlehre, Hippokrates aus Kos (460-359 v. Chr.) stammt der Satz: „Ein Mann, der unbekannt mit der Astrologie ist, verdient eher den Namen eines Toren als den eines Arztes“. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch zu M. Nostradamus Zeiten an den medizinischen Universitäten Astrologie als Studienteil dazu gehörte. Nostradamus, latinisiert für Michel de Nostredame (1503 bis 1566) war Apotheker und hat als Arzt und Astrologe gearbeitet. Nostradamus hat oft als psychologisch-astrologischer Berater gearbeitet, behauptete aber nie, selbst Astrologe zu sein, er bezeichnete sich als „astrophile“ (Sternenfreund). Das lag daran, dass er wegen der Pest um 1520 die Universität in Avignon verlassen musste, zu früh, um dort Astrologie als Teil des „Quadriviums“ (zweiter Teil des Medizinstudiums) studiert zu haben. Musste Nostradamus selbst Horoskope erstellen, so unterliefen ihm meist zahlreiche schwerwiegende Fehler. Dies wurden ihm von seinem Kollegen Laurens Videl, der in Avignon Astrologie unterrichtete, in einem offenen Brief vorgehalten. Er hatte nur grobe Astro-Kenntnisse, daher können seine Prophezeiungen keine Interpretationen künftiger möglicher Zeitqualitäten darstellen, sondern entspringen bestenfalls (phantasievollen) Visionen. Leider wird gerade Nostradamus oft als Repräsentant der Astrologie herangezogen. Und auch die kirchliche Distanzierung von solcher Art Astrologie ist nachzuvollziehen und gerechtfertigt. Aus einer anderen Sichtweise soll hier aber nicht angemaßt werden, seine Schriften zu werten. Zum besseren Verständnis seiner sehr verschlüsselten Texte sei auch noch daran erinnert, das Nostradamus dies als Schutzmaßnahme anwandte,  da er in der Zeit der Inquisition lebte und große Angst vor Übergriffe hatte. Entschlüsselungsmuster wurden bis heute nicht wirklich gefunden. Als Arzt in der Pestzeit hat sich Nostradamus einen guten Namen gemacht. Man weiß von ihm, dass er die Hygiene eingeführt bzw. die Pest durch Hygiene bekämpft hat. Ein herber Schicksalsschlag war es dann für ihn, als ihm dennoch die Frau, und auch von zwei seiner Kinder ist die Rede, an der Pest erkrankt und gestorben ist.

Generell wurde in der Zeit der Renaissance von 1450 bis 1650 religiöse und philosophische Themen stark diskutiert. Vor allem unter dem Gesichtspunkt der Logik und der Ratio. Zum einen entdeckte man in der Astrologie alte Werke aus dem Hellenismus neu, manche wurden sogar erstmals übersetzt. Andererseits betrachtete man das astrologische und religiöse Weltbild unter Aspekten, welche aus den neuen Erkenntnissen der Renaissance erst entstanden. Es wurde über die Determiniertheit und „physikalischen“ Gesichtspunkte nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip und den „freien Willen“ nachgedacht. Diese auch der Philosophie zugehörigen neuen Gedankengänge spiegelten sich natürlich auch in der Auffassung über die Astrologie wieder. So veränderten sich auch die Ansichten über „Gut“ und „Böse“ dahingehend, dass man die astrologischen Symbole und Prinzipien nicht mehr nur dem einen oder anderen zuordnete, sondern den jeweils anderen Pol in allen Prinzipien erkannte. Ein Beispiel aus dieser Zeit, der bei den Planetenprinzipien auf die „beiden Seiten einer Medaille“ hinwies, ist Marsilio Ficino (1433 – 1499).  So hielt er fest, dass der „böse“ Saturn auch für das gute Gedächtnis, Konzentrationsgabe und nachdenkliche Leben steht.

Während der Renaissance wurde der Gedanke des „freien Willens“ genährt und gestärkt. Dieser Zeitgeist spiegelt sich am Höhepunkt einerseits symbolisch in der Entdeckung von Uranus durch Wilhelm Herschel am 13. März 1781. Und ganz konkret fand er seinen Ausdruck insbesondere im Freiheitsgedanken der Französischen Revolution 1789 bis 1799. Planet Uranus (Herrscher vom Wassermann) steht wie kein anderer für Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit, Ethik, Unabhängigkeit, Chaos, Erneuerung und Reformierung.

Diese Zeit war geprägt von einer neu aufkommenden Wissenschaftlichkeit der Intellektuellen und Forscher und gleichzeitig vom Machtverlust der katholischen Kirche. Im Hinblick dieser neuen Bedeutsamkeit des freien Willens stellte sich natürlich den wissenschaftlichen Astrologen die berechtige Frage, ob denn durch die Planeten unser Schicksal determiniert sei. Intellektuelle Astrologen beschäftigten sich intensiv mit dieser Frage und kamen zu der Erkenntnis, dass das Horoskop Aussagen über die Anlagen und Neigungen eines Menschen machen kann, dass aber jeder Mensch sein Schicksal selbst in die Hand und selbst durch seine Handlungen bestimmt, was er aus seinem Potential macht, wie er es nutzt.

(An dieser Stelle sei Pluto, der Schicksals- und kraftwerkplanet, Herrscher des Skorpionzeichens erwähnt, welcher nichts mit der vorrangegangen Auseinandersetzung zum Thema „Schicksal“ im geläufigen Sinne zu tun hat. Pluto wird deshalb oft als „Schicksalsplanet“ bezeichnet, weil er als tiefenpsychologisches Prinzip in unserem Horoskop im jeweiligen Bereich für den Einzelnen als Transformation unterbewusster Persönlichkeitsanteile und Wandlung von Emotionen wirkt und insofern „innere Lebensschule“ bedeutet. Weichen wir von dieser Arbeit in uns zu viel ab oder missbrauchen wir sie, dann wird uns manchmal „etwas geschickt = Schicksale“, damit wir unser wieder besinnen und Korrekturprozesse vornehmen.)

In diesem neuen Verständnis der Astrologie in der Renaissance ragt das Zitat vom italienischen Philosophen und Humanisten Pietro Pomponazzi (1462 – 1525) heraus: „Die Astrologe, und zwar verstanden als Abbildung eherner Naturgesetze, sei in der Lage, die Menschen vom Aberglauben und naiven Wunderverehrungen zu befreien.“

Schon zuvor versuchte der universal gebildete Bischof, Naturwissenschaftler und Theologe Albertus Magnus (ca.1200 – 1280) eine Antwort auf die Vereinbarkeit der Astrologie und dem christlichen Glauben aufzuzeigen: „1. Die Gestirne legen den menschlichen Willen nicht fest, sie zeigen lediglich gewissen Eignungen (apitudines) für eine Tugend oder ein Laser an. 2. Wenn trotzdem auch zukünftige Handlungen, die sicher eintreffen, aber aus freier menschlicher Entscheidung hervorgehen, im Buche des Universums aufgezeichnet sind, ist das nichts anderes als ein Ausdruck des göttlichen Vorherwissens und darum ebenso wie dieses mit der Freiheit des Menschen vereinbar. 3. Da Gott zweifellos nicht will, dass der Mensch alles voraussehen kann, soll der Astrologe keine Aussagen machen, wenn die Zeichen nicht eindeutig sind.“ Sofern nach Magnus der Frage nachgegangen werden soll, was unter mehreren Möglichkeiten besser ist, gehört für ihn gerade zum rechten Gebrauch der Freiheit, die Astrologie einzubeziehen. Denn wir sind freier in der Entscheidung mit Erkennbaren umzugehen, als Instinkthaften ausgeliefert zu sein.

Weitere bekannte Persönlichkeiten der Renaissance, die das weltliche und kirchliche Sagen hatten und viel von Astrologie hielten, waren Kaiser Maximilian (geb. 1459) und Papst Leo X (geb. 1475), welcher auch eine Hochschule für Astrologie gründete.

Für die Ärzte und Medizin schien die Astrologie an Bedeutung zu gewinnen, wie man in der damaligen Fachliteratur, beispielsweise vom deutschen Universalgelehrten, Theologen, Jurist, Arzt und Philosoph Agrippa von Nettesheim (1486 – 1535) und Paracelsus (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 1493 – 15419), lesen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Astrologie in der Renaissance durch eine große geistige Weiterentwicklung zu einer neuen Blüte gekommen ist, aber gleichzeitig war es auch der Beginn der Ablehnung durch die Wissenschaft, welche sich später stark auswirkte.

 

Galileo Galilei und die Renaissance und Humanismus (ca. 1400 -1600)

Zu Zeiten von Galilei herrschte in der Katholischen Kirche die Vorstellung vom ptolemäischen, geozentrischen Weltbild. G. Galilei (1564-1642) und andere Wissenschaftler seiner Zeit wie J. Kepler erkannten durch empirische Untersuchungen und Himmelsbeobachtungen, dass die Erde rund war und definierten das heliozentrische, kopernikanische Weltsystem. Galilei war der Überzeugung, dass das „Buch der Natur“ in mathematischer Sprache geschrieben sei: „Ohne Geometrie zu beherrschen, verstehe man kein einziges Wort.“ Seither gilt Galilei als Begründer der modernen, mathematisch orientierten Naturwissenschaften, gleichzeitig erhielt dies eine klare Absage an die Astrologie. Zu Zeiten von Papst Urban VIII., welcher die Überzeugung vertrat, dass die vielfältigen Naturerscheinungen, die der Allmächtige bewirkte, sich dem beschränkten Verstand der Menschen für immer entzögen, waren eine eindeutige empirische Grundhaltung, wie sie Galilei vertrat, sicher zur Weiterentwicklung nötig. Das Schaffen der Naturforscher dieser Zeit lag überwiegend am Ende der Renaissance und leitete in die Neuzeit über, von der man sagen kann, dass sich die Philosophie wie auch die Naturwissenschaft endgültig von der Theologie emanzipiert hat. Allerdings ist es bedauerlich, das jahrtausendalte Kenntnisse von empirischen und geistig-psychologischen Zusammenhängen, die eigentlich nicht trennbar sind, von da an sich nicht nur getrennt entwickelt, sondern sich auch gegenseitig entfremdet haben.

 

Carl Gustav Jung und die frühe Neuzeit

Im 19. Jh. nun kommt es wieder zu einer Annährung von Astrologie und Astronomie, den Natur- und Geisteswissenschaften. Die Astrologie ist eine „Ganzheits-Wissenschaft“, die seit jeher alle drei Aspekt: Seele, Geist, Körper, beinhaltet. C. G. Jung (1875-1961) hat durch seine Archetypenleere einen Schlüssel in die Hand gegeben, durch den sich der „modernen“ Zeit die psychologische Astrologie neu erschloss. Die Summe der Archetypen (Möglichkeiten des Menschseins) bedeuten für Jung die Summe aller latenten Möglichkeiten der menschlichen Psyche: ein ungeheures, unerschöpfliches Material an uraltem Wissen um die tiefsten Zusammenhänge zwischen Gott, Menschen und Kosmos. Die symbolische Bedeutung des persönlichen Grundhoroskopes, welches für den genauen Moment und Ort der Geburt erstellt wurde, liegt tatsächlich darin, dass es, insofern es um seinen psychologischen Wert geht, einen Archetypus vom Unbewussten des Betreffenden darstellt, der ins Licht des Bewusstseins gerückt wird. Die Astrologie befasst sich dabei nur mit den Entwicklungsmöglichkeiten, niemals mit den eindeutigen und schicksalsträchtigen Ereignissen. Jung verwendet ständig den Begriff ‚Archetypus’ und so, wie er diesen definiert, ist er von großer Bedeutung für den Astrologen, der die richtige psychologische Deutung in dem Geburtshoroskop – einem Archetyp ganz besonderer Art – auswerten möchte.

Mittlerweile lässt sich beobachten, dass Wissenschaftler, wie z. B. in der Quantenphysik, immer mehr auch zu Philosophen werden, und Philosophen Bezug zur Naturwissenschaft nehmen. So heißt es in einem Zitat aus einem P.M.-Artikel von H.P. Dürr, wo vom Anfang, dem Quanten-Geist (Uranos = Quantenprinzip), die Rede ist, und wo der Physiker Hans-Peter Dürr den Schlüssel zur Zukunft in einem neuen Wirklichkeitsbegriff auf Basis der Quantentheorie sieht: „Was wir für Materie halten, ist Bewusstsein. Welches Denken brauchen wir, um die Menschheitsprobleme zu lösen? Unser Weltbild ist immer noch mechanistisch geprägt – und damit zu eng. Materie und Energie sind gewissermaßen geronnener, erstarrter Geist. Der Begriff Gegenstand führt in die Irre – es gibt nur Prozesse und Informationen. In der Physik sagen wir: Die Wirklichkeit ist nicht die Realität.“

Schon C. G. Jung erkannte, dass die Trennung von Seele und Körper eine künstliche Operation, eine Diskrimination ist, die sicher weniger im Wesen der Dinge als vielmehr in der Eigentümlichkeit des erkennenden Verstandes begründet ist. Es ist für den Abendländer charakteristisch, dass er zu Erkenntniszwecken Physisches und Geistiges auseinandergerissen hat. In der Seele liegen aber diese Gegensätze beisammen. Das muss die Psychologie und Naturwissenschaft anerkennen: ‚Psychisch’ ist physisch und geistig. Und das liegt nicht nur im Wesen des Menschen, sondern im Wesen aller Körper wie sie auch die Gestirne sind, welche ebenfalls ihre energetische Realität haben und für Zeitqualitäten stehen. Man kann Körper und Seele, Astronomie und Astrologie getrennt betrachten, immer besteht aber eine Wechselwirkung zwischen beiden. Und erst aus dieser ganzheitlichen Perspektive, gewähren sie umfassende Einsichten und kommen der eigentlichen Wirklichkeit des Seins näher. Denn Menschsein heißt, bewusst ganz und vollkommen zu sein; es verlangt von uns, ein Mikrokosmos zu sein, ein Brennpunkt für die Bedeutung und Kraft, welche innerhalb dem riesigen Organismus des Makrokosmos, dem universellen Ganzen, liegt.

 

9. Kapitel: WIE IM HIMMEL SO AUF ERDEN

BIBEL

Astrologie ist von ihrem Ursprung her wesentlich religiös. In der Astrologie spiegelt sich die Einstellung des Menschen zum Universum und zu seinen letzten Beweggründen wider. Betrachtet und versteht man die angewandte Bildersprache in der Bibel, lässt sich unschwer daraus dieses Bestreben und der Grundsatz des Seins „wie oben so unten“ in ihr erkennen. Ganz konkret lehrte uns Jesus selbst im „Vater unser“ den Satz: „Wie im Himmel so auf Erden“, welcher unter den im Buch bisher aufgezeigten Gesichtspunkten freilich nochmals eine andere, tiefere bzw. größere Dimension erlangen mag.

Wie oben so unten, das Wesen Gottes spiegelt sich im Wesen des Menschen, das Atom hat dieselbe Anordnung und Struktur wie das Universum, was für den Makrokosmos gilt, gilt auch für den Mikrokosmos und umgekehrt, in der Natur steht alles analog zueinander. Gott wird also in letzter Konsequenz durch den Menschen und die Natur manifest (Schöpfung = Involution – Ausströmen göttlicher Energie = Geist kreiert Materie – Schwingungen verdichten sich), und geht durch sie den Weg der Schöpfung durch alle Entwicklungsstadien des Seins. Und zwar sowohl durch jede persönliche Entwicklungsgeschichte des Individuums (Radix), als auch in der gesamten evolutionären Menschheitsgeschichte (Zeitalter/Evolutionsstadien – „Einziehen“ göttlicher Energie = Materie strebt nach Geist, Schwingungen erhöhen sich) – und bleibt darüber hinaus doch Gott, der „über“ seine Schöpfung steht.

Eine italienische Christusdarstellung thronend über das in konzentrischen Kreisen dargestellte Weltall mitsamt einer angedeuteten Leiter, über welche menschliche Gestalten zu ihm hinaufsteigen um das Jahr 1200, welche sich heute in der Nationalbibliothek in Paris befindet, verdeutlicht besonders klar Schöpfer und Schöpfung. Dadurch, dass theologische und philosophische Begriffe nebeneinander stehen, wird sowohl ein Gegenüber von Schöpfer und Schöpfung als eine innige Beziehung, gleichsam eine Verwandtschaft zwischen Gott und Welt ausgesagt. Der doppelte Hinweis auf den göttlichen Willen unterstreicht, dass Gott allein aufgrund seiner freien göttlichen Liebe die in ihm ruhenden Möglichkeiten des Seins aus sich heraussetzt und in seiner Schöpfung entfaltet. So ist Gott aber auch die Ursache jeder Bewegung, mit der die geschaffene Welt wieder zu ihrem letzten Ziel drängt. Die Prinzipien der Bewegung kommen in den beiden äußeren Kreisen zum Ausdruck: die potentielle Form und die potentielle Materie. Die reine Form ist darauf angelegt, sich „nach unten hin“ in immer weiteren Abstufungen der Entäußerung im „Schöpfungsmaterial“ zu verleiblichen; dieses hingegen verlangt danach, immer „höher hinauf“ nach dem Bilde der letzten Form, nach dem Bilde Gottes gestaltet zu werden. Nach diesen Prinzipien ergibt sich die Kohärenz (Schwingung, Synchronisierung) der ganzen Schöpfung in einer Stufenleiter von höchsten Intelligenzen bis zur untersten Ebene, der Grenze zum Nichts. Die Bewegung, wie sie in den aufsteigenden Menschen des Bildes dargestellt ist, geht nun dergestalt nach oben, dass jede Stufe Material ist für die weitere Durchformung auf der nächsthöheren Stufe, bis hin zu der reinen, vollendeten Form, in der jedoch alle Vor-Stufen nicht vergangen, sondern gegenwärtig sind, nicht verlassen, sondern „aufgehoben“ in der Seligkeit umfassender und zur Ruhe gekommener Integration bei Gott.

Seinerseits vom Sein in die Ebene der Materie zu treten, bedeutet das Gott in Reflexion zu sich selbst tritt. Und in dem Moment wo es einen Reflexionspunkt, einen „Du“-Punkt gibt, tritt die Dynamik von Liebe in Kraft. So kann man die Schöpfung auch als einen Liebesakt Gottes sehen, welche in all ihrer weltlichen und kosmischen Erscheinungsform eingebettet bleibt in dieser sicheren Liebe (daher spiegelt sich nicht im Schütze- oder Fischeprinzip, sondern im Waageprinzip die Gotteserfahrung am besten).

Diese Weisheiten sind dabei kein Monopol der Bibel, wir finden sie in allen großen religiösen und philosophischen Schriften und Lehren wieder, welche zum Teil älter sind als die Bibel.

 

UPANISHADEN

Beispielsweise sei auf die Upanishaden hingewiesen, 700 v. Chr. bis 200 v. Chr. in Sanskrit verfasst. Sie stellen eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus dar und sind Bestandteil des Veda.

Ein Vers daraus in italienischer Originalübersetzung und von der Autorin ins Deutsche übersetzt:

„Così com’è il corpo umano,

tale è il corpo cosmico.

Così com’è la mente umana,

tale è la mente cosmica.

Così com’è il microcosmo,

tale è il macrocosmo.

Così com‘è l’atomo,

tale è l’universo.”

„So wie der menschliche Körper ist,

gleichwie ist der kosmische Körper.

So wie der menschliche Geist ist,

gleichwie ist der kosmische Geist.

So wie der Mikrokosmos ist,

gleichwie ist der Makrokosmos.

So wie das Atom ist,

gleichwie ist das Universum.“

Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer empfand die Upanishaden als „belohnendeste und erhebendeste Lektüre, die (…) auf der Welt möglich ist: sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens sein.“

SMARAGDTAFEL

Hochkulturen wie die Mayas und Ägypter vor ca. 3000 Jahren waren nicht staatliche, religiöse Gesellschaften im heutigen Sinne, auch der Begriff Naturreligion wird ihrer Gesellschaftsform nicht gerecht. In Fachkreisen werden sie vielmehr als „kosmologische Gesellschaften“ bezeichnet. Denn sie beobachteten die Zyklen des Jahres und richteten ihr Leben und ihre Gesellschaft danach aus. Auch ihre Architektur sollte nicht nur ein Abbild kosmischer Gesetzmäßigkeiten sein, sondern eine in Stein gehauene lebendige  Struktur, die in ihrer Schöpfung die Gottes-Verbindung und Erhaltung der lebensspendenden Zyklen bedingt von Sonne, Jahreszeiten und Planeten,  

erhalten sollte. Die sagenumwobene Smaragdtafel, noch viel älter als die Upanishaden-Schriften, beschreibt die Beziehung des Menschen zur Natur und Gott aus dieser Zeit, und stand vermutlich ihrerseits späteren philosophischen Schulen Pate.

Die Tabula Smaragdina (lat. für smaragdene Tafel) ist ein traditionell dem Hermes Trismegistos zugeschriebener Text, der die philosophische Basis der Hermetik bildet. Sie ist Teil des hermetischen Schrifttums, in welcher man Glaubenselemente altägyptischer, jüdischer (hier die Verbindung zur Bibel) und persisch-chaldäischer, sowie platonischer, neuplatonischer und stoischer Lehren ausmachen kann. In den rund zwölf allegorischen Sätzen der Smaragdtafel spiegelt sich die Vorstellung eines Zusammenhangs von Mikrokosmos und Makrokosmos: Das was unten ist ist wie das, was oben ist, und das was unten ist, ist das was oben ist, ein ewig dauerndes Wunder des Einen. Nach der Legende soll der Text – aufgeschrieben auf zwei Säulen oder Tafeln aus Smaragd – unter einer Hermesstatue im Grab des Hermes, das sich in der Cheopspyramide befunden haben soll, aufgefunden worden sein. In anderen Versionen wird erzählt, Sarah, die Frau Abrahams (Stammvater Israels, Vater des Alten Testaments – eine weitere Verbindung), habe die Tafel im Grab des Hermes im Tal Hebron in den Händen des Leichnams von Hermes entdeckt. In der neuerer Zeit hatte Marsilio Ficinos (gründete 1462 die Platonische Akademie in Florenz)  lateinische Übersetzung der griechischen Fassung Corpus Hermeticum (Smaragdtafel) einen großen Einfluss auf die Zeit des Renaissance-Humanismus ausgehend von Italien in Europa. Ficinos Übersetzung schuf die Voraussetzung für eine breite Auseinandersetzung der Humanisten, Naturforscher und Mediziner mit der hermetischen Gedankenwelt. Ficino datierte das Corpus (die Smaragdtafel) noch in die Zeiten vor Platon; er hielt die Texte für eine sehr alte theologische Quelle. In seiner Einschätzung war die von Platon verkörperte Philosophie genauso alt wie die auf Moses und die Propheten zurückgehende christliche Religion, und er sah die beiden nicht im Widerspruch zueinander.

Der erste Satz der Tabula Smaragdina hat auch in die Gedankenwelt von C. G. Jung Eingang gefunden. Der Satz „Es steigt von der Erde zum Himmel auf und wiederum steigt es herab zur Erde, und es empfängt die Kraft der Oberen und der Unteren“, beschreibt seine Idee „Mysterium Coniunctionis“, die Vorstellung von Auf- und Abstieg als Prozess der Vereinigung der Kräfte des Unteren mit denen des Oberen. Wer an weiteren Details zum Ursprung und der Geschichte der Smaragdtafel interessiert ist, möge das Bücher oder einschlägige Literatur dazu konsultieren.

Einige ins Deutsche übersetzte Zitate aus der Smaragdtafel mögen einen kleinen Einblick in dessen Philosophie gewähren:

Zitate – Smaragdtafel

„Alle Dinge in allen Universen bewegen sich nach dem Gesetz, und das Gesetz, das die Bewegung der Planeten steuert, ist nicht unveränderlicher als das Gesetz das die materiellen Darstellungen des Menschen beeinflusst. Eines der größten aller kosmischen Gesetze ist jenes, das verantwortlich ist für die Entstehung des Menschen als ein materielles Wesen. Das große Ziel der Mysterienschulen aller Zeiten war es, das Wirken des Gesetzes zu enthüllen, das den materiellen mit dem spirituellen Menschen verbindet. Das Bindeglied zwischen dem physischen und spirituellen Menschen in der intellektuelle Mensch, denn der Verstand nimmt sowohl an der materielle als auch der immateriellen Qualität teil. Der Anwärter für höheres Wissen muss die intellektuelle Seite seiner Natur entwickeln und so seinen Willen stärken, um alle Kräfte seines Wesens auf und in die Ebene konzentrieren zu können, die er anstrebt.“

„Alles ist zweifach, alles hat seine zwei Gegensätze, Gleich und

Ungleich ist dasselbe. Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur im Grad

Verschieden. Extreme begegnen einander, alle Wahrheiten sind nur

Halb-Wahrheiten, jede Wahrheit ist halb falsch, jedes Ding hat zwei Seiten, Extreme begegnen sich; alle Paradoxa können in Übereinstimmung gebracht

werden. Thesis und Antithesis sind ihrer Natur nach identisch, nur im Grad

verschieden, bzw. Gegensätze sind dasselbe, sie unterscheiden sich nur im Grad, das gilt auch für „oben und unten“ - denn da alles im All (Gott) ist, ist es

gleicherweise wahr, dass das All in allem ist (Universen, Menschen, Sandkorn, Gesetzmäßigkeiten). Jedes Paar von Gegensätzen kann in Übereinstimmung gebracht werden. Alles hat zwei Pole oder entgegengesetzte Aspekte, dass in

Wirklichkeit nur die zwei Extreme desselben Dinges sind mit verschiedenen Graden zwischen beiden. Um dies zu erläutern: Hitze und Kälte, obwohl

 „Gegensätze“, sind tatsächlich dasselbe, die Unterschiede bestehen nur in den Graden eines und desselben Dinges. Schau auf dein Thermometer und

suche den Punkt zu entdecken bei dem „Hitze“ endet und „Kälte“ beginnt. Es gibt keine absolute Hitze oder absolute Kälte - die zwei Ausdrücke Hitze und Kälte bezeichnen nur verschiedene Grade desselben Dinges, und dieses selbe

Ding, welches als Hitze und Kälte erscheint, ist nur eine Form, eine Variation

und ein Grad von Schwingung. So sind Hitze und Kälte einfach die zwei Pole von

dem, was wir Wärme nennen - und die hiervon abhängenden Erscheinungen

sind Äußerungen des Prinzips der Polarität. Das gleiche Prinzip äußert sich auch

im Falle von "Licht und Dunkelheit", welche dasselbe sind; die Unterschiede

Bestehen nur in den verschiedenen Graden zwischen den beiden Polen der

Erscheinung. Wo hört Dunkelheit auf und wo beginnt das Licht? Was ist der

Unterschied zwischen "groß und klein", zwischen "hart und weich", zwischen

„ schwarz und weiß“, zwischen "scharf und stumpf", zwischen "leise und laut", zwischen „hoch und niedrig" "zwischen“ positiv und negativ"? Bei der

Farbskala ist es dasselbe - höhere und niedere Schwingungen sind der einzige

Unterschied zwischen hohem Violett und tiefem Rot.

Das gleiche Prinzip wirkt auch auf dem mentalen Plan. Nehmen wir ein radikales und extremes Beispiel: „(menschliche) Liebe und Hass“, zwei mentale

Zustände die anscheinend ganz verschieden voneinander sind. Und dennoch

gibt es Grade des Hasses und Grade der Liebe und einen mittleren Punkt, an

welchem wir die Ausdrücke Gefallen und Missfallen gebrauchen; diese

Ausdrücke gehen aber so nach und nach ineinander über, dass wir manchmal

nicht wissen, ob uns etwas gefällt oder missfällt oder keines von beiden. Und

alles sind nur Grade desselben Dinges.

Es ist möglich die Schwingungen des Hasses in die Schwingungen der Liebe

umzuwandeln und zwar bei sich selbst wie auch bei anderen. Viele von euch,

die diese Zeilen lesen, haben persönliche Erfahrungen in dem unwillkürlichen,

raschen Übergang von Liebe zu Hass und umgekehrt, bei sich selbst und bei

anderen. „Gut und Böse“ sind auch nur die Pole desselben Dinges und der Mensch kann durch die Anwendung des immer nächst höheren Gesetzes

Böses in Gutes umwandeln. Dinge, die verschiedenen Klassen angehören, können nicht ineinander transmutiert werden, aber Dinge derselben Klasse können vertauscht werden, das heißt, sie können ihre Polarität ändern.

So wird aus Liebe niemals Osten oder Westen, oder Rot oder

Violett - sie kann sich aber in Hass verwandeln - und sie tut es oft -,

gleicherweise kann Hass durch Veränderung der Polarität in Liebe

umgewandelt werden. Auch jenen, die mit dem Prinzip der Schwingung nicht vertraut sind, erscheint der positive Pol von höherem Grade als der negative, und  der positive beherrscht den negativen. Die Tendenz der Natur geht nach der dominierenden Aktivität des positiven Poles. Dabei besteht die  Veränderung nicht in der Transmutation eines Dinges in ein anderes, von diesem vollkommen verschiedenen Ding – es ist nur eine Änderung des Grades von gleichen Dingen, ein sehr wichtiger Unterschied.

Diese Kunst der Polarisation ist ein Teil der mentalen Alchimie (Umwandlung von Niederes in Höheres), der den alten hermetischen Meistern und modernen praktischen Psychologen bekannt ist und von ihnen ausgeübt wird. Aber auch von jedem Menschen instinktiv oder bewusst durch Willensanstrengung erreicht wird, wenn er seine Aufmerksamkeit auf den positiven Pol des Zustandes lenkt und so seine mentalen Schwingungen ändert.“

„Um eine negative Eigenschaft zu ertöten, konzentriere man sich auf den positiven Pol derselben Eigenschaft, dann werden die Schwingungen allmählich aus dem Negativen ins Positive übergehen und schließlich wird man auf den positiven statt auf den negativen Pol polarisiert sein. Die Umkehrung ist ebenso wahr, wie schon viele zu ihrem Leidwesen erfahren haben, wenn sie sich erlaubt haben, zu lange auf dem negativen Pol der Dinge zu schwingen. Durch Veränderung seiner Polarität kann man seine Stimmungen meistern, seine mentalen Zustände ändern, seine Neigungen bessern und seinen Charakter bilden.“

"Rhythmus kann durch die Anwendung der Kunst der Polarisation neutralisiert

Werden; Der fortgeschrittene Mensch polarisiert sich in den positiven Pol

seines Wesens – in den „Ich bin"-Pol, nicht in den Pol der Persönlichkeit. Er

„verweigert“ und „verwehrt“ die Wirksamkeit des Rhythmus, erhebt sich über

dessen Bewusstseinsplan, steht fest in seinem eigenen Wesensstandpunkt und

lässt das Pendel auf den niederen Plan zurückschwingen, ohne seine Polarität zu verändern. So gehen alle Individuen vor, die irgendeinen Grad von Selbstbeherrschung erreich haben, ob sie das Gesetz verstehen oder nicht. Solche Personen "weigern sich" einfach, vom Pendel der Stimmungen und Gemütsbewegungen zurückgeschwungen zu werden; sie behaupten ihre Überlegenheit standhaft und bleiben dadurch auf den positiven Pol polarisiert. – Vergesst aber nie, dass ihr das Prinzip des Rhythmus nicht wirklich aufhebt, denn dieses ist unzerstörbar. Ihr überwältigt einfach ein Gesetz, indem ihr es durch ein anderes ausgleicht und so das Gleichgewicht behaltet.“

"Nichts entgeht dem Prinzip von Ursache und Wirkung, aber es gibt viele Pläne

der Kausalität und man kann die Gesetze der höheren Pläne anwenden, um die

Gesetze der niederen Pläne zu überwinden."

„Der Weise macht sich das Gesetz zu eigen; dadurch, dass er es versteht,

bedient er sich des Gesetzes, statt sein blinder Sklave zu sein. Wie ein

gewandter Schwimmer, der sich hin und her wendet, hierhin und dorthin, wie

er will, im Gegensatz steht zu einem Stück Holz, das der Strömung folgen muss.

Und doch, Schwimmer und Holzklotz, sie alle sind dem Gesetz untertan. Wer dies versteht, ist weit auf dem Pfade der Meisterschaft.“

„Wenn aber das Universum in seiner substantiellen Natur mental ist, so folgt daraus, dass mentale Transmutation die Bedingungen und Phänomene des Universums verändern muss.“ (Man kann auch sagen: Je mehr der Mensch in Gott ist, desto mehr kann Gott durch den Menschen positiv wirken. Das ist der Grund, warum neben dem persönlichen Bewusstsein, die Entwicklung des kollektiven Bewusstseins so wichtig ist, wenn es um größere, positive Veränderungen in einer Richtung geht, ob nun ökologisch, ökonomisch oder auch spirituell.)

 „Wir sind nicht gekommen, um eine neue Philosophie darzulegen; wir wollen

nur die Umrisse einer großen weltalten Lehre geben, welche die Lehren der

anderen erklären wird – welche eine große Versöhnerin und Vermittlerin unter den verschiedenen Theorien und entgegengesetzten Lehren sein wird.“

„(…) dass nichts zufällig geschieht und dass die Zukunft nicht vom Schicksal fixiert ist, sondern durch das Gesetzt der Wirkung als Resultat einer vorgesehenen Ursache erreicht wird. Von der ersten Ursache bis zur wertesten Ausdehnung müssen sich alle Dinge gemäß dieses Gesetzes bewegen. Wenn der Mensch dies weiß, sollte er sich vorsehen, welche Ursachen er hervorruft.“

"Jede Ursache hat ihre Wirkung; jede Wirkung hat ihre Ursache; alles geschieht

gesetzmäßig; Zufall ist nur ein Name für ein unbekanntes Gesetz (unerkanntes Gesetz, das der Synchronizität); es gibt viele Pläne von Ursachen, aber nichts  entgeht dem Gesetz.“

„Jeder Gedanke, den wir denken, jede Tat, die wir vollbringen, sie haben ihre

direkten und indirekten Ergebnisse, welche in die große Kette von Ursache und

Wirkung passen.“

„Beim All (anderer Begriff für Gott, Tao, …) kann man nicht von irgendeinem

„Grund“ zu handeln sprechen, denn ein "Grund" schließt eine "Ursache" in sich

Und das All steht über Ursache und Wirkung, ausgenommen das All will eine

Ursache werden, in welchem Fall das Prinzip in Tätigkeit tritt. Ihr seht also, der

Gegenstand ist unausdenkbar, ebenso wie das All unausdenkbar ist. Ebenso wie

wir sagen das All ist einfach, müssen wir auch sagen, "das All handelt, weil es handelt".

„Mit unseren Augen, die durch Wissen klar geworden sind, könne wir nun sehen, dass alles durch das universale Gesetz beherrscht wird, dass die unendliche Zahl von Gesetzen zur Manifestation des einen großen Gesetzes sind – des Gesetzes, welches das All (Gott, Tao…) ist.“

„Letzten Endes ist das All in sich selbst aller Grund-, in sich selbst alles Gesetz;

in sich selbst alle Handlung - man kann wahrhaftig sagen, das All ist sein

eigener Grund; sein eigenes Gesetz, seine eigene Handlung - oder noch weiter,

das All, sein Grund, seine Handlung, sein Gesetz sind Eines, alles sind nur

Namen für dasselbe Ding. Nach der Meinung derer, die euch diese Lektion

geben, ist die Antwort im inneren Selbst des All verschlossen, in seinem

Wesensgeheimnis. Hinter diesem Aspekt ist der "Aspekt des Seins", in dem alle

Gesetze sich im Gesetz verlieren; alle Prinzipien im Prinzip aufgehen - und das

All, das Prinzip, das Wesen identisch, ein und dasselbe ist. Darum ist metaphysische Spekulation über diesen Punkt vergeblich.“

„Jeder ergänzt den anderen, so dass das Wachstum des einen Einfluss auf den anderen hat. Eins ist ebenso notwendig wie das andere, obwohl einige größere Aufgaben angehen können. Es gibt kein wirkliches oben oder unten, denn dies sind vergleichende Ausdrücke.“

"Geschlecht ist in allem; alles hat sein männliches und sein weibliches Prinzip;

Geschlecht manifestiert sich auf allen Plänen."

„Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass in allem sich das Geschlecht

offenbart, dass das männliche und das weibliche Prinzip immer tätig sind. Dies

trifft nicht nur auf den physischen Plan, sondern auch auf den mentalen und

sogar auf die spirituellen Pläne zu. Auf dem physischen Plan äußert sich das Prinzip als Sexualität; auf den höheren Plänen nimmt es höhere Formen an, das

Prinzip aber bleibt immer dasselbe. Keine Schöpfung, sei sie physisch, mental

oder geistig, ist ohne dieses Prinzip möglich. Das Verständnis seiner Gesetze

wird so manche Tatsachen erhellen, welche den Menschenverstand verblüfft haben. Das Prinzip wirkt immer in der Richtung von Zeugung, Neubildung und

Schöpfung. Alle Dinge, alle Personen enthalten in sich die zwei Elemente oder

Prinzipien, d. h. dieses große Prinzip. Jedes männliche Wesen enthält auch das

Weibliche Element; jedes weibliche Wesen enthält auch das männliche Prinzip.

Wenn ihr die Philosophie der mentalen und geistigen Schöpfung, Zeugung und

Neubildung verstehen wollt, dann müsst ihr dieses hermetische Prinzip

Verstehen und studieren. Es enthält die Lösung vieler Rätsel des Lebens.“

„Es wird festgestellt, dass das Atom seine Entstehung dem Umstand verdankt,

dass negative (weiblich) Elektronen sich um ein positives (männlich) Elektron

anhäufen. Die positiven Elektronen scheinen einen gewissen Einfluss auf die

negativen auszuüben, scheinen sie zu verlassen, gewisse Kombinationen

einzugehen und so ein Atom zu "schaffen". Dies stimmt mit den ältesten hermetischen Lehren überein.“

„Wenn er diesen Prozess des "Beiseite-Setzen" ausgeführt hat, wird sich der

Mensch im bewussten Besitz eines "Selbst" finden, welches in den dualen

Aspekten des "Ich" und des "Mich" betrachtet werden kann.“

 „Das „Ich“ vertritt das männliche Prinzip - das "Mich" das weibliche Prinzip des

mentalen Geschlechts. Das "Ich" stellt den Aspekt des "Seins" dar, das „Mich“ den Aspekt des "Werdens". Ihr werdet bemerken, dass das Prinzip der

Entsprechung auf diesem Plan ebenso wirkt wie auf dem großen Plan, auf dem

die Erschaffung von Universen vollzogen wird. Die beiden sind der Art nach

gleich, aber im Grade sehr verschieden. "Wie oben, so unten, wie unten, so oben."

„Materialismus ist nur eine unbewusste Manifestationsform des Bewusstseins, und folglich sind in der Endanalyse Materialität und Nicht-Materialität eins. Nichts, was materiell ist, ist fixiert, alles ist einem ständigen Wechsel unterworfen. Dies ist sein Weg vom Moment der Schöpfung an. Der Mensch fügt diesem Naturgesetz ein Bewusstsein hinzu.“

„Die Lehren gehen dahin, dass ein Mensch frei sein und doch durch

Notwendigkeit gebunden sein kann, es hängt von der Bedeutung der Ausdrücke ab und von der Höhe der Wahrheit, von der aus die

Angelegenheit betrachtet wird. Die alten Schriftstellen drücken dies so aus: „Je

weiter die Schöpfung vom Mittelpunkt entfernt ist, desto mehr ist sie gebunden; je mehr sie sich dem Mittelpunkt nähert, desto freier ist sie."

„Toth lernte, dass der Mensch ein universales Wesen ist, das in jedem Teil des Raumes existiert und ein wesentlicher Bestandteil des kosmischen Bewusstseins ist. Die Form des Menschen, soweit es seine Materialität betrifft, war eins mit der Urmaterie der Sterne. Ebenso wie Planeten um ihre Sonne kreisen, dreht sich der materielle Körper des Menschen um seine Zentralsonne der Seele.“

„Wenn diese Ordnung und Harmonie aller Teile seines Wesens vollkommen ist, ist er nicht länger an die materielle Ebene gebunden und kann durch seine Harmonie mit dem Gesetz zur kosmischen Ebene (Gott) aufsteigen.“

"Alles fließt, aus und ein; alles hat seine Gezeiten; alles hebt sich und fällt; der

Schwung des Pendels äußert sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach

rechts ist das Maß für den Ausschlag nach links; Rhythmus gleicht aus."

„Das Gebet ist in Wirklichkeit ein Befehl und hat den Zweck, eine Harmonie oder Verbindung zwischen der Seele oder dem Bewusstsein und dem kosmischen Bewusstsein (Gott) herzustellen.“

„Die Entwicklung von Vernunft und Ausgleich ist notwendig, damit wir Dunkelheit von Licht, Ordnung von Unordnung in den Worten jener, die zu uns kommen, unterscheiden können. Nur durch das Überwinden von Hindernissen und kontinuierlichen Streben wird das Ziel erreicht.“

„Die sieben universell wirksamen Gesetze: Das Prinzip der Mentalität, der Entsprechung, der Schwingung, der Polarität, des Rhythmus, von Ursache und Wirkung und des Geschlechts.“

„Sobald der Mensch den Tod besiegt, hat er auch das Leben gemeistert und für ihn hört beides auf zu existieren. (…) denn Zeit ist ein Ergebnis der Existenz des Materiellen, und das kosmische Bewusstsein manifestiert nichts Materielles.“

„Licht ist der Meister von allem was existiert.“

(Wir Menschen sind im Grunde auch physikalisch betrachtet Lichtwesen. Denn ohne Licht keine Zellteilung, keine Nahrung und Information.)

„Der Mensch ist nicht materiell, obwohl er es zu sein scheint. Er ist Licht, das der ewigen Urquelle entspringt und erscheint nur als ein materielles Wesen. Sogar die Materialität ist nur dem Schein nach so, denn letzthin wir die Materie (wieder) zum Licht.“

„In den letzten Tagen von Atlantis (Löwezeitalter, vor ca. 10.900 Jahre) begab sich die große Bewusstseinswelle, die einst die Körper der Erdenmenschen besetzt hatte, zur Venus, und das Bewusstsein, das die Körper der Massen besetzte, kam vom Mars. Diese war materialistischer eingestellt als das vorhergehende Bewusstsein.“

„Für das Licht ist das, was wir Form nennen, formlos, denn nur im Licht existiert wahre Realität.“

„Er befiehlt seinen Nachfolgern, ihr Antlitz immer dem Licht zuzuwenden und ihre Gedanken immer auf den inneren Meister zu richten. Dadurch werden sie den glänzenden Versprechungen materieller Macht widerstehen (…).“

„Dunkelheit und Licht sind beide von der gleichen Natur, unterschiedlich nur dem Schein nach, denn sie beide kamen aus der Quelle von allem. Dunkelheit ist Unordnung, Licht ist Ordnung. Das Licht des Lichts ist umgewandelte Finsternis. Dies, meine Kinder, soll euer Daseinszweck sein: Dunkelheit in Licht umzuwandeln.“

„Das Schicksal der Menschen ist die letztliche Vereinigung mit dem Licht, selbst wenn er sich während materieller Inkarnation durch Dunkelheit bewegt.“

„Der Mensch verändert und entwickelt sich ständig, sowohl materiell als auch spirituell.“

„Das Wort ist Schwingung (Frequenz), die diese Kraft loslöst. Nur dadurch kann das Leben vollends verwirklicht werden.“

„Das Leben des Menschen ist eine Manifestation der Ordnung und ist deshalb ein Schlüssel zum Wort. Wenn du die volle Bedeutung dieser Textstelle erkennst, hast du den Schlüssel zum ‚Verlorenen Wort‘.“

„Er lernt, dass in Worten, die Beispiele für Schwingungen sind, der Schlüssel liegt, um die Räume und sogar Zyklen zu öffnen. Es gibt ein Schwingungswort, das der Schlüssel des Lebens ist.“

„Das Leben ist ein Ausdruck von Ordnung, die dem absoluten Feuer des Fackelträgers entspringt. So wird uns gezeigt, dass das Wort Ordnung und Harmonie ist. Der Weg zu dem Wort liegt im Ordnen deines Lebens, damit das Chaos daraus entfernt wird. Der Mensch ist vom Wort getrennt, da er der Unordnung und dem Chaos erlaubt hat, sein Leben zu regieren. Jede gemachte Mühe, jeder Sieg über die Unordnung führt uns dem Wort näher.“

(Hier drängt sich die Parallele zum tiefgründigen Prolog am Beginn des Johannesevangeliums auf, welcher nicht mit der Geburt, Kindheit oder Taufe Jesu sein Evangelium beginnt, sondern mit diesem philosophischen Liedertext:

„Am Anfang war das Wort

und das Wort war bei Gott,

und das Wort war Gott.

Im Anfang war es bei Gott.

Alles ist durch das Wort geworden

und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

Und das Wort ist Fleisch geworden

und hat unter uns gewohnt

und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,

die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,

voll Gnade und Wahrheit.“)

„Er erzählt auch, dass in aller Materie Licht oder Bewusstsein existieren, obwohl es nicht immer bewusstes Bewusstsein ist.“

„(...), dass Entwicklung und Ordnung in allen kosmischen Zyklen dasselbe sind und dass alle in Harmonie dem gleichen Ziel entgegenwirken.“

„Er erklärt, dass Wissen von den Unwissenden Magie genannt wird und sagt ihnen, sich nicht zu fürchten, da alles eine Manifestation des Gesetzes ist. Jeder hat die Macht, wenn er weiß, wie sie zu benutzen ist, aber nur wenige haben das Wissen. Jene, die das Unbekannte fürchten, machen aus dieser Furcht ein lebendiges Ding. Alle Ängste der Menschen haben ihre Quelle in den ‚Dunklen Herren‘. Besiege die Angst und sei frei. Der Mensch macht sich selbst seinen Gedanken entsprechend zu einem Wesen des Lichts oder einem der Dunkelheit.“

„Die kosmischen Bewusstseine sind die Mittel Unordnung und Chaos und Gesetz umzuwandeln. (Die Astrologie sollte hierfür ein ideales Werkzeug sein). Jedes arbeitet in seinem eigenen Raum und erfüllt notwendige Aufgaben, und der untere kosmische Zyklus ist im großen Plan ebenso wichtig wie der höchste. Die höheren kosmischen Zyklen haben lediglich größere Fähigkeiten. Alle kosmischen Bewusstseine sind in der Endanalyse alle eins, genauso wie alle Einheiten der Seele eins sind im kosmischen Bewusstsein. Der Unterschied in der Fähigkeit der höheren oder niedrigeren kosmischen Bewusstseine ist vergleichbar mit dem Unterschied zwischen einem Jungen und einem Mann. Toth gibt hier ein echtes Beispiel für den Mikrokosmos und Makrokosmos – wie oben, so unten.“

„Toth sagt, er gehe jetzt nach Amenti, werde jedoch mit ihnen in der Wahrheit weiterleben, die er gelehrt hat, welche fast die gleiche ist wie die von Jesus.“

„Derselbe Geist ist im Menschen wie in der Erde, nur unterschiedlich in der Menge. Der Mensch ist zweifache Polarität, und wenn ein Pol aus der Balance fällt, wird das Gleichgewicht des Körpers erschüttert und Krankheit und Tod erscheinen. Das perfekte Ausgleichen der Polaritäten lässt alle Krankheiten und Beschwerden verschwinden. Die Blume des Lebens übt einen angleichenden Einfluss auf die Polaritäten des Körpers aus und hält sie im Gleichgewicht.“

„Wisst, dass ihr der Natur nach dreifältig seid: physisch, astral und mental in einem. (Dies war also bereits in vorbiblischen Zeiten bekannt.) Jede dieser Naturen hat drei Qualitäten; insgesamt neun, wie oben, so unten.“ (Auch im Vater unser heißt es: ‚wie im Himmel so auch auf Erden‘).

„Es ist aber dreizehn in einem, die mystische Zahlt“. (Die zwölf Tierkreiszeichen = archetypischen Gesetzmäßigkeiten = Möglichkeiten des Menschseins, die zwölf Apostel (stehen für diese Archetypen/Weltenfamilie) und Jesus als dreizehnter, er symbolisiert die göttliche Mitte in der Menschenfamilie.)

„Öffne den Weg der Zwölf und des Einen, damit ich in das Reich der Weisheit eintreten kann.“

 

DAVIDSTERN  DER  JUDEN          

Ebenso symbolisiert der Davidstern im Judentum das 12er (12 Monate, 12 archetypische Möglichkeiten des Menschseins) und 7er Prinzip. (7 Tage, 7 Planeten, die 7 Eigenschaften, welche Ausdruck finden in den 12 archetypischen Manifestationen).

Der Davidstern (hebr. מגן דוד, Magen David – „Schild Davids“), benannt nach König David, ist ein Hexagramm-Symbol mit religiöser Bedeutung. Der Davidstern gilt heute vor allem als das Symbol des Judentums und des Volkes

Israel. Das Symbol besteht aus zwei blauen ineinander verwobenen gleichseitigen Dreiecken, einem nach oben weisendem und einem nach unten weisenden, deren Mittelpunkte im selben Punkt liegen.

Je nach Zweck und Verwendung des Hexagramms variiert auch die Deutung dieses Symbols. Zum Beispiel wird der Davidstern als symbolische Darstellung der Beziehung zwischen Menschen und Gott interpretiert: Der Mensch hat sein Leben von Gott erhalten (nach unten weisendes Dreieck), und der Mensch wird zu Gott zurückkehren (nach oben weisendes Dreieck). Die 12 Ecken des Sterns sollen die Zwölf Stämme Israels darstellen. Außerdem stehen die sechs Dreiecke für die sechs Schöpfungstage. Das große Sechseck in der Mitte steht für den siebenten Tag (Ruhetag).

In der hellenistischen Welt war das Hexagramm zunächst ein sowohl von Juden als auch von Nichtjuden verwendetes Motiv und hatte offenkundig keinen direkten Bezug zum Judentum. Im Judentum ist das Symbol ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar.

Im Frühmittelalter erwarb das Hexagramm eine abwehrende Bedeutung und wurde gleichermaßen von Muslimen, Christen und  Juden  als Talisman gegen Dämonen und Feuergefahr verwendet. Man stattete weiterhin Kirchengebäude, Bibelmanuskripte sowie christliche und jüdische Unterschriften auf amtlichen Dokumenten mit diesem Symbol aus.

Um das 14. Jahrhundert verbanden jüdische mystische Texte das Hexagramm als Talisman – sowie andere Symbole – mit älteren Darstellungen auf einem Schild, der mit der Macht Gottes verbunden gewesen sein soll und einst König David geschützt haben soll. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks im 15. Jahrhundert verwendeten einige jüdische Verleger in Europa das Hexagramm für die Gestaltung ihrer Imprimatur.

Im 16. Jahrhundert begann in Prag die Verwendung des Hexagramms zur Kennzeichnung des lokalen jüdischen Bevölkerungsteils. Von Prag verbreitete sich der Gebrauch des Hexagramms hin zu benachbarten jüdischen Gemeinden bis nach Amsterdam.

Im 17. Jahrhundert trennte in Wien ein Grenzstein das christliche Viertel (durch ein Kreuz) vom jüdischen Viertel (durch ein Hexagramm). Hier wurde erstmalig das Hexagramm als ein dem Kreuz gleichwertiges Symbol der religiösen Identifikation verwendet.

Ab dem 18. Jahrhundert gilt das Hexagramm als allgemeines Glaubenssymbol. Mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert, als in Europa die Judenemanzipation Hoffnungen auf eine volle Staatsbürgerschaft in den neugebildeten europäischen Nationalstaaten weckte, trat ein wichtiger Wandel ein. Bisher war das Judentum von den übrigen Buchreligionen nie als gleichwertig anerkannt worden. Für die integrationsbewussten Juden der Aufklärung, die sich für das Judentum als Religion einsetzten, wurde nun ein Symbol erforderlich, das die Religion in ähnlicher Weise repräsentierte, wie das Kreuz das Christentum. Als solches Symbol bot sich der Davidstern an.

Dieses 7er und 12er Prinzip symbolisiert im Davidstern steht also für die Energien, die nicht nur äußerlich im Universum, sondern auch irdisch und in unserer Materie wiederzuerkennen sind. Diese Geometrie des Sterns wird auch „Merkaba“ genannt, verinnerlicht die Dreifaltigkeit und spiegelt sich eindrucksvoll in einem Wasserkristall ebenso wieder, wie im Gitternetz der Erde.

Die 7 Planeten ihrerseits kann man analog als die sieben verschiedenen Dimensionen der Energiestufen betrachten. Sie finden ihre Entsprechung nicht nur im Menschen in den 7 Chakren, sondern auch in den Erdchakren.

Der siebte mittlere Punkt in der Sternform des Davidsterns kann mit dem mittleren Herz-Chakra verglichen werden und steht auch für die Feststellung, dass Gott nicht nur „über“ der Welt, sondern ebenso „in ihrer Mitte“ ist.

Diese Darstellungen des Durchlaufens und Reifens der Erfahrungsprozesse über die sieben Stufen bis zur „Vollendung des Menschseins“, bzw. der Seele des Menschen, finden wir auch im Zentrum christlicher Darstellung im „aufgeopferte Lamm mit den sieben Siegeln“ wieder. Wie sich diese Prozesse in ihrer psychologischen Abfolge gestalten, eröffnet sich jedem bewusst, der sich mit den Gesetzmäßigkeiten solcher Schulen auseinandersetzt. An dieser Stelle sei die „Göttliche Komödie“ von Dante (gestorben 1321) in seiner Symbolsprache herangezogen; Hier steigt der Dichter, nachdem er aus dem sublunaren Bereich der Elemente in die Mondsphäre gelangt ist, durch die Sphären auch der übrigen Planeten immer weiter hinauf. In jeder dieser Sphären begegnet er einer in den dort sich aufhaltenden Heiligen zur Vollendung gelangten Tugend, und diese ist jeweils die positive Variante eines Strebens, das dem Dichter im Abgrund der Hölle in seiner Perversion, im Purgatorium im Prozess der Läuterung begegnet war. So herrscht in der Mondsphäre Ergebenheit in den Willen Gottes, statt Stolz, in der Merkursphäre Einsatz im Dienst des Anderen statt Neid, in der Venussphäre liebende Hingabe statt selbstgefällige Streitsucht, in der Sonnensphäre das Verlangen nach dem Höchsten Gut statt Herzensträgheit, in der Marssphäre die Bereitschaft zur Selbsthingabe statt Habsucht, in der Jupitersphäre Einsatz für das Reich Gottes statt Gaumenlust und in der Saturnsphäre weltentsagende Gottversunkenheit satt Fleischeslust.

Insofern stehen die Planetensphären als Wirkungsbereich für geistige Kräfte, dessen Ordnungen verbunden mit Menschen und Erde für Heil sorgen – oder im Verletzen derer menschlich als Unheil wahrgenommen werden.

Die Geschichte des Merkaba- bzw. des Davidstern-Symbols reicht aber viel weiter in der Zeit zurück. Noch vor den Ursprüngen der Sumerer, auf welchen die jüdischen, christlichen und moslemischen Wurzeln gründen. Und selbst vor der langen Tradition der Ägypter war dieses Symbol bereits von frühen Kulturen bereits als Analogie der Lebensenergien erkannt und angewandt worden. Dies belegen Funde, beispielsweise aus den großen Bibliotheken der Wüste Gobi/Taklamakan, die auf dreißig Tausend Jahre zurück datiert werden.

Die erste Figur aus diesen Funden oben zeigt einen zentralen Kreis, der in einem Paar von gekreuzten und geflochtenen Dreiecken eingeschlossen ist. Dazu werden die beiden Dreiecke von einem äußeren Kreis umschlossen, der zwölf Teile zwischen den beiden Kreisen bildet. Das zentrale Symbol, der Kreis, ist das monotheistische Symbol der Gottheit, die Dreiecke des Himmels und der äußere Kreis des Universums. Die zwölf Segmente zwischen den Kreisen sind „Tore“, „Die zwölf Tore zum Himmel.“ Jedes Tor steht für eine Tugend, und diese Tore mussten geöffnet werden durch die zwölf Tugenden, bevor der Eintritt in den Himmel möglich war. Unter den zwölf Tugenden war die Liebe die erste gefolgt von Glaube, Hoffnung, Barmherzigkeit, etc.

Verbindet man die Spitzen dieser ursprünglichen Merkaba oder Davidsterns wie im zweiten Bild veranschaulicht, ergibt sich die Geometrie der Lebensblume dargestellt in der dritten Figur, in welcher wieder der Lebensbaum, den wir bereits als Kabbala-Prinzip der Juden im 4. Kapitel kennengelernt haben, im Bild der vierten Figur eingegliedert ist.

 

DIE  BLUME DES LEBENS

Als Symbol taucht die Blume des Lebens an den Säulen ägyptischer Tempel genauso auf, wie in deutschen Kirchen oder beispielsweise in Südtirol in den Holzbalken von Schloss Runkelstein bei Bozen.

Sie besteht auch 19 Kreisen oder Blumenrädern, und meist einem großen Dreifach-Kreis außen rum (Körper-Seele-Geist). Weiter sind noch 12 halbe Kreise, 6 Drittel-Kreise und 18 Sechstel-Kreise enthalten. Zählt man diese Teilkreisstücke zu den Ganzen Kreisen so erhält man 30 Kreise, mit den drei äußeren Kreisen zusammen also 33 Kreiseinheiten. (Eine weiter wichtige Zahl in den universellen Gesetzmäßigkeiten, und sicherlich kein Zufall als Vollendungszahl die Lebensjahre von Jesu). Die Blume des Lebens besteht nur aus Kreis-Linien, genauso wie das Leben selbst auch. In der Natur gibt es keine geraden Linien, sondern nur Näherungen, also bogenförmige Linien.

Die Geometrie der Lebensblume wird als „heilige Geometrie“ bezeichnet, nach dem sich alle Schöpfung vollzieht.

  • In ihr spiegelt sich wunderbar die perfekte symmetrische Harmonie wider.
  • In sehr vielen alten Kulturen in Ägypten, Asien, West- und Osteuropa ist dieses Wissen seit uralten Zeiten überliefert worden.
  • Aus der Blume des Lebens lassen sich nachweislich universelle mathematische Gesetzmäßigkeiten, Zusammenhänge und Phänomene ableiten
  • In ihr ist der Satz des Pythagoras ebenso enthalten wie die 5 platonischen Körper, Vielecke, die MerKaBa, die Quadratur des Kreises, Würfel des Methatron, Baum des Lebens der Kabbala, usw.

Die Lebensblume vereint also den Mikro- und Makrokosmos unseres des Seins. Die Sterne durchlaufen das Firmament wie die Blutadern den Körper: beide vermitteln elementaren Stoff und dienen der Erkenntnis. So sind die Gestirne die leuchtende Zahl „heiliger“ Buchstaben und menschlicher Einsicht; denn der Mensch ist der lebendige Sinn der Natur.“

 

DIE RUNEN

Ebenso zeugen die Runen, die über Skandinavien vor tausenden vor Jahren ihre Verbreitung fanden und zu den Urschriften gehören, vom Verständnis zwischen Universum, Gott und Mensch. In ihren Begriff- und Laute-Darstellung findet sich ebenfalls das Merkaba-Symbol wieder:

Wortstämme dieser Sprache finden wir heute in vielen Kulturen, so entlehnt sich das islamische „Allah“ oder der Begriff „All“ aus der „Hag-All“ Rune, die damit immer schon das Gesamte, Weltraum und Gott eingeschlossen,

ausdrückte. Gerade im deutschen Sprachstamm findet sich noch viel Ursprüngliches der Runen. Beispielsweise die Rune „Fa“, welche für das Männliche, später dem Wort und Begriff „Vater“ steht. Auch der ägyptische Begriff „Pharaon“ ist zusammengesetzt aus den Runen „Ph“ für Vater, und „Ar“ bzw. „ra“ für „König“ (später auch „rè“ = König im Italienischen, oder „erl“  für „König“ im Englischen). Auch Symbole wie z.B. das Friedenssymbol (der vertikale Strich mit den zwei Verstrebungen nach unten links und rechts steht für die weibliche, passive empfangende Rune „Yr“), die heute international Verwendung finden, enthüllen ihr Verständnis, wenn man die Runen kennt:

Die nordische Mythologie wird im nordischen Lebensbaum versinnbildlicht, wie auch im Tierkreis, dessen Begriff ebenfalls von den Runen, allen voran der Rune „Tyr“ (drehen), herrührt. In den Worten Tyr und Tier finden wir wieder jenes Gesetz der Polarität, dass die Sprache beherrscht. Zwischen Tyr und Tier spannt das Leben, das eine „Tri“, eine Drehung ist: Der Wirbel, der das Leben erst schafft, bedingt, der das Kleinste und Größte im Kosmos erfasst hat, das Atom mit seinen Elektronen-Wirbel, wie auch die Sonne mit ihren Planetenwirbel. Tier und Tyr, Tier und Gott. Die Ableitung findet ihre Bestätigung auch m „Zodiakus“ von griechisch zoon = Tier, also Tierkreis, der auch ein Zeus-Kreis ist. So heißt es: „Zwölf gibt es der Asen von göttlicher Artung.“ Von göttlicher Artung ist eine Entsprechung der zwölf Tierkreiszeichen oder Himmelshäuser. Es ist der Tyr-Kreis des germanischen Gottes Tyr und kommt nicht von Tier, denn nicht alle seine Zeichen sind nach Tieren benannt und hatten früher oft schon andere Namen. Das Wort Tyr ist mit Dri = Drei, Drehung, Dreher, Dreier verwandt und bedeutet hier den Drehkreis. Tyr ist der Drei-Gott, der „treue“ Gott, der „Druiden“-Gott, der oberste der Dreieinheit. Seine Söhne, die zwölf „Götter“, sind die einzelnen Tierkreiszeichen im „Glanzgefilde“ des Himmels, indem die einzelnen Asen regieren, herrschen, ihre Kraft entfalten, ihren Einfluss geltend machen.

Dem aufmerksamen Leser wird die Ähnlichkeit des Kabbalistischen Weltenbaumes und nordischen Lebensbaumes nicht entgangen sein. Letzterer ist älter und ersterer im geschichtlichen Fortgang aus der Keltischen Tradition hervorgegangen.

 

10. Kapitel: PARALLELE MÄRCHEN UND DAS ARCHETYPISCHE ZWÖLFER- bzw. SIEBENER-PRINZIP

Nicht nur beispielsweise die griechische Mythologie oder die Bibelschreiber und Jesus selbst wählten die Form der Gleichnisse einerseits und die archetypische Symbolsprache andererseits, um ethische Grundwerte und Botschaften zu vermitteln. Auch die Märchenerzähler integrierten die archetypischen Gesetzmäßigkeiten bzw. bauten oft auf deren Basis die Märchen auf, um tieferen Themen des Menschseins verständlich zu machen und ihre dauerhafte Gültigkeit zu verstärken. Früher wurden diese Hintergründe in einer solchen Absicht noch verstanden. In der modernen Zeit hat sich der Mensch in der Beziehung zu den Symbolen entfremdet, wie zur Natur und ihrer Sprache im Allgemeinen.

Hier einige Auszüge von Beispielmärchen aus der Sammlung  von Jacob und Wilhelm Grimm (auch „Gebrüder Grimm") und Hans Christian Andersen, in welchen die Archetypensprache als Grundlage angewandt wurde. Dabei kommt entweder das Zwölfer-Prinzip der Sternzeichen (= die zwölf Grunderfahrungen des Menschseins/wie bei den Aposteln) mit dem dreizehnten Element (in der Bibel ist das Jesus) als Erlöser-Prinzip zum Einsatz, oder/und das Siebener-Prinzip (= die sieben persönlichen Planeten, als Herrscher der Sternzeichen stehen sie ebenfalls für die möglichen Grundqualitäten bzw. Stufen des Menschseins - analog in der Bibel mit den sieben Erzengeln, den sieben Leuchtern, den sieben Siegeln, den sieben Gemeinden Asiens, welche als Umschreibung für die sieben Chakren dienten. Die zwölf Sternzeichen kann man als die (Lebens-)Themenbereiche (Stimmungen der zwölf Monate im Jahr), und die sieben Planeten als die Eigenschaften dieser (die sieben Wochentage sind nach den persönlichen Planeten benannt) ansehen. 

Immer geht es dabei darum, das wir Menschen mit dem was wir mitbekommen haben (die zwölf guten Wünsche der Feen beim Dornröschen, die sieben auf einem Streich beim tapferen Schneiderlein, die sieben Zwerge als Helfer, die zwölf Brüder als Königssöhne …) unsere Lebensaufgabe bewältigen können. Das dreizehnte Prinzip ist dabei in aller Regel jenes, welches „Bewegung“ in die Geschichte bringt, welches die Rolle der Absicht, der Ziel-Erkenntnis und am Ende der Erlösung einnimmt (Gottes-/Jesu-Prinzip). Meist tritt das dreizehnte Element von vornherein als „das Gute“ in Erscheinung (der Gottvater/Jesus, auf dem wir vertrauen können, unsere Wegweiser). Aber wie im Fall der Dornröschen-Geschichte kann es auch als „strenges, strafendes“ Element auftreten (wie Gott zum Teil im Alten Testament), natürlich ebenfalls mit dem höheren Ziel durch die Annahme der Herausforderung zur Erlösung zu gelangen. Beispiele für das dreizehnte Prinzip in den Märchen finden wir in der dreizehnten Fee bei Dornröschen, der Geburt der Schwester als dreizehntes Kind der zwölf Brüder am Königshof, oder wie bei „die wilden Schwäne“, wo es elf Brüder und eine zwölfte Schwester sind. Weil hier das zwölfte Fische-Erlösungsprinzip nicht gesondert, sondern bereits stellvertretend für das Jesus-Prinzip steht. Jesus war ja der „neptunische (Fische) Meister, er hat das Fische-Zeitalter eingeleitet und über Jahrhunderte war der Fisch vor dem Kreuz das Christensymbol. Der Fisch steht in seiner erlösten Form für die All-Liebe, das All-Eins-Sein. Nachdem aber das Fische-Prinzip auch eine unerlöste, irdische Seite hat, wird das göttliche Prinzip meist als autonome dreizehnte Präsenz dargestellt. Im Horoskop finden wir diese Präsenz als Seele, der göttliche Impuls in der Mitte der Grafik des Radix wider, das was wir eigentlich wirklich sind, alle Anlagen (Planeten …) im Horoskop außen herum sind Ausdruck von uns und „Werkzeug“ für unseren schöpferischen Seelenprozess.

Märchen wollen uns dabei helfen, diese tieferen Sinnhaftigkeiten zu erkennen. Wer die volle Länge der Märchen für ihr besseres Verständnis lesen möchte, möge dies in den entsprechenden Büchern oder im Internet tun, sie sind auch für Erwachsene immer wieder eine bleibende Inspirationsquelle.

 

Dornröschen (Gebrüder Grimm) – Auszug:

(die zwölf Wünsche der Feen als Entsprechung der zwölf archetypischen (Sternzeichen-)Qualitäten für das Leben)

(…) Er ladete nicht bloß seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche; weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so musste eine von ihnen daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum, und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüßen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: "Die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen." Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um und verließ den Saal. Alle waren erschrocken, da trat dei zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte, und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern ihn nur mildern konnte, so sagte sie: "Es soll kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt." (…)

 

Die wilden Schwäne (H. Christian Andersen) – Auszug:

(elf Söhne/Schwäne und eine Tochter – die elf Prinzipien bis vom Widder bis zum Wassermann (Söhne), das zwölfte (Erlösungs-)Fische-Prinzip symbolisiert die Tochter)

Weit von hier, dort, wo die Schwalben hinfliegen, wenn wir Winter haben, wohnte ein König der elf Söhne und eine Tochter Elisa hatte. Die elf Brüder waren Prinzen und gingen mit dem Stern auf der Brust und dem Säbel an der Seite in die Schule. Sie schrieben mit Diamantgriffeln auf Goldtafeln und lernten ebenso gut auswendig, wie sie lasen; man konnte gleich hören, dass sie Prinzen waren. Die Schwester Elisa saß auf einem kleinen Schemel von Spiegelglas und hatte ein Bilderbuch, welches für das halbe Königreich erkauft war. Oh, die Kinder hatten es so gut; aber so sollte es nicht immer bleiben!
Ihr Vater, welcher König über das ganze Land war, verheiratete sich mit einer bösen Königin, die den armen Kindern gar nicht gut war. Schon am ersten Tag konnten sie es merken. Auf dem ganzen Schloss war große Pracht, und da spielten die Kinder "Es kommt Besuch", aber statt dass sie, wie sonst, allen Kuchen und alle gebratenen Äpfel erhielten, die nur zu haben waren, gab sie ihnen bloß Sand in einer Teetasse und sagte, sie möchten tun, als ob etwas darin sei.
Die Woche darauf brachte sie die kleine Schwester Elisa auf das Land zu einem Bauernpaar, und lange währte es nicht, da redete sie dem König so viel von den armen Prinzen vor, dass er sich gar nicht mehr um sie kümmerte.
"Fliegt hinaus in die Welt und ernährt euch selbst!" sagte die böse Königin. "Fliegt wie die großen Vögel ohne Stimme!" Aber sie konnte es doch nicht so schlimm machen, wie sie gern wollte; sie wurden elf herrliche wilde Schwäne. Mit einem sonderbaren Schrei flogen sie aus den Schlossfenstern hinaus über den Park und den Wald dahin. (…)

 

Die zwölf Brüder (Gebrüder Grimm) – Auszug:

(klassisch sind es hier die zwölf Brüder (Archetypen) und die Schwester tritt als dreizehntes Erlösungs-Prinzip in Erscheinung, zusätzlich kommen „die stummen sieben Jahre“ als Siebener-Prinzip der noch zu erwerbenden Tugenden zu Tragen)

Es war einmal ein König und eine Königin, die lebten in Frieden miteinander und hatten zwölf Kinder, das waren aber lauter Buben. Nun sprach der König zu seiner Frau:  „Wenn das dreizehnte Kind, was du zur Welt bringst, ein Mädchen ist, so sollen die zwölf Buben sterben, damit sein Reichtum groß wird und das Königreich ihm allein zufällt.“ Er ließ auch zwölf Särge machen, die waren schon mit Hobelspänen gefüllt, und in jedem lag das Totenkisschen, und ließ sie in eine verschlossene Stube bringen, dann gab er der Königin den Schlüssel und gebot ihr, niemand etwas davon zu sagen.

(…)

Auf eine Zeit hatten die beiden daheim eine schöne Kost zurechtgemacht, und wie sie nun alle beisammen waren, setzten sie sich, aßen und tranken und waren voller Freude. Es war aber ein kleines Gärtchen an dem verwünschten Häuschen, darin standen zwölf Lilienblumen, die man auch Studenten heißt: nun wollte sie ihren Brüdern ein Vergnügen machen, brach die zwölf Blumen ab und dachte jedem aufs Essen eine zu schenken. Wie sie aber die Blumen abgebrochen hatte, in demselben Augenblick waren die zwölf Brüder in zwölf Raben verwandelt und flogen über den Wald hin fort, und das Haus mit dem Garten war auch verschwunden. Da war nun das arme Mädchen allein in dem wilden Wald, und wie es sich umsah, so stand eine alte Frau neben ihm, die sprach: Mein Kind, was hast du angefangen? Warum hast du die zwölf weißen Blumen nicht stehen lassen? Das waren deine Brüder, die sind nun auf immer in Raben verwandelt.“ Das Mädchen sprach weinend: „Ist denn kein Mittel, sie zu erlösen?“ „Nein“, sagte die Alte „es ist keins auf der ganzen Welt als eins, das ist aber so schwer, dass du sie damit nicht befreien wirst, denn du musst sieben Jahre stumm sein, darfst nicht sprechen und nicht lachen, und sprichst du ein einziges Wort, und es fehlt nur eine Stunde an den sieben Jahren, so ist alles umsonst, und deine Brüder werden von dem einen Wort getötet.“

(…)

Nun ward im Hof ein großes Feuer angezündet, darin sollte sie verbrannt werden: und der König stand oben am Fenster und sah mit weinenden Augen zu, weil er sie noch immer so lieb hatte. Und als sie schon an den Pfahl festgebunden war, und das Feuer an ihren Kleidern mit roten Zungen leckte, da war eben der letzte Augenblick von den sieben Jahren verflossen. Da ließ sich in der Luft ein Geschwirr hören, und zwölf Raben kamen hergezogen und senkten sich nieder: und wie sie die Erde berührten, waren es ihre zwölf Brüder, die sie erlöst hatte. Sie rissen das Feuer auseinander, löschten die Flammen, machten ihre liebe Schwester frei, und küssten und herzten sie. Nun aber, da sie ihren Mund auftun und reden durfte, erzählte sie dem Könige, warum sie stumm gewesen wäre und niemals gelacht hätte. Der König freute sich, als er hörte, dass sie unschuldig war, und sie lebten nun alle zusammen in Einigkeit bis an ihren Tod. Die böse Stiefmutter ward vor Gericht gestellt und in ein Fass gesteckt, das mit siedendem Öl und giftigen Schlangen angefüllt war, und starb eines bösen Todes.

 

Die zwölf Jäger (Gebrüder Grimm) – Auszug:

(die Braut besinnt sich ihrer Tugenden und „verwandelt“ sich zu den „zwölf Jägern“, das dreizehnte Element kommt hier herausfordernd als die „neue, unbeabsichtigte Braut“ zum Ausdruck – im Erkennen des Königs der ethischen Authentizität im Spiegel der Jägerinnen erlangt er und seine Braut Erlösung)

Es war einmal ein Königssohn, der hatte eine Braut und hatte sie sehr lieb. Als er nun bei ihr saß und ganz vergnügt war, da kam die Nachricht, dass sein Vater todkrank läge und ihn noch vor seinem Ende zu sehen verlangte. Da sprach er zu seiner Liebsten: „Ich muss nun fort und muss dich verlassen, da geb ich dir einen Ring zu meinem Andenken. Wann ich König bin, komm ich wieder und hol dich heim.“ Da ritt er fort, und als er bei seinem Vater anlangte, war dieser sterbenskrank und dem Tode nah. Er sprach zu ihm: „Liebster Sohn, ich habe dich vor meinem Ende noch einmal sehen wollen, versprich mir, nach meinem Willen dich zu verheiraten“, und nannte ihm eine gewisse Königstochter, die sollte seine Gemahlin werden. Der Sohn war so betrübt, dass er sich gar nicht bedachte, sondern sprach: „Ja, lieber Vater, was Euer Wille ist, soll geschehen.“
(…)
Als nun der Sohn zum König ausgerufen und die Trauerzeit verflossen war, musste er das Versprechen halten, das er seinem Vater gegeben hatte, und ließ um die Königstochter werben, und sie ward ihm auch zugesagt. Das hörte seine erste Braut und grämte sich über die Untreue so sehr, dass sie fast verging. Da sprach ihr Vater zu ihr: „Liebstes Kind, warum bist du so traurig? Was du dir wünschest, das sollst du haben.“ Sie bedachte sich einen Augenblick, dann sprach sie: „Lieber Vater, ich wünsche mir elf Mädchen, von Angesicht, Gestalt und Wuchs mir völlig gleich.“ Sprach der König: „Wenn‘s möglich ist, soll dein Wunsch erfüllt werden,' und ließ in seinem ganzen Reich so lange suchen, bis elf Jungfrauen gefunden waren, seiner Tochter von Angesicht, Gestalt und
Wuchs völlig gleich.

Als sie zu der Königstochter kamen, ließ diese zwölf Jägerkleider machen, eins wie das andere, und die elf Jungfrauen mussten die Jägerkleider anziehen, und sie selber zog das zwölfte an. Darauf nahm sie Abschied von ihrem Vater und ritt mit ihnen fort und ritt an den Hof ihres ehemaligen Bräutigams, den sie so sehr liebte. Da fragte sie an, ob er Jäger brauchte, und ob er sie nicht alle
zusammen in seinen Dienst nehmen wollte.

(…)

Es war aber ein Diener des Königs, der war den Jägern gut, und wie er hörte, dass sie sollten auf die Probe gestellt werden, ging er hin und erzählte ihnen alles wieder und sprach: „Der Löwe will dem König weismachen, ihr wärt Mädchen.“ Da dankte ihm die Königstochter und sprach hernach zu ihren
Jungfrauen: „Tut euch Gewalt an und tretet fest auf die Erbsen.“

(…)
Die zwölf Jäger folgten dem König beständig zur Jagd, und er hatte sie je länger je lieber. Nun geschah es, dass, als sie einmal auf der Jagd waren, Nachricht kam, die Braut des Königs wäre im Anzug. Wie die rechte Braut das hörte, tat‘s ihr so weh, dass es ihr fast das Herz abstieß, und sie ohnmächtig auf die Erde fiel. Der König meinte, seinem lieben Jäger sei etwas begegnet, lief hinzu und wollte ihm helfen, und zog ihm den Handschuh aus. Da erblickte er den Ring, den er seiner ersten Braut gegeben, und als er ihr in das Gesicht sah, erkannte er sie. Da ward sein Herz so gerührt, dass er sie küsste, und als sie die Augen aufschlug, sprach er: „Du bist mein und ich bin dein, und kein Mensch auf der Welt kann das ändern.“ Zu der andern Braut aber schickte er einen Boten und ließ sie bitten, in ihr Reich zurückzukehren, denn er habe schon eine Gemahlin, und wer einen alten SchIüssel wiedergefunden habe, brauche den neuen nicht. Darauf ward die Hochzeit gefeiert, und der Löwe kam wieder in Gnade, weil er doch die Wahrheit gesagt hatte.

Andere Märchen mit dem Zwölfer-Prinzip:

Die zwölf faulen Knechte (Gebrüder Grimm),

Zwölf mit der Post (H. Ch. Andersen),

Die zwölf Räuber (aus Europa/Island),

Die zwölf tanzenden Prinzessinnen (aus Europa),

Die zwölf Töchter (aus Europa),

und viele mehr;

Schneewittchen und die sieben Zwerge (Gebrüder Grimm)– Auszug:

(die sieben persönlichen Planeten – die sieben Grundbedürfnisse)

(…) Nun war das arme Kind in dem großen Wald mutterseelig allein, und ward ihm so angst, dass es alle Blätter an den Bäumen ansah und nicht wusste, wie es sich helfen sollte. Da fing es an zu laufen und lief über die spitzen Steine und durch die Dornen, und die wilden Tiere sprangen an ihm vorbei, aber sie taten ihm nichts. Es lief, solange nur die Füße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein, sich zu ruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, dass es nicht zu sagen ist. Da stand ein weißgedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein, und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Schneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüs und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keins passte; das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war: und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein.
Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein, das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, dass jemand darin gewesen war, denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. (…)

Das tapfere Schneiderlein (Gebrüder Grimm) – Auszug:

(die sieben persönlichen Planeten als sieben Grundwerte als Voraussetzung für die späteren Heldentaten)

(…) Er legte das Brot neben sich, nähte weiter und machte vor Freude immer größere Stiche. Indes stieg der Geruch von dem süßen Mus hinauf an die Wand, wo die Fliegen in großer Menge saßen, so dass sie herangelockt wurden und sich scharenweis darauf niederließen. "Ei, wer hat euch eingeladen?" sprach das Schneiderlein und jagte die ungebetenen Gäste fort. Die Fliegen aber, die kein Deutsch verstanden, ließen sich nicht abweisen, sondern kamen in immer größerer Gesellschaft wieder. Da lief dem Schneiderlein endlich, wie man sagt, die Laus über die Leber, es langte aus seiner Hölle nach einem Tuchlappen, und "Wart, ich will es euch geben!" schlug es unbarmherzig drauf. Als es abzog und zählte, so lagen nicht weniger als sieben vor ihm tot und streckten die Beine.
"Bist du so ein Kerl?" sprach er und musste selbst seine Tapferkeit bewundern. "Das soll die ganze Stadt erfahren." Und in der Hast schnitt sich das Schneiderlein einen Gürtel, nähte ihn und stickte mit großen Buchstaben darauf „Siebene auf einen Streich!" (…)

Andere Märchen mit dem Siebener-Prinzip:

Der Wolf und die sieben Geißlein – Gebrüder Grimm,

Die sieben Raben –Gebrüder Grimm,

Die sieben Schwäne – Ludwig Bechstein,

Die sieben Schaben – Gebrüder Grimm,

und viele mehr;

Erich Kästner –  Gedicht: Der dreizehnte Monat

Schließen möchte ich diese Betrachtung nicht mit einem Märchen, sondern mit dem dreizehnten Gedicht aus dem Band von Erich Kästner Die dreizehn Monate, erschienen im dtv-Verlag. Da ja gerade die Monate der Jahreszeiten physisch ebenso analog stehen für den Neuanfang in der Natur (Widder) über Wachstum, Reife und Ruhephase (Fische), wie psychisch der Mensch alle Stadien von Geburt (Widder) über Pubertät zum Erwachsensein, Alter und Tod/Erlösung (Fische) auf seiner individuellen Erfahrungsebene durchläuft (archetypische Grunderfahrungen des Menschseins).

 Als studierter Philosoph spielte er vielleicht nicht von ungefähr mit dieser Zahl und diesem Gedanken „des dreizehnten Prinzips“, wie wir es in der Form vom Jesu-Erlösungs-Prinzip aus dem Christentum kennen (die zwölf Apostel = die zwölf archetypischen Erfahrungen des Menschsein = die Menschfamilie – in dessen Mitte Jesus als dreizehnter, stellvertretend für das göttliche Prinzip, das geistige Sonnenprinzip als Ursprung, Schöpfer und Ziel.)

Jedenfalls erlangen symbolisch Adam und Eva in diesem Gedicht den paradiesischen Zustand im Sinne einer solchen Erlösung zurück:

Wie säh er aus, wenn er sich wünschen ließe?

Schaltmonat wär? Vielleicht Elfember hieße?

Wem zwölf genügen, dem ist nicht zu helfen.

Wie säh er aus, der dreizehnte von zwölfen?

Der Frühling müßte blühn in holden Dolden.

Jasmin und Rosen hätten Sommerfest.

Und Äpfel hingen, mürb und rot und golden,

im Herbstgeäst.

Die Tannen träten unter weißbeschneiten

Kroatenmützen aus dem Birkenhain

und kauften auf dem Markt der Jahreszeiten

Maiglöckchen ein.

Adam und Eva lägen in der Wiese.

Und liebten sich in ihrem Veilchenbett,

als ob sie niemand aus dem Paradiese

vertrieben hätt.

Das Korn wär gelb. Und blau wären die Trauben.

Wir träumten, und die Erde wär der Traum.

Dreizehnter Monat, laß uns an dich glauben!

Die Zeit hat Raum!

Verzeih, dass wir so kühn sind, dich zu schildern.

Der Schleier weht. Dein Antlitz bleibt verhüllt.

Man macht, wir wissen’s, aus zwölf alten Bildern

kein neues Bild.

Drum schaff dich selbst! Aus unerhörten Tönen!

Aus Farben, die kein Regenbogen zeigt!

Plündre den Schatz des ungeschehen Schönen!

Du schweigst? Er schweigt.

Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise.

Und werden kann nur, was schon immer war.

Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise.

Und dem Dezember folgt der Januar.


SCHLUSSWORT

Exoterik bezeichnet die nach außen gewandten oder von außen zugänglichen Aspekte einer Philosophie oder Religion, im Gegensatz zu nur einem inneren Kreis zugänglichen esoterischen Aspekten. In der Astrologie finden beide einen natürlichen Zugang zueinander.

Es lässt sich feststellen, dass bei der seit der Neuzeit vorherrschenden naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise (Exoterik) einerseits und der noch im Mittelalter üblichen anthropozentrischen Sichtweise andererseits (Esoterik) es sich um unterschiedliche Perspektiven handelt, die sich gegenseitig ergänzen. So liegt es heute durchaus auch in der Konsequenz naturwissenschaftlicher Forschung, den ganzen Kosmos als eine Einheitswirklichkeit zu verstehen, und gerade Naturwissenschaftler von Rang sind davon überzeugt, dass alle Kontinuität des Raumes wie der Zeit „weder materiell noch energetisch, sondern, in der Grundbedeutung Wortes, zutiefst semantisch ist.“ Gleichwohl tiefenpsychologische Erkenntnisse aktuellster Forschungen wieder neu darauf aufmerksam gemacht haben: Es sind reale Wirklichkeiten, die im mittelalterlichen Welt-Bild festgehalten sind. Ihre Betrachtung im Rahmen einer umfassenden Sorge für den Menschen ist heute nicht weniger als früher heilsam. Zu diesen Wirklichkeiten gehört die psychosomatische Einheitswirklichkeit des Menschen, der Zusammenhang zwischen Krankheit und dem, was die kirchliche Tradition „Sünde“ nennt, die psychosomatische und zugleich geistliche Totalität dessen also, was „Heil“ meint: Heilung und Heiligung als zusammenhängende Dimension eines umfassenden Integrationsprozesses. Sowie das Angewiesenseins des Menschen auf kosmische Bilder, um dieser eigenen Komplexität ansichtig zu werden. Wo eine Kraft unproportioniert übermächtig wird, ist die Harmonie des ganzen (Mikro-) Kosmos in Gefahr. Indem in dieser Sicht die planetarischen Kräfte mit dem christlichen Verständnis von Sünde in Beziehung gesetzt sind, wird deutlich gemacht, dass der Mensch in der ihm geschenkten Freiheit dafür verantwortlich ist, die Harmonie des Kosmos zu verwirklichen, soweit es ihm gegeben ist (wobei „Sünde“ dahingehend zu differenzieren ist, dass sie im christlich ethischen Glauben anders verstanden werden kann, als kirchliche Moral, oft ohne ethische Berücksichtigung, vorgibt (Zölibat, Homosexualität, ..).

So führt auch der Weg zu Gott den Menschen über sich selbst hinaus, aber gleichzeitig fort von bloßer Oberflächlichkeit in die Tiefe, in die Mitte des eigenen Seins. Das gilt umso mehr, seit der Gottessohn, der von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist und das ganze All erfüllt und beherrscht, es nicht verschmäht, im Menschen Gestalt zu gewinnen. Er entbindet in seiner Heilslehre den Menschen, aus sich selbst heraus die Kraft aufzubringen, allein auf dem Wege meditativen Sich-Verlierens oder ethnischer Vervollkommnung die Gefangenschaft des Menschen und seine Entfremdung durch die Mächte dieser Welt zu überwinden. Der Mensch seinerseits steht vor der Aufgabe in der Integration aller in ihm wirkenden Kräfte (Geburtshoroskop) den Weg „nach oben“ zu gehen. Und indem er zu höchsten Höhe der himmlischen Hierarchie emporsteigt, zugleich zu sich selbst findet – inmitten seiner Natur in einem Prozess, auf dem die durch Planeten und Elemente symbolisierten Kräfte in ihm Integration erfahren. Dies mit dem Hinblick auf die Einladung der Frohen Botschaft von der Liebe Gottes, die Angst entlang des Weges durch Vertrauen zu überwinden.

Das ist es, was die Menschen bereits lange vor den letzten Hochkulturen vor 5000 Jahren erkannt haben. Dieses Wissen wurde durch die Manifestation Jesu gewiss – wer es als solches im Glauben zu erfassen mag  - und fand Eingang in jenen philosophisch theologischen Schulen, auf welchen die Religionen unserer Zeit basieren. Und gibt es auch kulturell bedingt Anschauungsabweichungen im göttlichen Verständnis und seiner Manifestation, sowie daraus resultierende Moralvorstellungen und Bräuche, so teilen bei genauer Betrachtung im Fundament alle dieselben uralthergebrachten Weisheiten der Wechselbeziehung von Gott (Jesu-Christus), Universum und Mensch.

Abschließend nochmals: In den Sternen bzw. Planetenkonstellationen stehen Richtungen, nicht Zwänge. Allerdings verwirklicht sich Freiheit gerade im Ergreifen angelegter Möglichkeiten und nicht im Trotze wider sie. Auf den Spuren Jesu wandeln heißt nichts anderes als den Gehorsam lernen auf dem Weg „nach innen“, der gerade dadurch auch zum Weg „nach oben“ wird. Wenn Astrologie dazu hilft, diesen Weg deutlicher zu sehen, dann ist sie auch christlich verantwortbar.