1. Kapitel: DIE ZWÖLF APOSTEL im L. da Vinci Abendmahl-Bild

 

Viele berühmte Maler, Bildhauer und Architekten haben sich mit der Astrologie beschäftigt und sie in ihren Werken verarbeitet. Dazu gehören Albrecht Dürer, Sandro Botticelli, Tizian, Peter Paul Rubens und Hieronymus Bosch. Dabei geht es diesen Künstlern um die Darstellung der kosmischen Ursachen und Gesetzmäßigkeiten, mit denen der Mensch im Universum in Verbindung steht. Besonders deutlich wird dieses Wissen in dem berühmten Bild „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci.

Es gibt offizielle Restaurierungsquellen zum Bild, die keine direkten Absichten Leonardos aufzeigen, dass er mit den Aposteln die Tierkreiszeichen und die Menschenfamilie als Gesamtes darstellen wollte. Andere kunstbildende Fachkreise dagegen zeigen ganz klar die Zusammenhänge der Darstellung mit dieser Absicht auf. Sicher ist, dass Leonardo da Vinci als Mensch der Renaissance die Werke von Plato, Cicero und Vitruv kannte. Besonders vertraut war er mit dem Werk „Tetrabiblos“ von Claudius Ptolemäus (100 – 175 n. Chr.), das die Wechselwirkungen zwischen Gestirne, Zyklen und Menschen aufzeigt.

Auch die Menschen, welche in Leonardos Zeiten (geb. 1452) das weltliche und kirchliche Sagen hatten, Kaiser Maximilian (geb. 1459) und Papst Leo X (geb. 1475), hielten viel von Astrologie. So gründete Papst Leo X eine Hochschule für Astrologie, und wird beispielsweise auf dem Grundstein zusammen mit Kaiser Maximilian genannt, auf welchem das Horoskop eingemeißelt ist, das die Errechnung des günstigsten Zeitpunktes für den Turmbau des Klosters Niederaltteich (Bistum Passau) zeigt. Insgesamt galt die Renaissance-Zeit als Epoche der Neuentdeckung der Antike und des Humanismus.

Als Leonardo da Vinci etwas 40 Jahre alt war, bekam er von Ludovico Sforza den Auftrag, ein Bild für das Refektorium der Konventskirche von Santa Maria delle Grazie in Mailand zu malen. Heute gilt dieses Gemälde als Meilenstein der Renaissance. Das Bild stellt den Moment dar, in dem Jesus seinen Jüngeren prophezeit, dass einer von ihnen ihn verraten wird. Um die Personen darstellen zu können, suche Leonardo seine „Typen“ sorgfältig aus und fertigte viele Studien an. Bei genauer Betrachtung sind die Merkmale dieser „Typen“ mit den jeweiligen astrologischen Tierkreiszeichen-Charakteristiken augenscheinlich.

Es gibt zwölf Tagesstunden, zwölf Nachtstunden (zusammen vierundzwanzig, der kleine/tropische und große/siderische Tierkreis, in der Bibel „die vierundzwanzig Ältesten“, auch die 12 Seraphim-Engel und 12 Cherubim-Engel), zwölf Monate, das 12-Götter-Regiment der Griechen und Römer, die Zwölf Stämme Israels, die zwölf Söhne Jakobs, die zwölf Tierkreiszeichen und die zwölf Apostel. Die Bibel- wie die Märchenschreiber waren kundig im Verständnis, dass die die zwölf Tierkreiszeichen die zwölf archetypischen Grunderfahrungen des Menschseins symbolisieren. In der Natur analog physisch vom Beginn des Wachstums (Widder) über die Ernte und Ruhezeit (Fische) ebenso, wie psychologisch ideell der Mensch diese Stadien vom Beginn der Geburt (Widder) an über die Pubertät, Erwachsensein, Alter und Erlösung (Fische) durchläuft. Deshalb finden wir das Zwölferprinzip mit dem Dreizehnten als Erlösungsprinzip (Jesus-/Gottes-Prinzip) auch häufig in den altbekannten Märchen: Die zwölf Ritter der Tafelrunde, Dornröschen, Die wilden Schwäne, Die zwölf Brüder, Die zwölf Jäger, Die zwölf faulen Knechte, Die zwölf Räuber, die zwölf Töchter, etc.

Die Zahl Zwölf ist im Tarot die Karte des Gehenkten. Sie steht für den Tod des Alten, einen Übergang in Neues. Im tieferen Sinne steht die Zwölf für einen vollständigen Zyklus, die Rückkehr zum Ursprung. Sie wird als Verbindung des Menschlichen und Göttlichen gedeutet. Materielle und spirituelle Dimension wieder vereint, häufig aber auch verbunden mit einem Opfer.

Schon frühe Kulturen (Babylonier, Ägypter, China) beobachteten, dass ein Sonnenjahr (Erde umläuft einmal die Sonne) zwölf Mondzyklen beinhaltet – daher teilten sie das Jahr in zwölf Monate und zwölf Tierkreiszeichen. Die zwölf gilt seitdem als Zahl der kosmischen Vollkommenheit. So findet sie sich nicht nur in den Heiligen Schriften wie in der Bibel in oben genannten Beispiele wieder, sondern sie spiegelt sich auch in der Anatomie des Körpers: Wir haben z.B. zwölf Brustwirbel über dem Herzen, zwölf Hirnnerven und unser Körper regeneriert seine Zellen in zwölf Monaten.

Die Zahl 12 steht in der Zahlenmystik als 3x4 für das vollständig Gewordene und für Glück, sie ist die kosmische Zahl. Ihr gegenüber steht die Zahl 13 als göttliche Erlösungs-Zahl, denn in der Mitte der zwölf Apostel finden wir Jesu als dreizehnten. Er steht als Mittelpunkt und Orientierung stellvertretend für das Gottesprinzip und weist auf Absicht der Schöpfung, Weg, Sinn und Ziel hin. Die Zahl 13 repräsentiert die Christuszahl "der 12 und des Einen" (12+1).

Leonardo da Vinci malte als kundiger Astrologe die zwölf Jünger so, dass sie Anordnung und Gestik den zwölf Tierkreiszeichen entsprechen. Es handelt sich hier nach der alten astrologischen Charakterlehre um die zwölf Grundtypen, weshalb mit dieser Abendmahldarstellung in letzter Konsequenz nicht nur die zwölf Apostel, sondern die gesamte Menschheit angesprochen ist! Jesu als manifestes Gottes-/geistiges Sonnenprinzip inmitten der Menschenfamilie. Er erfährt sich durch uns, und wir erfahren Sinn und Erlösung durch ihn.

In der Astrologie sind das zwölfte Tierkreiszeichen, die Fische, das Zeichen des Christentums (lange Zeit vor dem Kreuz Symbol der Christen), der Spiritualität und der Menschenliebe. Jesus hat ja zum Zeitpunkt seiner Geburt das Fischezeitalter eingeleitet und gilt auch als „neptunischer Meister“. Venus symbolisiert die persönliche Liebe, Neptun, der erhöhte Planet von Venus, die himmlische Liebe. Der Spiegel der Fische, das 12. Haus im Horoskop, symbolisiert das Ende einer großen Entwicklung, an dem Opfer erbracht werden müssen, aber auch Erlösung naht, und an dem sich das Tor zur geistigen Welt öffnet. Die Zwölf ist wirklich eine bedeutende Zahl und es ist gewiss kein Zufall, dass es zwölf Apostel gab.

Das letzte Abendmahl ist ein großes Mysterium. In ihm spiegelt sich die gesamte Menschheit wider.

http://www.allgeier-verlag.de/sternbild/artikel.php?id=4062

Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci von rechts nach links: Simon Zelotes Kanaanäus (Widder), Thaddäus (Stier), Matthäus (Zwillinge -Identität mit Evangelisten ist nicht nachweisbar), Philippus (Krebs), Jakobus der Ältere (Löwe), Thomas (Jungfrau), Jesus (Gottes Sohn – Sonne – Schlangenträger*) Johannes (Waage), Judas Ischariot (Skorpion), Simon Petrus (Schütze), Andreas (Steinbock - Bruder des Simon Petrus), Jakobus (Wassermann- Sohn des Alphäus), Bartholomäus (Fische- Nathanael aus Johannes Evangelium.)

(*13. Sternzeichen Schlangenträger: Es steht auch für das Heiler-Zeichen (Symbol in der Medizin) und es gehört den Sternbildern, welche um die Erde gegliedert sind an, doch ist sein größter Teil „himmelwärts“ ausgerichtet – so wie Jesus, der in diese Welt kam, aber nicht von dieser Welt ist und mit seinem Leben Richtung „Himmel“ verweist.)

Leonardos Komposition zeigt Jesus in der Mitte des Bildes zu Beginn der Eucharistie. Mit ausgebreiteten Armen deutet er auf Brot und Wein. Er ist der Ruhepol des Geschehens, während die Jünger durch seine Ankündigung in Unruhe und Aufregung geraten sind. Experten wie Erich von Beckerath und Arnold Bittlinger gehen davon aus, dass die zwölf Apostel, die um Jesus geschart sind, den Tierkreis darstellen. Sie sind in vier Dreiergruppen angeordnet, den vier Jahreszeiten entsprechend: Frühling (Widder, Stier, Zwillinge), Sommer (Krebs, Löwe, Jungfrau), Herbst (Waage, Skorpion, Schütze) und Winter (Steinbock, Wassermann, Fische), und das Grundgesetz des Lebens zum Ausdruck bringend, nämlich Entstehen, Bestehen und Vergehen - nichts überlässt Da Vinci dem Zufall.

Ganz rechts am Kopf des Tisches sitzt Simon, der sehr radikal war und die Römer mit Gewalt vertreiben wollte. Leonardo verlieh ihm deshalb die scharf geschnittenen Gesichtszüge eines Kriegers. Diese unterstehen dem Tierkreiszeichen Widder und symbolisieren gleichzeitig den Kopf des Menschen. Auch Simons Hände zeigen die Bereitschaft einzugreifen, aktiv zu werden, wie es für das Widderprinzip charakteristisch ist. Gleich daneben ist Thaddäus, Leonardo hat ihm durch seine ausgeprägte Halspartie einen so genannten „Stiernacken“ verliehen. Matthäus schaut nach rechts und zeigt mit den Armen nach links. Das ist typisch für „Zwillinge“ – während sie etwas mit den Händen tun, sind sie mit dem Kopf und Gedanken schon ganz woanders. Auch physisch werden die Extremitäten in der Astromedizin den Zwillingen zugeordnet.  Die Hände des Apostels Philippus sind dagegen nach innen gekehrt und deuten auf seine Brust. Damit ahmt er das Tierkreissymbol des Krebses nach. Innerlich ist er zutiefst getroffen und gibt dadurch seinen Gefühlen Ausdruck. Alles ist rund an ihm, des Gesicht, die Schultern, seine Gebärden, er ist ganz Seele und Gemüt.

Im Zentrum gleich neben Jesus der Löwe Jakobus der Ältere (der Sohn des Zebedeus). Er gehört zu den erstberufenen Jüngern und hat damit eine ganz besondere Stellung. Jakobus strahlt löwetypisch Selbstbewusstsein und Ruhe aus, breitet seine schützenden Arme vor Jesus aus und legt damit sein Herz frei, das dem Tierkreiszeichen des Löwen zugeordnet wird. Er ist ein echter Löwe mit dieser wahrhaft königlichen Gebärde, dem wie Jesus die Sonne geordnet ist. Er sitzt ebenso stolz und aufrecht wie sein Meister. Der große Unterschied ist allerdings, dass Jesus die göttliche Sonne verkörpert (ähnlich unserer Mitte/Seele im Horoskop, wo er als Göttliches ebenfalls verborgen liegt), während Jakobus d. Ä. irdische Dominanz und Herrschaft ausstrahlt. Neben ihm die Jungfrau, der Apostel Thomas. Er ist der Apostel, der sich ausschließlich von der Vernunft leiten lässt. Er ist derjenige, der alles genau wissen will, damit er es richtig einordnen kann. Auf ihn geht die Bezeichnung „ungläubiger Thomas“ zurück, denn er war es, der an der Auferstehung Jesu zunächst zweifelte, bis er selbst seine Wundmale sah und sie als einziger berühren durfte. Johannes ist der „Lieblingsjünger von Jesus“ und Waage-Mensch. Er ist immer um Ausgleich bemüht und sitzt deshalb zwischen Jesus und Judas. Das Neue Testament berichtet, dass der aufbrausende „Donnersohn“ Johannes zum Apostel der Liebe wurde. Er hat also in sich selber die Gegensätze ausgeglichen und ist mit sich im Reinen. Johannes weiß, dass niemand ihn verdächtigen wird, Jesus zu verraten. Es genügt ihm, still und sanft dazusitzen und das unglaubliche Geschehen zu betrauern. Fälschlicherweise wird er manchmal als Maria Magdalena gedeutet, also als Frau von Jesu. Weil er während des Wirkens Jesu noch sehr jung gewesen sein soll, wird Johannes in der Bildenden Kunst immer bartlos und dadurch etwas femininer als die anderen gezeichnet. Neben Johannes ist Judas, der Skorpion. Seine Haltung fällt besonders auf, weil er als einziger unbeweglich verharrt. Er scheint innerlich isoliert zu sein und bleibt zerrissen unter der Last seines Verrats zurück. Sein Blick ist starr und geht über das Haupt von Jesus hinweg. Platziert ist er zwischen dem aufbrausenden Petrus und dem sanften Johannes, wodurch sein undurchsichtiger Charakter erst recht hervorgehoben wird. Außerdem erkennt man ihn am Geldbeutel. Er war der Geldverwalter im Kreise der Jünger. „Das Geld der anderen“ hat auch immer mit dem Tierkreiszeichen des Skorpions, welches das 8. Haus regiert, zu tun. Nach der Legende begeht der Skorpion in ausweglosen Situationen Selbstmord, ein Hinweis auf den Suizid des Judas und das Lebensthema der Skopriongeborenen, nämlich „Macht – Ohnmacht“ (in der erlösten Form „Eigenmächtigkeit“ – dann wird er als Adler dargestellt). Zwischen Judas und Johannes drängt sich der „Schütze Petrus“. Er gilt als temperamentvoll, seine Hand zeigt Aktion. Begierig will er erfahren, wer der Verräter sein soll. Damit steht er im Kontrast zum vergeistigten, sanften Johannes. Petrus symbolisiert den Schützen, der für „Glaube“ und „Religion“ steht. Themen des natürlichen 9. Schütze-Haus sind: Erkenntnisse sammeln und weitergeben, höhere Geistigkeit, Theologie, Philosophie, große Reisen. Da ist es nicht verwunderlich, dass Petrus der erste Bischof von Rom war und als Schutzpatron der Päpste gilt. Der Legende nach wurde Andreas an ein Kreuz mit einem schrägen Balken, dem so genannten „Andreaskreuz“ geschlagen. Er macht eine abwehrende Handbewegung als ob er sagen will: „Aber ich doch nicht!“ Damit grenzt er sich von den anderen ab, was typisch für den Steinbock ist. Jakobus, der Jüngere legt „ganz wassermännisch“ seine Hand auf die Schulter des Petrus und bringt damit seine Verbundenheit zu diesem Apostel zum Ausdruck. Die beiden gehören als enge Freunde zusammen und leiten später die christliche Gemeinde, als deren Säulen sie bezeichnet werden. Im natürlichen 11. Wassermann-Haus finden wir die Themen Freundschaft, Gesellschaft, Reformierung, Ethik und Transzendenz. Eine besondere Stellung nimmt Bartholomäus ein. Als Vertreter der Fische-Energie stützt sich er sich als einziger so auf den Tisch, dass man seine Füße ganz besonders gut sehen kann. In der Astromedizin ist dieser Teil des Körpers, auch „Flossen“ genannt, der Sitz der Spiritualität, körperlich werden dem Fischeprinzip ebenfalls die Füße zugeordnet. Noch heute wäscht der Papst den Kardinälen die Füße. Mit ozeanischem Weitblick schaut Bartholomäus auf das Geschehen und erkannt seine Dimension.

Leonardo hat auf diesem hintergründigen Bild nicht Einzelmenschen gemalt, sondern die Menschheit als Ganzes. In jedem der Apostel charakterisiert er ein Tierkreiszeichen, so wie diese als personifizierte Charaktertypen bereits in der Bibel dargestellt werden, und ordnete dieses Geschehen in das „große Abendmahl der Schöpfung“ ein. Denn gleichzeitig stehen die Apostel auch überpersönlich repräsentativ für die zwölf Archetypen (die zwölf Grunderfahrungen des Menscheins). In den zwölf Personen nehmen sie Gestalt an, wie es Gott in Jesu als menschgewordenes (göttliches) Sonnenbild tut.

Sigmund Freud schrieb über Leonardo da Vinci: „Er selbst glich einem Menschen, der in der Finsternis zu früh erwacht war, während die anderen noch alle schliefen.“