6. Kapitel: ASTROLOGIE IM RÖMISCHEN REICH

Vom Mithras-Kult (von Indien über Persien ins Römische Reich) und Isis-Kult zum Christentum

Vorausgeschickt

Vor dem Siegeszug der Christen in Rom im 4. Jahrhundert n. Chr. waren im gesamten römischen Reich zwei Kulte vorherrschend, deren Traditionen jeweils 7000 Jahre und mehr zurück reichen; Der Mithras-Kult, der nur von den Männern praktiziert wurde, und der Isis-Osiris/Mater Magna-Kult, den die Frauen praktizierten. Die Planetensprache (Mithras – Sonnengott, Isis bzw. Mater Magna – Mond-/Venusgöttin) bzw. archetypische Symbolsprache beider war jene Gemeinsamkeit, die sich auch nach ihrer Zeit im Christentum erhalten hat (Jesus behielt den Strahlenkranz als Heiligenschein des allumfassenden Sonnen- bzw. Gottesprinzips, Mutter Maria wird bis heute vielfach auf einer Mondsichel abgebildet). Die Revolution jener Zeit war es wohl, im Christentum eine Religion zu schaffen, in der Mann und Frau bzw. die ganze Familie gleichermaßen teilhaben konnte und Identifikation fand (die „Heilige Familie“ gab es ja bereits in der ägyptischen Mythologie mit Osiris, Isis und Horus). Wenn diese Emanzipation der Ausübung Religion auch nicht vollends vollzogen wurde, sondern ein gewisser patriarchaler Charakter aus dem Mithras-Kult sich weiter im Christentum (katholische Christen) durchsetzte – bis heute.

Niemand wird es verwundern, dass die beiden Kulte samt ihren Tempeln verschwanden, die sinnvollen Symbole des Menschseins in Verbindung zu Gott, die Feste nach den Jahreszeiten und andere Rituale aber in die „neue Religion Christentum“ übernommen worden sind. Selbst die Namen der alten Kulte  überdauerten im Christentum, beispielsweise die „Mitra“, der Vorläufer der Bischofsmütze.

 

Der Mithras-Kult

Mithras ist eine römische Göttergestalt, eine mythologische Personifizierung der Sonne, die im Mithraismus verehrt wurde. Der Name Mithrea geht auf den iranischen Gott Mithra aus der iranischen Mythologie zurück. Jedoch weist der römische Mithras große Unterschiede zum iranischen Mithra auf, so dass die beiden trotz der gemeinsamen Ursprünge nicht gleichgesetzt werden können. Mithra (Altpersisch Mitra) ist im Gebiet des späteren Perserreiches bereits seit dem 14. Jh. v. Chr. belegt und in der frühen Zeit vermutlich weitgehend identisch mit dem altindischen (vedischen) Gott Mitra.

Im Persischen Reich und Indien war Mithra ein Gott des Rechtes und des Bündnisses sowie in der Zeit der Parther auch ein Sonnen- bzw. Lichtgott. (Die Parther waren ein iranisches Volk, das vom 3. Jh. vor Chr. an im heutigen Iran ein Reich aufbaute, das zur Zeit der größten Ausdehnung auch große Teile Mesopotamiens, des südwestlichen Mittelasiens und einige angrenzender Randgebiete umfasste.) Mithra war der Führer zur rechten Ordnung („Asha“ in der Religion Zoroastrismus) und wachte auch über die kosmische Ordnung, wie die Wechsel von Tag und Nacht und die Jahreszeiten. Er pflegte die Tugend der Gerechtigkeit, schützte die Gläubigen und strafte die Ungläubigen. Er wurde auf einem Streitwagen dargestellt, der von weißen Pferden gezogen wurde. Seine wichtigste Aufgabe war es, das königliche Glück und die göttliche Gnade zu schützen.

Auch in der Spätantike zählte Mithra (Mittelpersisch Mihr) neben Ahuramazda (Ohrmazd) und Anahita (Anahid) zu den wichtigsten Göttern in Persien. Mit der Zeit kam es zu einer immer stärkeren Vermischung der Lehren Zarathustras mit der der Anhängern Mithras – insbesondere unter den Magiern der Sassanidenzeit (seit 224 n. Chr. – das Sassanidenreich war das zweite persische Großreich, das sich in der Spätantike etwa über die Gebiete der heutigen Staaten Iran und Irak sowie einige ihrer Randgebiete erstreckte.)

In den folgenden Jahrhunderten wurde in Kleinasien der Name Mitra/Mithra hellenisiert zu Mithras (Als Hellenisierung bezeichnet man eine kulturelle Erscheinung im Rahmen des Hellenismus. Gemeint ist damit die Durchdringung eines nicht-griechischen Volkes mit der antiken griechischen Kultur.)

Durch römische Legionäre gelangte der sittlich strenge, ausschließlich auf Männer abgestellte Mithraskult danach in das Römische Reich und verbreitete sich auf seinem ganzen Gebiet (dem heutige Deutschland, England, Spanien und Nordafrika). Er erreichte seinen Höhepunkt im 2. und 3. Jahrhundert und unterlag im 4. Jahrhundert dem nunmehr staatlich geförderten Christentum. Es dauerte allerdings noch länger, bis der Kult ganz unterdrückt worden war; Der große Haupttempel des Sol Invictus Mithras in Baalbek (Provinzhauptstadt im Libanon) bestand noch im 6. Jahrhundert. Eine wirkliche Konkurrenz scheint  er zu dieser Zeit für das Christentum allerdings nicht mehr gewesen zu sein – schon wegen des Ausschlusses von Frauen: Während das Christentum (vorher der Isis/Osiris und Mater Magna Kult parallel zum Mithraskult)  vielfach von Müttern an ihre Kinder weitergegeben wurde, konnte der Mithraskult neue Anhänger nur durch Mission gewinnen. Der Mithraskult ging demnach eher im Wandel der gesellschaftlichen Strukturen zugrunde als aufgrund gesetzgebereischer Maßnahmen. Auch soziologisch war der Mithraskult in anderen Schichten verbreitet als das Christentum.

Mythologie

Man weiß nun sehr wenig Genaues über den römischen Mithraskult und seine Mythologie. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Zum einen war der Kult in seiner römischen Variante eine Mysterienreligion, bei der es den Anhängern streng verboten war, etwas Konkretes über Glaubensinhalte und Rituale zu erzählen oder niederzuschreiben. Zum anderen bemühte sich das siegesreiche Christentum, die Erinnerung an den Mithraskult möglichst zu unterdrücken.

Mythologisch historisch belegt ist, dass Mithras von einem Vatergott ausgeschickt wurde, um die Welt zu retten. Er wurde aus einem Stein in einer Felsenhöhle geboren, der von den Mythen Petra Genetrix („Mutterfelsen“) angerufen wurde. In der mithräischen Ikonographie wird Mithras als Jüngling dargestellt, der eine phrygische Mütze trägt. Die Innenseite von Mithras‘ Umhang ist oft wie ein Sternenhimmel dekoriert. Ähnlich wie der persische Gott Mithra Jahrhunderte zuvor schon als Sonnengott verehrt worden war, bekam Mithras auch bei den Römern sehr oft den Beinamen Sol invictus (lat. „der unbesiegte Sonnengott“). Zwar ist Mithras nicht einfach identisch mit der römischen Gottheit Sol. Mithras bekam nun aber oft den Beinamen Sol Invictus, vielleicht um auszudrücken, dass der die Rolle des Kosmokrators (Beherrscher des Kosmos) übernommen hatte, die vorher Helios/Sol besaß. Zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert war der Sol Invictus Mithras eine der beliebtesten Gottheiten unter römischen Nichtchristen. (Im Christentum wurde seit Abraham diese Planeten-Symbolfigur auf den Gottvater, im Neuen Testament Vater von Jesus, als unsichtbare Schöpfer-Realität über alles Sichtbare übertragen – die Möglichkeiten des Menschsein in der symbolisch archetypisch-planetarischen Sprache blieb aber auch in der Bibel dieselbe, da sie Ausdruck der Lebensgesetze sind, wie sie Gott geschaffen hat. Es ist zwar eine geistige Errungenschaft des Menschen, über das Sichtbare das Unsichtbare als Kraft zu erkennen. Dennoch würde sie im Leugnen des Sichtbaren zugunsten des Unsichtbaren, gerade letzteres wiederum verletzten, da das eine Ausdruck des anderen ist.

Laut David Ulansey, jener Mithrasforscher, dem sich die Mehrzahl der heutigen Religionshistoriker anschließen, hatte Mithras Darstellung in der Tauroktonie* (Stiertötung) bereits in seinen indischen und persischen Ursprüngen vor 7000 Jahren ca. nicht nur die Symbolkraft der Sonne inne. Danach symbolisierte die Tötung des Stieres das Ende des damaligen (Stier-)Zeitalters und lässt Mithras als einen Gott erscheinen, dessen Macht die der Gestirne noch übertrifft, also über diese steht (vgl. Gottvater), symbolisch abgebildet mittels der Kontrolle der Präzession.

Postulierte Parallelen zwischen dem Mithras-Kult und dem Christentum

Verwendete Quellen von Ernest Renans und Franz Cumonts Ende 18. Jh. und neuere Werke von Manfred Clauss (geb. 1945, Althistoriker, studierte an den Universitäten Köln, Bonn und Marburg die Fächer Katholische Theologie, Geschichte und Philosophie) und Walter Burkert (geb. 1931, Klassischer Philologe, gilt als einer der hervorragendsten Kenner der griechischen Religion und Mysterienkulte):

-Mithras wurde von deinem Vatergott ausgeschickt, um als Weltretter das Dunkle und Böse in der Welt zu überwinden.

-Mithras wurde aus einem Felsen heraus „geboren“: Er stürmte als Erwachsener mit Fackeln in beiden Händen heraus, daneben Hirten und Tiere.

-Mithras hielt mit zwölf seiner Anhänger ein letztes Abendmahl, bevor er starb, begraben wurde und auferstand von den Toten. (Die zwölf Anhänger wurden aus Sternzeichenbildern in Höhlen hergeleitet. Das „letzte Abendmahl“ fand allerdings nur zwischen Mithras und Sonnengott statt, und zwar nach der Stiertötung. Alle Hinweise darauf, dass Mithras überhaupt starb, stammen aus dem 4. Jahrhundert und sind damit vermutlich aus dem Christentum übernommen.)

- Als „Sol invictus“ wird Mithras in der Ikonographie mit  einem Strahlenschein um den Kopf dargestellt (vgl. den Heiligenschein ist der christlichen Ikonographie).

- Die Mithraisten glaubten (ähnlich wie bereits vorher die Anhänger des Zoroastrismus) an Himmel und Hölle, an ein Jüngstes Gericht, eine Auferstehung der Toten und eine Wiederkehr Mithras zur endgültigen Überwindung des Bösen.

- Da Mithras als Sonnengott angesehen wurde, war der Sonntag („dies solis“) der ihm geweihte Tag.

- Die Mathraisten feierten ein Untertauch-Ritual oder eine Besprenkelung mit Stierblut zur Aufnahme in die Kultgemeinschaft (vgl. Taufe). Die Taufe mit Wasser als mögliche Vorlage für den christlichen Kult gab es aber bereits im Alten Ägypten, wie zahlreiche Tempelreliefs belegen.

- Die Mithraisten feierten einen Ritus mit Brot, Fleisch und Wasser oder Wein (vgl. Abendmahl).

- Die vier größten Mithraischen Feste fanden zur Sommer- und Wintersonnwende und zur Frühlings-Tagundnachtgleiche und Herbst-Tagundnachtgleiche statt (vgl. Allerheiligen, Weihnachten, Ostern).

- Der höchste Priester des Mirthrakults wurde „Papa“ genannt und trug als Amtszeichen eine rote phrygische Mütze (die „Mitra“, der Vorläufer der Bischofsmütze), ein rotes Gewand, einen Ring und Hirtenstab.

Heute allgemein anerkannte Punkte

- Beide Religionen verbreiteten sich im zweiten und dritten Jahrhundert im Römischen Reich.

- Der Mithraismus ist zwar in seinen Ursprüngen älter als das Christentum, ist aber innerhalb des Römischen Reiches erst ab dem Ende des 1. Jahrhunderts nachgewiesen, also zu einer Zeit, als die Hauptschriften des Christentums bereits in der heutigen Form existierten – der Quellen aber wieder zum gemeinsamen Ursprung, dem Vaterland Abrahams, Mesopotamien, führen.

(Entwicklungen gehen individuellen Wegen auseinander und treffen sich wieder, die (Astro-)Sprache im Hintergrund bleibt als Gemeinsamkeit aufrecht).

- Da der Mirthaskult nicht mit der Verehrung des Gottes Mihtra identisch ist, sondern sich vermutlich daraus entwickelt hat, (auch hier gab es Entwicklungen in der Zeitgeschichte, ähnlich dem Alten (vgl. ältere Form Tauroktonie*) und Neuen Testament (vgl. jüngere, hellenisierte Form Mithras als „Sol Invictus“ mit Parallelen zu Jesus), können Parallelen zwischen dem Mithraismus und dem Christentum auch durch Übernahme christlicher Riten oder Gedanken durch den Mithraismus erklärt werden. Die „Richtung“ der Übertragung muss für jedes Element einzeln anhand der Quellenlage geprüft und darf nicht pauschal behauptet werden.

- Die Übernahme des „Dies solis invicti“ (Geburtstag des Mithras – Sonnwende) am 25. Dezember durch das Christentum und dessen Umdeutung zum Geburtstag Jesu, festgelegt durch einen Bischof von Rom im 4. Jahrhundert, ist weitgehend unbestritten. Es dauerte allerdings noch bis ins Mittelalter, bis das Weihnachtsfest das ältere Epiphaniasfest an Bedeutung übertraf (Epiphanias aus dem griechischen übersetzt „auf, oben“, „ich zeige“ vgl. Phänomen, oder Erscheinung des Herrn ist der ursprüngliche und heute noch meist gebrauchte Name des am 6. Jänner, dem historischen Weihnachtsdatum, begangenen christlichen Feste. Im Volksmund und in vielen Kalendern ist es auch als Dreikönigstag bzw. Heilige Drei Könige oder Theophanie, was so viel wie „Erscheinen Gottes“ bedeutet, regional vereinzelt bis heute u. a. auch als „Hoch- oder Groß-Neujahr“ bzw. „Oberster“ bekannt. Das Fest wird bei den Westkirchen den drei Weisen aus dem Morgenland zugeordnet, in den Ostkirchen jedoch als Tag der Taufe Christi und Offenbarung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit begangen.)

 

*Tauroktonie

Die Tauroktonie (Stiertötung) ist die Darstellung von Mithras der einen Stier tötet und findet sich als gemaltes Bild, Relief oder Skulptur im Mittelpunkt jedes Mithräums (Mithrastempel). Die Touroktonie gilt daher das wichtigste Motiv in der mithräischen Ikonokrafie. Die Darstellung lieb im Laufe der Jahrhunderte nahezu unverändert.

Mithras wird als Jüngling dargestellt und ist mit einer römischen Tunika und einer phrygischen Mütze bekleidet. Er kniet in der Stiertötungsszene mit dem linken Bein auf dem Rücken des Stiers. Mit dem anderen Bein stemmt er sich ab, mit der linken Hand reißt er den Kopf des Stieres nach hinten und mit der rechten Hand tötet er das Tier durch einen Dolchstoß in die Schulter. Dabei wendet Mithras sein Gesicht vom Stier ab. Der Umhang von Mithra ist häufig aufgebauscht, so dass man die Innenseite erkennt, die wie ein Sternenhimmel dekoriert ist.

Außer Mithras und dem Stier sind auf der Tauroktonie eine Reihe anderer Gestalten abgebildet: eine Schlange, ein Hund, ein Rabe, ein Skorpion, sowie manchmal ein Löwe und ein Kelch. Die Schlange und der Hund trinken aus der Wunde des Stieres, aus welcher Blut, in machen Darstellungen Getreide, rinnt. Der Skorpion greift die Hoden des Stieres an.

Ebenfalls werden in der Stiertötungsszene fast immer zwei Fackelträger namens Cautes und Cautopates bzw. Cautepates dargestellt, wobei ersterer die Fackel nach oben und letzterer die Fackel nach unten hält. Die Fackelträger sind wie Mithras gekleidet und haben ihre Beine gekreuzt.

Über Mithras stehen die Symbole für Sol (Sonne) und Luna (Mond) am Sternenhimmel.

Deutungen

Traditionelle Deutung (Cumont)

Nach der mithräischen Mythologie verfolgte Mithras einen Stier, den er einfing und auf seinen Schultern in eine Höhle trug, wo er ihn zur Erneuerung der Welt opferte (vgl. altes Testament – das geopferte Lamm). Aus dem Blut und Samen des Stiers regenerierten sich die Erde und alles Leben.

Der belgische Mithrasforscher Franz Cumont sah den Mithraismus als Weiterentwicklung eines persischen Kultes und deutete die Tierfiguren in seien Publikationen von 1896 und 1899 als Gestalten der altiranischen Mythologie. Cautes und Cautopates symbolisieren nach der traditionellen Deutung Sonnenauf- und untergang.

Geisteswissenschaftliche Deutung

Nach geisteswissenschaftlicher Deutung symbolisiert der Stier in der Tauroktonie die tierische Natur, auf welcher der Mensch als höheres Wesen reitet. Die um den Menschen angeordneten Sterne stehen für den Kosmos bzw. den geistigen Zusammenhang, in welchem der Mensch steht. Tiere wie Skorpion und Schlange, die den Stier beißen, versinnbildlichen die Triebimpulse, die nur durch die höhere Natur des Menschen bezähmt werden können. Insofern sei der Dolchstoß des Mithras mit dem Drachenkampf des Michaels vergleichbar, der die den Menschen herabziehende Schlange zermalmt, damit das wirkliche Menschsein gedeihen kann.

Astronomische Deutung (Ulansey)

Der US-amerikanische Mithrasforscher David Ulansey, dem sich die Mehrzahl der heutigen Religionshistoriker anschließen, deutet die Tauroktonie astronomisch. Die Tiergestalten stellen nach dieser Deutung Sternbilder dar. Dabei entspricht der Stier dem Sternbild Stier, die Schlange dem Sternbild Wasserschlange, der Hund dem Sternbild Kleider Hund, der Rabe dem Sternbild Rabe und der Skorpion dem Sternbild Skorpion. Der Löwe entspricht dem Sternbild Löwe und der Kelch entweder dem Sternbild Becher oder Wassermann.

Am Nachthimmel zeigen die Plejaden im Sternbild Stier die Stelle an, an der der Dolch von Mithras in die Schulter des Tieres eindringt. Mithras selbst könnte mit dem Sternbild Perseus gleichgesetzt werden, da sich dieses direkt oberhalb des Sternbilds des Stiers befindet.

Cautes und Cautopates symbolisieren die Tag-Und-nach-Gleichen: Cautes mit der erhobenen Fackel stellt die Frühlings-Tag-Und-Nach-Gleiche dar, Cautopates mit der gesenkten Fackel die Herbst-Tag-Und-Nacht-Gleiche. Ihre gekreuzte Beinhaltung symbolisiert den Schnittpunkt des Himmelsäquators mit der Ekliptik am Frühlings- und Herbstpunkt.

Die gesamte Stiertötungsszene entspricht nach Ulansey der mit dem Himmelsäquator verbundenen astronomischen Konstellation, als der Frühlingspunkt im Sternbild des Stiers stand. (vgl. Zeitalter: Stierzeitalter 4480 bis 2320 v. u. Z., man weiß, dass der persische und später römische Mithra aus den altindischen vedischen Gott Mitra hervorging. Die Veden sind älter und reichen in das Zwillingszeitalter zurück, 6640 bis 4480 v. u. Z., diese wiederum stehen im Erbe des Krebs- und Löwe-/Jungfrau (Atlantis)-Zeitalters und den Generationen vorher.)

Die Tötung des Stieres symbolisiert dabei das Ende dieses (Stier-)Zeitalters und lässt Mithras als einen Gott erscheinen, dessen Macht die der Gestirne noch übertrifft, da er sie mittels der Präzession unter Kontrolle hat. (Insofern ist der Ein-Gott-Glaube über das Sichtbare der Welt und Planeten nicht erst seit Abraham eine Errungenschaft des menschlichen Geistes).

 

Der Isis-/Osiris- und Mater Magna-Kult

Parallel zum Mithras-Kult der Männer, wurden von den Frauen im gesamten Römischen Reich laut in Tempeln gefundenen Inschriften sowohl Isis – oft mit den Zusätzen „Panthea“ („Allgöttin“) und „Regina“ („Königin“) versehen – als auch die Muttergottheit Magna Mater verehrt. Der Kult der Isis stammt ursprünglich aus Ägypten, die Gottheit Mater Magna geht zumindest bis auf die kleinasiatische Göttin Kybele zurück. Kybele aus dem griechischen heißt „die Große Göttermutter“ (Megàle Meter) vom Berg Ida; lateinisch Mater Deum Magna Ideae, kurz Magna Mater, und ist eine Göttin, die zusammen mit ihrem Geliebten Attis ursprünglich in Phrygien (Kleinasien) und später in Griechenland, Thrakien und Rom Verbreitung fand und verehrt wurde.

Beide Kulte, der Isis- und Mater Magna-Kult, hatten bereits auch im römischen Reich eine längere Tradition: Kybele/Mater Magna wurde seit dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. in Rom verehrt. Isis war bereits seit langem im ägyptischen Pharaonenreich Bestanteil des Pantheons. Über die Ptolomäer und den hellenistischen Kulturkreis kam auch die römische Welt in Kontakt mit dem Isis-Kult. In der römischen Republik (als Römische Republik – res publica – Staat, wörtlich: „öffentliche Sache“ – bezeichnet man die Staatsform des römischen Staates in der Zeit zwischen dem Ende der römischen Königsherrschaft im Jahre 509 v. Chr. und der Errichtung des römischen Kaisertums am 13. Jänner 27 v. Chr. durch den Machtverzicht des römischen Senats) und zu Beginn der Kaiserzeit bis zu Tiberius war der Isis-Kult teilweise aus eigenen Machtansprüchen in Verbindung mit Götter und der Planetensprache verboten, wenn der Archetypus der Sprache auch immer derselbe blieb, da Isis ebenso mit Venus in Verbindung gebracht wird, wie Aphrodite – und vorausgesetzt, dass die jeweils kulturellen Entwicklungen in ihren Ursprüngen zusammenführen. Tiberius Julius Caesar Augustus (vor der Adoption durch Augustus: Tiberius Claudius Nero, geb. 16. November 42 v. Chr. in Rom, gestorben am 13. März 37 n. Chr.) war römischer Kaiser von 14 bis 37 n. Chr. Nach seinem Stiefvater Augustus war Tiberius der zweite Kaiser des Römischen Reiches und gehört wie dieser der julisch-claudischen Dynastie an. Die Julier waren ein angesehenes altrömisches Patriziergeschlecht, das aus Alba Longa stammte. Ihren Namen leiten sie vom sagenhaften Stammvater Julius ab, der Legende nach ein Sohn des trojanischen Adeligen Aeneas und Gründer sowie erster König Alba Longas, der Mutterstadt Roms. Über Aeneas, Sohn der Aphrodite (lat. Venus), sahen sich die Julier auch in göttlicher Abstammung.

Unter Kaiser Caligula (Gaius Caesar Augustus Germanicus, geb. 31. August 12, gest. 24. Jänner 41 in Rom, postum bekannt als Caligula, war von 37 bis 41 römischer Kaiser) dagegen etablierte sich der Isis-Kult endgültig.

Vespian (ursprünglich Titus Flavius Vespasianus, als Kaiser: Caesar Vespasianus Augustus, geb. 17. November, gest. am 23. Juni 79) war vom 1. Juli 69 bis 23. Juni 79 römischer Kaiser. Er konnte den Bürgerkrieg und die Auseinandersetzung um das Kaiseramt in Vierkaiserjahr 69 n. Chr. für sich entscheiden und wurde der erste römische Kaiser aus der flavischen Dynastie.  Seit der Gründer des flavischen Kaiserhauses, Kaiser Vespasian, in Alexandria von der ägyptischen Gottheit Serapis seine Bestimmung zur Herrschaft erhalten hatte, hatten die Falvier einen engen Bezug zu orientalischen Kulten. Die ägyptische Göttin Isis war dabei eine Repräsentantin des Kaiserkultes, vergleichbar der Position der Venus im julischen Kaiserhaus.

Der Osiris-Mythos

So gehörte der ursprünglich aus Ägypten stammende Isis- und Osiris-Kult in der Kaiserzeit und Spätantike im Römischen Reich zu den meist verbreiteten Mysterienkulten. Er entwickelte sich im späten Hellenismus aus dem altägyptischen Isiskult und gelangte mit den römischen Legionären bis nach Germanien und Britannien. In der ägyptischen Mythologie war Isis die Gemahlin des Osiris; im griechisch-römischen Kult wurde sie zur Herrin der Unterwelt, Überwinderin des Todes und Muttergottheit. Der Kult gehörte zu jenen paganen (aus christlich religiöser Sicht „heidnische“) Glaubensgemeinschaften, die die Christianisierung am längsten überdauerten; der Haupttempel der Isis in Philae wurde erst im 6. Jahrhundert auf Befehl von Kaiser Justinian geschlossen.

Der Osirismythos geht aus Pyramidentexten aus dem ägyptischen Totenbuch hervor: Ursprünglich Gottkönig von Ägypten, wurde Osiris von seinem Bruder Seth getötet und zerstückelt. Seine Schwester und Gattin Isis jedoch sammelte die über das ganze Land verstreuten Stücke des Leichnams ein und fügte sie wieder zusammen (vgl. Überwinderin des Todes). Für einen Moment wieder zum Leben erwacht, zeugte Osiris rücklings auf der „Löwenbahre“ liegend mit Isis in Falkengestalt über ihm schwebend, einen Sohn, um dann für immer in die Unterwelt hinabzusteigen.

Isis brachte den Sohn in den schilfreichen Sümpfen von Chemmis zur Welt und nannte ihn Horus (vgl. Muttergottheit). Sobald Horus erwachsen geworden war, rächte er seinen Vater und besiegte Seth. Auf diese Weise wurde Osiris zum Herrn der Unterwelt (vgl. Gottvater) und Horus zum Herrn der Oberwelt (vgl. Jesus). Der ägyptische Osiriskult war ursprünglich ein Beweinungskult (vgl. Beweinung, Kreuzigung Jesu), wie man ihn auch vom sumerischen Tammuzkult, dem phönizischen Adoniskult un dem phrygischen Kypele- und Attiskult her kennt.

Magna Mater-Kult

Mit Magna Mater (lateinisch) oder „Große Mutter“ werden Darstellungen sogenannter Muttergottheiten der Jungsteinzeit (10.000 bis 2000 v. Chr.) bezeichnet, die es in vielen Kulturkreisen gab und die als Ur- oder Allmutter im Hinblick auf die weibliche Fruchtbarkeit interpretiert worden sind. Sie sind zumeist in kleinen Statuetten mit einer Überbetonung ihrer Brüste und Hüften dargestellt. Eine bekannte Darstellung ist die sogenannte „Venus vom Hohlen Fels“, die mit 38.000 Jahren v. Chr. datiert wird. Der Name Magna Mater geht auf die römische Bezeichnung der Mater Deum Magna Idea im Kybele- und Attiskult zurück. Neue naturreligiöse Strömungen seit den 1970er Jahren fassen die Erde als Verkörperung der Magna Mater oder Mutter Erde auf.

Es ist festzustellen, dass je weiter man in die Zeit zurückgeht, je mehr dieselben Ursprünge der sich später entwickelten religiösen Strömungen erkennbar sind (es heißt: „Wie älter das Wissen, wie reiner“ – das bezieht sich wohl auf die atlantische Phase im Jungfrau-/Löwezeitalter). Diese Ursprünge liegen in der Beobachtung des Menschen in Wechselwirkung mit dem Universum und seiner astronomisch/astrologisch-archetypischen Symbolsprache mit dem Bedürfnis, Verbundenheit mit der Schöpfung, die Suche nach dem wahren Sinn des irdischen Daseins und Überwindung des Todes zu erfahren. Bis heute sind im Grunde bei näherer Betrachtung der religiösen Schriften weltweit, das Fundament der Gemeinsamkeiten und gleichen Wurzeln größer, als ihre Verschiedenheiten – welche in aller Regel kulturspezifische und politische Beweggründe in ihren späteren Differenzierung in der Zeitgeschichte haben.

 

Das Christentum als Erneuerung mit alter Sprache der Sterne

Der Weg der Astrologie ins Christentum und ins römische Reich fand also über die Babylonier, Ägypter und Griechen mit ihren geschilderten Kulten, und auch über die Juden statt, die ihrerseits dieselben kulturelle religiösen Ursprünge, basierend auf der archetypischen Universalsprache, auf ihre individuelle Weise weiterentwickelt hatte.

Das System der Astrologie, wie es mit geringfügigen Unterschieden in unserem Kulturraum seit dem Altertum geläufig ist, entstand in Mesopotamien, besonders im Chaldäerreich. „Chaldäer“ ist darum im Altertum für Sterndeuter die Bezeichnung schlechthin. Der Tierkreis war bereits bekannt („Zodiakus“ vom griechischen Wort „zodia“ = „Lebewesen“) mit seinen zwölf Sternbildern entsprechend den zwölf Monaten des Jahres als Orientierungshintergrund der stets sich verändernden Stellung der „Wandelsterne“ (Planeten). Spätestens im 2. Jahrhundert hatte man ihn in 360 Grade unterteilt. Seitdem sind von den Sternbildern die gleichnamigen Tierkreiszeichen zu unterscheiden. Sie bezeichnen einen Abschnitt von 30° auf der Bahn, auf der sich die Planeten von der Erde ausgesehen am Himmel bewegen. So lässt sich der jeweilige Stand der Planeten – zu denen in der Astrologie auch Sonne und Mond zählen – trigonometrisch bestimmen. Der griechische Astronom Hipparch entdeckte im 2. Jahrhundert v. Chr., dass der Punkt, an dem die Sonne bei der Tag-und-Nacht-Gleiche am Frühlings- und Herbstanfang steht, langsam, aber stetig verschieben. So ging man nun konsequent bei der Bestimmung der Planetenörter nicht mehr von Fixsternen aus, sondern vom „wahren“ Sonnenstand zur Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche als „Anfang“ des Tierkreises. Um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ist mit dem „Tetrabiblos“ gennannten Werk des alexandrischen Astronomen Claudius Ptolemäus ein gewisser Abschluss der Entwicklung gegeben: Er scheidet die Beobachtung der nichtzodiakalen Gestirne aus dem Aufgabenbereich der Astrologie aus.

Über die Araber fand die Astrologie ihren Weg ins Abendland – freilich zunächst nur zögernd angesichts der eindringlichen Mahnung des Apostels Paulus: „Wie könnt ihr jetzt, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr von Gott erkannt worden seid, wieder zu den schwachen und armseligen Elementarmächten zurückkehren? Warum wollt ihr von neuem ihre Sklaven werden? Warum achtet ihr so ängstlich auf Tage, bestimmte Zeiten und Jahre? Ich fürchte, ich habe mich vergeblich um euch bemüht.“ (Gal 4,9-11). Doch finden wir andererseits astrologische Vorstellungen im Rahmen der biblischen Offenbarungsreligion im Rahmen des Alten und Neuen Testaments. Das Buch Daniel etwas zeigt, dass der Verfasser zwar auf der Seite des gesetzestreuen Judentums gegen die hellenistische Fremdherrschaft Partei ergreift. Die Astrologie jedoch, eines der wesentlichen Merkmale der hellenistischen Kultur, hatte er in sein Denken mit aufgenommen. Im Buch Henoch (aethHen 72-82) wird die entscheidende Voraussetzung für diese Übernahme babylonischer Astrologie besonders deutlich: Die Astralgötter werden zu Engelwesen, die in streng hierarchischer Ordnung ihre Herrschaft gemäß göttlicher Vorherbestimmung ausüben.

Ebenso in der Literatur der Gemeinde von Qumran (Kumran) begegnen wir astrologischen Angaben. Wir werden deshalb nicht erstaunt sein, dem Tierkreis, der eine der wichtigsten astronomisch-astrologischen Annahmen ist, im hebräischen Schrifttum ältester und jüngster Zeit auf Schritt und Tritt zu begegnen. Im 1. Jahrhundert n. Chr. bezeugt Falvius Josephus in seiner Schilderung des Jerusalemer Tempels, im Innern hätten die sieben Lampen des (Siebenarmigen) Leuchters die Planeten, die auf dem Tisch liegenden zwölf Brote den Tierkreis und das Jahr angezeigt. In der rabbinischen Literatur wird jedoch immer wieder darauf hingewiesen, dass der Fromme nicht unter der Herrschaft eines Sternengeschickes steht. Die Gestirne legen den menschlichen Willen nicht fest, sie zeigen lediglich gewisse Neigungen für Tugenden oder Laster an, die der freien menschlichen Entscheidung unterstehen. Die Tierkreisdarstellungen in den Synagogen Israels stehen somit nicht im Widerspruch zur Souveränität Gottes; sie sind vielmehr Ausdruck eines Glaubens, der nicht „das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter“ hält, sondern „beim Anblick der Werke des Meisters“ erkennt (vgl. Weish 13,1f): „Der Tierkreis vermittelt zwischen irdischen und himmlischer Welt, spiegelt Gottes Willen, Gesetz und Treue zu seinem Geschichtsplan. Damit wird der Tierkreis zu einem Bild der Hoffnung, zu einem Symbol der erwarteten Erlösung“ – die im Christentum mit der Geburt Jesu manifest geworden ist.  

So haben das Christentum, Judentum und der Islam dieselben kulturellen Wurzeln. Um Gottes Wirken im menschlichen Kontext zu beschreiben, sind seit jeher astrologische Prinzipien verwendet worden, da sie für die kosmologische Weltenordnung stehen mit einer übertragbaren philosophischen Dimension archetypischer Gesetzmäßigkeiten. Dennoch wurde die Astrologie also solches immer wieder verleugnet, ob in der Antike den „einen Gott“ der Gottesverehrung der Planeten, wie bei den Griechen, als neue Entwicklung hervorzutun. Eine verständliche Vorgangsweise, da es galt Gottes Wirken durch die Gesetzmäßigkeiten der Zeitqualitäten der Gestirne zu erkennen, aber sie nicht für ihn zu halten. Oder aber aus Konkurrenz- und Machtansprüchen, denn die Astrologie lässt Individualitätsanspruch in den Anlagen und freies Handeln im Umgang mit dem Potential erkennen. Die weltliche Macht der Religionen war aber lange Zeit nicht unerheblich, wie heute noch der Islam, so wurde der liebende Urschöpfer zum gestrengen Gott mit Geboten und Verboten, welche die Menschen fügig und manipulierbar machte. Es bestand wenig Interesse, die Menschen an den wahren Erkenntnissen und Hintergründen der Entstehung ihrer Religionen teilhaben zu lassen, nur den Gelehrten aller Zeiten war dies vorbehalten. Weshalb auch parallel zur offiziellen Verleumdung der Astrologie, sei es bei den Juden wie später den Christen, diese dennoch zu allen Zeiten Anwendung fand.

Eines der Kapitel, wo dieses Wechselspiel zwischen Verehrung der Planeten und entsprechendes Weltbild gefolgt von ebensolcher vehementen Verleumdung einen weiteren Höhepunkt erreichte, obwohl den gleichen Prinzipien nur eine andere Namensgebung zukam, war die Epoche des römischen Reiches.

Pantheon in Rom

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Astrologie in Rom

Zu Beginn der Zeitrechnung, also vor 2000 Jahren orientieren sich die Menschen im römischen Kaiserreich kulturell stark an den Griechen bzw. Hellinisten. Über diesen Weg gelang auch die Astrologie in die Regionen des Römischen Reiches und breitete sich dort stark aus. Die Römer ersetzten die griechischen Planetennamen durch die lateinischen (wurden im Pantheon verehrt, an dessen Stelle später die Heiligen gesetzt wurden). So kenne wir heute den Ares als Mars, die Aphrodite als Venus, die Hermes als Merkur usw. Die Form, die die Astrologie in der römischen Kultur erhielt, prägt bis heute ihr Bild. Ein Beispiels dieses Erbes sind die Monats- und Wochentage: Montag – Mond (Lunedì – Luna), Dienstag – Mars (Martedì – Marte), Mittwoch – Merkur (Mercoledì – Mercurio), Donnerstag –Jupiter (Giovedì – Giove), Freitag – Venus (Venrdì – Venere), Samstag – Saturn (Sabato –Saturno), Sonntag – Sonne (Domenica – Sole).

In jeder Zeit wurden in den verschiedenen Philosophieschulen diverse Standpunkte um und über die Astrologie diskutiert. So gab es schon damals große Diskussionen über den Schicksalsgedanken, in wie weit das menschliche Schicksal vorherbestimmt sei und ob es möglich und angemessen sei, es mit Hilfe astrologischer Deutung vorherzusagen. Ein bedeutender philosophischer Gedanke jener Zeit „wie oben, so unten“ entstammt wohl der Hermetik. Aus diesem Gedanken resultiert die Frage, in wieweit das Schicksal des Menschen genau vorherbestimmt sei bzw. ob es einen eigenen freien Willen und Eigenverantwortung geben kann. So war die Position der Stoiker, dass wir uns dem Schicksal fügen müssen, da wir es sowieso nicht lenken können. Eine Position, welche spätestens in der Renaissance überdenkt und gründlich widerlegt wurde. Dieser passiven philosophischen Lebenshaltung entlehnt sich wohl auch der Begriff „stoische Ruhe“, da wir nach dieser Auffassung von vornherein keinen Einfluss auf unser Geschick hätten. Allerdings geht Seneca in seinen Gedanken über das Schicksal noch weiter, tiefer in die Materie. Er sagt, dass jene Menschen, die sich ihres Schicksals (die persönlichen Anlagen/Potential im heutigen Sinne) bewusst sind und die eigene Verantwortung übernehmen, eigentlich frei sind. Die anderen Menschen werden statt frei zu sein vom Schicksal gezwungen. Im heutigen psychologischen Verständnis bedeutet dies, dass eine mangelhafte bewusste Wahrnehmung der eigenen Ethik (Charakterbild, Anlagen) zu einem  instinkthafteren „Ausgeliefertsein“ des eigenen Wesens führen kann (sei es in den harmonischen wie herausfordernden Analgen/Charakterzügen). In diesem Sinne versteht sich die Deutung bzw. Übersetzung des Radix (Geburtshoroskop/Lebensplan) als ein schönes „Werkzeug“, sich seiner Anlagen bewusst zu werden und so optimierter damit umgehen zu können. Der Mensch gewinnt seine Freiheit, indem er sich in diese seine Vorgegebenheiten einschwingt. Das bedeutet freilich gleichzeitig die Freiheit, es nicht zu tun und sozusagen in einem Nein zu sich selbst zu leben.

„Die willens sind, führt das Schicksal, die nicht willens sind, schleift es“, so ein Zitat von Lucius Annaeus  Seneca aus „Epistulae morales“.

Die christlichen Astrologen des Mittelalters formulierten es später so: „Astra inclinant, non necessitant.“ Das heißt: „Die Sterne geben die Richtung an, nicht aber Zwänge.“

In den Jahrhunderten bis zu Beginn der Zeitrechnung spielte die Astrologie für die herrschenden Kaiser eine sehr große Rolle. Alle Kaiser hatten ihre persönlichen Astrologen als Berater zur Seite. Nebenher gab es natürlich viele Berufsastrologen über das ganze Reich verteilt.

 

Die Wende

Etwas um 40 u. Z. begannen die Herrscher des Reiches Astrologen zu verfolgen, welche andre Deutungen als die ihrer eigenen Astrologen gaben (speziell jene Deutungen, die sich auf die Herrschaft bezogen). Erst im 4. Jahrhundert begann man die Astrologie selbst anzugreifen (um diesen Zeitraum wurde auch kirchenrechtlich das Zölibat eingeführt – weg von der „Natürlichkeit Gott/Mensch“ hin zu Kirche/Macht. Die römische Macht wurde von der christlich kirchlichen Welt-Macht übernommen. Durch Justinian wurden in dieser Zeit auch die Gnostiker verfolgt und in Europa ausgerottet). Diese Angriffe kamen von der christlichen Kirche und von den christlichen Kaisern. Die Kritik betraf dabei gar nicht die Astrologie an sich, sondern die Neugier, das freie Streben nach Erkenntnis und die Wissenschaft an sich, welches die Christen zu unterbinden suchten. Die christlichen Herrscher des Reiches setzten die christlichen Ideen mittels Gesetz und Justiz durch. Im Jahre 365 wurde auf dem Konzil von Loadicea erstmals die Betätigung als Astrologe verboten. Astrologen wurden als „Lüstlinge“, „Zauberer“ oder „dunkle Gestalten“ bezeichnet. Interessant ist auch das Geschehen um den Bischof von Avila, Priszillian (340 bis 385). Er trat für eine starke Askese und für eine Neuordnung der christlichen Kirche ein. Seine Forderung war jene, dass sich die Kirche dem Heiligen Geist unterordnen solle. Priszillian beschäftigte sich nebenher auch mit der Astrologie und mittels der Verbote der Astrologie durch die Kirche in Rom konnte der Bischof von Avila zu Fall gebracht werden. Im Jahre 385 wurde er als erster Mensch wegen Ketzerei in Trier hingerichtet.

Von nun an wurde die Astrologie zusammen mit heidnischen Bräuchen, Magie, wissenschaftlicher Forschung und anderen Themen, die nicht mit der christlichen Kirche und dem christlichen Glauben vereinbar waren in einen Topf geworfen und generell unter Androhung der Todesstrafe verboten. Daraufhin lebte die Astrologie vorwiegend in weniger stark oder gar nicht christlich beherrschten Gebieten weiter. Dennoch fand sie als Wissenschaft auch weiterhin im Christentum ihre Nischen z.B. im Bereich der Medizin oder Kalenderwissenschaft.